News 22.02.2018, 10:31 Uhr

Swisscom bringt 5G noch in diesem Jahr

Swisscom will den 5G-Startschuss um zwei Jahre vorverlegen. Allerdings muss dazu die Vergabe der nötigen Frequenzen beschleunigt werden.
Swisscoms Netzchef Heinz Herren will 5G schon zwei Jahre früher massentauglich machen
Quelle: nmgz
In einem Interview mit dem Tages-Anzeiger gibt sich Swisscoms-Netzchef Heinz Herren zuversichtlich, einen vorzeitigen 5G-Start bereits im vierten Quartal 2018 anzustreben. Herren begründet die ehrgeizige Zielsetzung mit einer schnelleren Voranschreitung der Standardisierung. Ausserdem habe der Netzwerkausrüster Ericsson die nötigen Hardware- und Software-Komponenten früher als erwartet liefern können. Darüber hinaus setze man sich zusammen mit der ETH Lausanne und dem Mobilfunkausrüster schon seit zwei Jahren intensiv mit dem Thema auseinander, sagt Herren. Ein grosses Fragezeichen jedoch bleiben die nötigen Frequenzbänder, deren Vergabe nun zügig über den Tisch gehen müsse.
Information
Wie schnell ist 5G eigentlich?Aktuell ist 4G bzw. LTE die schnellste Mobilfunktechnik. Während 4G bis zu 100 Megabit pro Sekunde erreichen kann, soll 5G eine Download-Geschwindigkeit von bis zu 10'000 Megabit erreichen, was ungefähr dem 100-Fachen der LTE-Leistung oder konkret etwa 1,25 Gigabyte pro Sekunde entspricht. Handfeste Daten gibt es aber noch nicht, da an der Technologie noch geforscht wird. Darüber hinaus soll die Kapazität um das 100-Fache anwachsen.

Swisscom hofft auf Lockerung der Strahlenschutzverordnung

Herren rechnet mit einer staatlichen Versteigerung der nötigen 5G-Frequenzen in der zweiten Jahreshälfte, will sich aber gegenüber Salt und Sunrise nicht finanziell im Vorteil sehen. Auf die Frage, ob man dabei die «Kriegskasse» ausspielen werde, antwortet Herren, dass dies einfach nicht der Wahrheit entspreche. Salt sei schliesslich im Besitz des französischen Multimilliardärs Xavier Niel, der schon sehr viel Geld aus der Firma abgezogen habe, während Sunrise über 500 Millionen Franken mit dem Verkauf durch Mobilfunkmasten eingenommen habe. Selber hätte man im letzten Jahr im Kerngeschäft mit Umsatzeinbussen von 199 Millionen Franken zu kämpfen gehabt und gerade das Sparziel bis 2020 erhöht. Eine grosse Hürde, die dem Telko aber noch im Weg stehen könnte, sind die regulatorischen Rahmenbedingungen bei der Strahlenschutzverordnung (NISV), da andere europäische Länder gegenüber der Schweiz zehnmal höhere Grenzwerte zulassen. Daher hofft Herren auf eine rasche Anpassung bzw. Lockerung der strengen Vorschriften. Laut Swisscom habe die WHO noch keinen Nachweis zu gesundheitlichen Schäden bei höherer Mobilfunkstrahlung nachweisen können.
Geschwindigkeitstest im Swisscom-Shop an der Zürcher Füsslistrasse (2017)
Bis sich der 5G-Standard bei Endkunden durchsetzen wird, dauert es aber noch bis 2020. Erst dann dürften deutlich mehr Smartphones mit den Mobilfunkchips der nächsten Generation bestückt sein. Die ersten Hersteller werden 5G-fähige Chips ab 2019 in ihre Smartphones integrieren, während am Mobile World Congress in wenigen Tagen wahrscheinlich erste Geräte wie Router und Funksticks ihr Debüt zelebrieren. Ausserdem sieht der neue Zeitplan der Swisscom nach eigenen Angaben die schweizweite Abdeckung frühestens in zwei Jahren vor.

Autor(in) Simon Gröflin



Kommentare
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atomar
22.02.2018
Natürlich nur für Ballungscentren Auf dem Land muss man teilweise schon dankbar sein, wenn man überhaupt Verbindung zum telefonieren hat.