News 30.09.2016, 12:25 Uhr

Langstrecken-WLAN soll Verbindungsprobleme in den Bergen lösen

Indem Relais-Stationen auf Berggipfeln installiert und Kunden mit Antennen und Routern ausgestattet werden, will eine Appenzeller Firma tun, was Swisscom nicht überall tut: Für einwandfreien Empfang sorgen.
Eigentlich kann jeder Schweizer Haushalt mit mindestens 2 MB im Internet surfen. Das garantiert die Grundversorgung, für deren Ausbau Swisscom Steuergelder und gutgesinnte Politiker erhält. Doch in der Realität gibt es verschiedene Regionen, die ein wesentlich langsameres oder überhaupt kein Internet haben. Wer in den Bergen wandern geht, weiss, was gemeint ist.
Dieses Problem will Markus Breitenmoser lösen. «20 Prozent Prozent der Schweizer Bevölkerung wird nie einen Glasfaseranschluss erhalten, höchstens Breitband», sagt Breitenmoser. «Ich kenne viele Leute, die nach wie vor nur Edge haben, und das wird auch nicht besser werden.»

Rund 50 Kilometer Reichweite

Seine Firma swiss-wlan GmbH hat deshalb auf den Appenzeller Hügeln Kronenberg und Gäbris Relais-Stationen aufgebaut, die WLAN in die entlegenen Berg- und Taldörfer bringen soll. «Als Appenzeller bin ich in den Bergen aufgewachsen. Es hat mich gestört, dass so viele Menschen im heutigen Zeitalter offline und damit vom Weltgeschehen abgeschnitten sind», sagt swiss-wlan CEO Markus Breitenmoser.
Das Prinzip ist einfach: Mit Glasfaser geht es zu den Relaisstationen, von wo aus die Signale an den Kunden gesendet werden, dem eine Antenne aufgestellt und ein Router installiert wird. Die Preise variieren je nach Bandbreite, Standard-Angebote sind 10/10 MB bis 40/40 MB. Preise will Breitenmoser auf seiner Webseite nicht bekanntgeben, «aus psychologischen Gründen, damit die Konkurrenz uns nicht kopieren kann», wie er uns am Telefon sagt.  
Die Reichweite seines Langstrecken-WLANs beeindruckt, ein Kunde empfängt die Signale 45 Kilometer vom Gäbris entfernt. Die Schüssel ist entsprechend grösser, der Preis wohl auch. Theoretisch sind bis zu 100 Kilometer machbar, in der Realität wären über 50 Kilometer aber wenig sinnvoll. Breitenmoser bietet die Möglichkeit, für eine bestimmte Zeit Bandbreite zu bestellen. Für Menschen mit Ferienhäuschen im Appenzell vermutlich lohnender, als für zwei Monate Nutzung irgendwo ein Jahresabo zu lösen.
Nicht nur die Appenzeller sollen von Breitenmosers Angebot profitieren können, er träumt gross: Im Wallis und in Graubünden würden bald auch Relais-Stationen stehen, verspricht Breitenmoser. Das Projekt nennt er «Internet für Alle», wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl, dass nach den drei Regionen nicht Schluss ist.
Spannend ist das Projekt auch, weil Swisscom bis Ende 2017 All-IP-Telefonie überall eingeführt haben will. Das bedeutet, dass in jedem Haus eine Internetverbindung vorhanden sein muss, ansonsten gibt's kein Festnetz. Bis anhin versucht Swisscom, in entlegenen Regionen via Satellit für genügend Empfang zu sorgen – das Ergebnis ist nicht immer berauschend.



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