News 29.09.2006, 13:45 Uhr

Intel denunziert AMD - bei jeder Gelegenheit

Auf dem IDF in San Francisco. In den Keynotes für den Server- und Mobil-Bereich. Es geht um Kunden, Marktanteile und viel Geld. Der PCtipp nennt die Hintergründe.
"Im Krieg und in der Liebe sind alle Mittel erlaubt". Was sich jedoch Intel auf dem IDF [1] in San Francisco derzeit herausnimmt, stellt einen neuen, traurigen Höhepunkt an Anfeindung dar. Der Halbleiter-Gigant lässt es sich nicht nehmen, bei nahezu jeder grösseren Rede den Erzrivalen AMD zu diffamieren und dessen bis dato erfolgreiches Prozessor-Produktportfolio lächerlich zu machen.
Zur Chronologie der Ereignisse: Bereits im zweiten Teil der Eröffnungsrede von Paul Otellini am 25. September attackierte Chief Technology Officer (CTO) Justin Rattner AMD beziehungsweise die Server-CPU Opteron der Firma. Er schmiss während der Rede ein offensichtlich kaputtes Netzteil in den Papierkorb. Auf dem Eimer stand "für überholte Technik", Er blickte danach nochmals kurz hinein und meinte: "Da liegt ja ein Opteron drin" (obiges Bild).
In der nächsten Keynote-Ansprache Digital Enterprise von Intels Nummer 2 Pat Gelsinger am folgenden Tag ging das muntere Entwerten des Konkurrenten weiter. In einem Live-Benchmark für Server-Systeme wurde ein Intel-Rechner mit zwei Doppelkern-CPUs (2x Xeon 5100) gegen einen AMD-System mit zwei Doppelkern-CPUs (Opteron 285) verglichen. Das Ergebnis: Das Intel-System lag leistungsmässig rund 70 Prozent vor dem gleich getakteten AMD-Pendant, verbrauchte aber etwa 20 Prozent weniger Strom. Leider blieb Gelsinger die Antwort auf die exakte Konfiguration der beiden Systeme schuldig. "Sie seien gleich gut ausgestattet" hiess es. Um noch weiter zu reizen, wurden die beiden Xeon-5100-CPUs gegen zwei neu vorgestellte Quad-Core-CPUs (Codename Clovertown) ersetzt und anschliessend die Leistung gemessen. Das Ergebnis: Nochmals eine 20-prozentige Leistungssteigerung. Gelsinger wies dabei fast schon süffisant darauf hin, dass es sich um "geringer getaktete Modelle handele".
Als Gelsinger ein neues Sicherheitskonzept vorstellte, das den unerlaubten Zugriff auf Passwörter verhindern soll, wurden auf zwei grossen Leinwänden die Passworteingaben mit und ohne Verschlüsselung demonstriert. Auf dem Grossbildschirm ohne Verschlüsselung war für jeden der etwa 1500 Keynote-Gäste "i hate amd" (übersetzt: Ich hasse AMD, Bild oben) zu lesen.
Den bisher letzten Ausrutscher leistete sich Intel in der Keynote Mobility. Auch hier gab es eine Live-Demonstration von zwei Notebooks: Eines mit Doppelkern-CPU vom direkten Konkurrenten (Anmerkung der Red.: Dabei handelt es sich um ein Laptop mit AMD Turion-64-X2-CPU), und eines mit Intels, so wörtlich, "über eine Jahr altes Notebook mit einer Intel-Doppelkern-CPU Core Duo". Auch hier wieder das gleiche Spiel: Das Intel-Notebook deklassierte in einem Benchmark das mit einer AMD-CPU ausgestattete Notebook um etwa 30 Prozent. Daneben wurde eine Folie aufgelegt, die das schlechte Abschneiden von mobilen AMD-CPU verdeutlichen soll (obiges Bild). Bei dem Vergleich kam allerdings lediglich der PCMark05 zum Einsatz. Unter Kennern gilt der Benchmark als Intel-lastig und kann zumindest nicht allein ein detailliertes Bild über die Leistung eines Prozessors abgeben.
PCtipp meint: Intel musste zuletzt (die letzten 3 Jahre) vor allem im Server-Markt herbe Verluste einstecken. Erzrivale AMD knappste mit seinem Flaggschiff, der Opteron-CPU, dem übermächtigen Rivalen Prozentpunkt um Prozentpunkt vom lukrativen Servermarkt ab. Zurzeit sind es gute 25 Prozent. Den letzten Tiefpschlag erlitt Intel, als kürzlich Exklusivkunde Dell offiziell ankündigte, auch Opteron-Server von AMD seiner Kundschaft anzubieten. Wohl aus diesem Grund liess Intel die Firma Dell - als eigentlich gerngesehener Gastrednern - aussen vor, und gab eher Firmen, die in der zweiten Reihe stehen, den Vortritt, um die gute Zusammenarbeit vor dem Fachpublikum zu bekräftigen. Dabei hätte Intel gar nicht nötig, sich auf dieses billige Niveau herabzulassen. Die Produkte sind ansprechend und haben viel Potenzial. Das entsprechende Fingerspitzengefühl - statt immer wieder übel nachzutreten - hätten das Fachpublikum ebenso überzeugt.



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