Tipps & Tricks 28.04.2003, 18:00 Uhr

RAM (SDRAM) wird nur zur Hälfte erkannt

Ich habe einen Fujitsu-Siemens-PC mit einem Intel Celeron 533 MHz-Prozessor und einem MS 6178 Mainboard mit einem Arbeitsspeicher von 64 RAM (Marken-RAM von Siemens «HYS 64V8300 GU...»). Nun habe ich den PC mit 128 SDRAM erweitern wollen. Erkannt werden aber nur 64 MB des neuen Riegels. Auf einem anderen Rechner wurde er richtig erkannt (128 MB). Können Sie mir helfen?
Da das RAM in einem anderen Computer einwandfrei funktionierte, können Sie davon ausgehen, dass der neue Speicher nicht defekt ist. Auch das Mainboard ist mit ziemlicher Sicherheit nicht defekt. Das Mainboard "MS 6178" stammt von MSI Computers [1] und verwendet den Intel-Chipsatz i810 [2] . Dies zu wissen ist in diesem Fall sehr wichtig für die Fehler-Analyse, dazu später mehr. Es gibt mehrere Möglichkeiten, warum der Speicher nicht erkannt wird.
1. Das Mainboard-BIOS braucht ein Update.
2. Die internationalen Spezifikationen für SDRAM wurden beim Herstellen des Speichers nicht beachtet, darum erkennt ihn das Mainboard nicht richtig (oder umgekehrt).
3. Der Speicher ist inkompatibel zum Chipsatz.
Punkt 2 ist trifft wohl nicht zu, da der Hersteller Siemens, bzw. Infineon die Industrie-Spezifikationen peinlich genau einhalten, ebenso Intel, die den Chipsatz für dieses Board lieferten. Punkt 1 ist möglich, wenn auch eher nicht der Grund fürs falsche Erkennen. Sie können aber, bevor Sie sich in den komplizierten Grund 3 einarbeiten, ein BIOS-Update durchführen, sofern ein neueres BIOS überhaupt für Ihr Mainboard existiert. Wie Sie ein BIOS-Update durchführen, steht hier: [3] . Sie müssen bei der Fujitsu-Siemens-Support-Homepage [4] mit der entsprechenden Computer-Nummer (welche das ist, steht auf der erwähnten Webseite) nach Updates für Ihr System suchen.
Zu Punkt 3:
Der Chipsatz bestimmt u.a., welches RAM Sie verwenden können. Sie haben einen SDRAM-Speicher von 128 MB gekauft. Im Handbuch Ihres Mainboards steht, dass Speichermodule von 8 MB bis 128 MB unterstützt werden [5] . Leider ist es aber so, dass jeder Speicher-Riegel, auch wenn er die gleiche Grösse hat, verschieden zusammengesetzt sein kann. Das heisst: ein Speicher-Riegel von 128 Mega-Byte-Grösse kann von Hersteller zu Hersteller INTERN anders aufgebaut sein (dazu weiter unten mehr). Und manchmal ist der interne Aufbau nicht mit jedem Chipsatz kompatibel. Dies ist bei Ihnen wahrscheinlich der Grund fürs Problem.
Lassen Sie mich dies anhand eines Beispiels erklären:
Sicher ist Ihnen schon aufgefallen, dass auf jedem Speichermodul (der eigentliche Speicher-Riegel) einige schwarze Chips aufgelötet sind. Diese schwarzen ICs (Integrated Circuits = Integrierte Schaltungen, auch Chips genannt) sind der eigentliche Speicher, auch SDRAM oder DRAM genannt. Hier werden die Daten vom Computer abgelegt. So sieht einer dieser ICs von aussen aus:Der interne Aufbau eines solchen DRAMs ist nicht immer gleich. Intern besteht ein IC aus mehreren, übereinander gelegenen Speicherfeldern, jedes Speicherfeld ist in einer Matrix (dazu unten ein Bild) angeordnet. Wenn von der Anordnung der Speicherfelder die Rede ist, wird vielfach auch von "Organisation" gesprochen. Im Handbuch Ihres Mainboards treffen Sie auf Seite 19 auf folgende Tabelle:Was besagt sie?
In der Spalte "DRAM-Tech." wird die Grösse eines DRAM-Chips in Megabit angegeben - diese Angabe wird meist als "Speicherdichte" oder "Packungsdichte" bezeichnet. Achtung: die Speicherdichte/Packungsdichte bezieht sich immer auf einen IC (ein DRAM), nicht den Speicher-Riegel als ganzes. Die Angabe in Bit ist üblich, grundsätzlich ist die Messeinheit Megabit (kurz MBit oder Mb). Um diesen Wert auf die bekanntere Grösse Megabyte umzurechnen, muss man den MBit-Wert durch 8 teilen (da 1 Byte = 8 Bit).
[6]Im Feld "DRAM-Dichte u. Breite" wird jeweils der in der ersten Spalte ("DRAM-Tech.") angegebene DRAM-Chip (im ersten Beispiel 16 MBit = 2 Megabyte) nochmals detaillierter angegeben. Jeder DRAM-Chip besteht aus unterschiedlich vielen Speicherfeldern, die übereinander liegen. Dazu eine schematische Grafik unseres Schwester-Online-Portals tecChannel :Zurück zur Handbuch-Grafik: In der ersten Zeile sehen Sie den Wert "1 M x 16" - dies Angabe wird meist "Packungs- oder Speicherdichte" genannt. Das heisst, ein DRAM-Chip, der 16 Mbit (= 2 MByte) gross ist, enthält 16 Speicherfelder, von je 1 Mbit (0.125 MByte) Grösse. Dies ergibt wieder die zu Beginn errechnete Grösse von 2 Megabyte (16 x 0,125 = 2) pro DRAM-, bzw. SDRAM-Chip.
Zurück zu Ihrem Speicher-Riegel. Sie haben ein Modul von 128 MByte. Dieses Modul kann aus 4, 8 oder 16 SDRAM-Chips bestehen. Die Organisation jedes einzelnen dieser Chips beträgt entweder 4 M x 16, 8 M x 8 oder 16M x 4 (bei einer Kapazität (= Packungsdichte) von 64 MBit [= 8 Mbyte] pro Chip) oder 16 M x 8 (bei einer Kapazität (= Packungsdichte) von 128 Mbit [= 16 Mbyte] pro Chip) oder 16 M x 16 (bei einer Kapazität (= Packungsdichte) von 256 Mbit [=32 MByte] pro Chip).
Aus der Angabe der Intel-Spezifikationen kann man entnehmen, dass der i810-Chipsatz SDRAM-Chips von 256 MBit nicht unterstützt:
"8 MB to 256 MB using 16Mb/64Mb technology (512 MB using 128Mb technology)"
Haben Sie also einen Riegel gekauft, der diese Packungsdichte aufweist, wird er nicht richtig erkannt. Theoretisch wäre nach der Intel-Definition eine Packungsdichte von 128 MBit möglich. Im Handbuch zu Ihrem Mainboard ist diese Packungsdichte jedoch nicht aufgelistet, könnte aber dennoch funktionieren. Bleibt noch die Packungdichte von 64 MBit pro Chip. 64MBit-ICs gibt's in den drei Bauformen (Organisation) 4M x 16, 8M x 8 und 16M x 4.
In den Intel-Spezifikationen des i810-Chipsatzes steht:
"Support for x8, x16 and x32 DRAM device width"
Das heisst: weisen die Chips Ihres Speichermoduls eine x4-Ogranisation auf (16 M x 4), wird der Riegel nicht richtig erkannt. 64MBit-DRAMs gibt's wie oben erwähnt in den drei Bauformen 4M x 16, 8M x 8 und 16M x 4.
Wie finden Sie heraus, welche Organisation, bzw. Speicherdichte Ihr RAM besitzt? Wenn das RAM keinen Aufkleber über die verwendete Speicherdichte pro Modul hat, können Sie anhand der einzelnen DRAMs auf deren Speicherdichte schliessen. Haben Sie z.B. ein Speichermodul mit 128 MByte Grösse und 16 DRAM-Chips drauf, teilen Sie 128 : 16 = 8. Jedes DRAM hat in diesem Fall eine Packungsdichte von 8 MByte = 64 MBit. Die Organisation (also z.B. 4M x 16) sollte im Idealfall auf dem Modul angegeben sein, sei es als Kleber oder eingebrannt auf dem Riegel. Ist dies nicht der Fall und es existieren keine Datenblätter vom RAM-Hersteller, wird es schwierig, die tatsächliche Speicherdichte zu eruieren.



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