News 14.07.2016, 07:35 Uhr

UPC: «Uns stört, dass Netflix lügt»

Dass viele Schweizer UPC-Kunden über langsame Netflix-Streams klagen, stört naturgemäss auch Liberty Global, den Mutterkonzern von UPC.
Netflix veröffentlicht monatlich Performance-Messungen. Dabei schneidet in der Schweiz UPC regelmässig schlecht ab, auch wenn man in letzter Zeit nicht mehr die Laterne in der Hand hält. Der Schwarze Peter wird munter zwischen den Parteien hin- und hergeschoben: Während Netflix sagt, nicht genügend Bandbreite zu erhalten, heisst es von Seiten UPC, dass man von Netflix weniger Daten bekomme. Nun hat sich der höchste UPC-Mitarbeiter, Liberty Global Chef Mike Fries, im deutschen «Handelsblatt» zur Beziehung mit Netflix geäussert. Und sagt: «Uns stört, dass Netflix lügt. Netflix und andere Anbieter haben sich darüber beschwert, dass ihre Dienste bei uns oder anderen langsamer laufen. Sie erstellen ein Ranking von Internetanbietern, wie gut ihre Filme gesehen werden können. Wenn es Probleme gibt, hängt das allerdings oft damit zusammen, dass sie uns die Daten nicht richtig zuführen. Das ist also nicht unser Fehler.» Es ärgere ihn, dass Netflix Anbieter bestraft, falls diese keinen Deal abschliessen wollen. Grundsätzlich hat Fries Freude an Netflix und ähnlichen Anbietern. Es seien gute Zusatzangebote zum Kabelanschluss.
Eine andere Meinung als Fries vertritt Fredy Künzler, Chef des Schweizer Internetproviders Init7. Uns gegenüber sagte er, dass Netflix Internetprovidern spezielle Cache-Server zur Verfügung stelle, die in geografischer Nähe der Endkunden installiert würden. Mit diesen würden die Streams ohne Performance-Einbussen laufen. Doch UPC Cablecom nutze das Angebot von Netflix nicht. «Im Gegenteil, grosse Anbieter wollen von Netflix nochmal bezahlt werden, obwohl die Endkunden mit der Abogebühr die Bandbreite bereits bezahlt haben. Eigentlich erleben wir ein Déjà-vu», meint Künzler zu PCtipp. «Es geht schlussendlich um dieselbe Debatte über Netzneutralität, über die sich die US-Kabelnetzbetreiber Comcast & Co. bereits im letzten Jahr mit Netflix herumgeschlagen haben», so Künzler.



Kommentare
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PC-John
14.07.2016
... Alle lügen. Jeder will das grosse Geld verdienen ohne aber irgendetwas zu investieren. Es ist einfacher den schwarze Peter hin- und herzuschieben... Wem sagst du das? Das Problem scheint mir leider ganz gezielt begründet zu liegen: Das US-amerikanische Rechts-System, -Auffassung, und -Sprechung. Warum das denn? In den USA kann Unrechtmässigkeit (was alles damit gemeint werden kann) mit Geld abgegolten werden. Und jede Meldung wie "Ja, wir wissen um diesen Umstand, wir arbeitend daran", kann als Schuld-Eingeständnis eingeklagt, und sofort mit Millionen-Forderungen begleitet werden. Und die grössten Idioten bekommen sogar noch "recht" dazu. Also schiebt man den schwarzen Peter viel preisgünstiger erst mal eine Zeitlang hin und her, in der Hoffnung, dass man das Problem in der Zwischenzeit erledigen kann. PC-John

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stadlerru
14.07.2016
Lügen Lügen ..... Mich stört weder das eine noch das andere. Ich verzichte auf beide!!

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Klaus Zellweger
14.07.2016
Netflix in der Bringschuld Meine Erfahrungen der letzten drei Jahre mit UPC sind hervorragend: beim Tempo, bei der Zuverlässigkeit, bei der Router-Freiheit und beim Support. Natürlich erzählt hier jeder seine Version der Geschichte und keiner von uns weiss, wer die Wahrheit sagt. Aber aus dem Bauch heraus schlage ich mich spontan auf die Seite von UPC.

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Midori
14.07.2016
Sehe es auch so, dass jeder seine Version der Geschichte erzählt. Ich glaube aber schon Professor gehört zu haben, dass Netflix in der Tat Server näher bei den Kunden aufstellt. Ob Cablecom oder auch andere das nutzt oder nicht? Keine Ahnung. Was mich stört ist der Bezug zur Netzneutralität, wo es nicht um Netzneutralität geht: «Es geht schlussendlich um dieselbe Debatte über Netzneutralität, über die sich die US-Kabelnetzbetreiber Comcast & Co. bereits im letzten Jahr mit Netflix herumgeschlagen haben», so Künzler. Dazu ein englischer Artikel: Why Your Netflix Traffic is Slow, and Why the Open Internet Order Won’t (Necessarily) Make It Faster (der spannende Absatz ist der drittletzte) Die Kurzfassung: Beim Streit in den USA ging es nicht um Netzneutralität, sondern um die Frage, wer für eine Direktverbindung zwischen Comcast und Netflix bezahlen soll, welche ansonsten über weitere Service Provider (zwischen Netflix und Comcast) ablaufen würde. Dies hat mit priorisiertem Traffic nichts zu tun, sondern nur damit, wer der grössere Profiteur einer Direktverbindung ist, sprich wer dem anderen einen Ausgleich bezahlen soll. Dies wiederum ist eine klassische Frage der Marktmacht und da hat Netflix verloren. In der Schweiz sieht das vermutlich anders aus.