News 17.04.2009, 08:16 Uhr

Wo landet unser Elektroschrott?

Schon beim Kauf elektronischer Geräte bezahlen Konsumenten für die Entsorgung. Umweltgerechtes Recycling garantiert dies allerdings nicht. Und: Bei Aldi tappt man ganz im Dunkeln.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte für einen Test einen gebrauchten Fernseher mit einem GPS-Sender präpariert und übergab diesen an eine Recyclingfirma in England. Diese verkaufte das defekte Gerät aber weiter an ein Unternehmen namens BJ Electronics, das den Fernseher schliesslich in die grösste nigerianische Stadt, Lagos, verschiffte – von umweltgerechter Entsorgung also keine Spur.
Leider handelt es sich dabei um keinen Einzelfall. Auch Ware aus der Schweiz landete schon in Drittweltländern, wie Greenpeace in ihrem Ghana-Report vom August 2008 festhält. Dies bestätigt auch Marco Buletti vom Schweizer Bundesamt für Umwelt (Bafu): «Es ist zwar selten, dass Elektroschrott aus der Schweiz in Drittweltländern landet. Dennoch kommt es vor.»
Das Problem dabei: Ohne sachgerechte Entsorgung können Elektronikgeräte der Umwelt enormen Schaden zuführen, denn sie enthalten oft gefährliche Giftstoffe. Um dies zu verhindern, bezahlen Schweizer beim Kauf jedes elektronischen Geräts eine vorgezogene Recyclinggebühr (vRG). Diese finanziert zwar die spätere Entsorgung, schliesst aber nicht zwingend ein umweltgerechtes Recyceln ein. PCtipp wollte deshalb wissen, wie prekär die Situation wirklich ist.
So läuft es in der Schweiz
Jeder Schweizer Händler muss elektronische Geräte zurücknehmen. Dabei spielt es keine Rolle, wo Konsumenten das Handy, den Kühlschrank oder den Röhrenfernseher gekauft haben. Es gilt aber folgende Einschränkung: Die Händler sind laut geltendem Gesetz nur dazu verpflichtet, Gerätekategorien zu akzeptieren, die sie im Sortiment führen. Dazu ein Beispiel: Verkauft ein Elektronikdiscounter in kleineren Filialen keine Fernseher, muss er diese Produkte dort auch nicht zurücknehmen.
Finanziert wird dieses Entsorgungssystem mit der vorgezogenen Recyclinggebühr, die der Konsument beim Kauf der Geräte bezahlt. Sie richtet sich nach dem Gewicht des Produkts. Die Händler zahlen die vRG an Swico Recycling. Dieser Verband holt den Elektroschrott ab und lässt ihn bei einem der sieben Partner in der Schweiz wiederverwerten – sofern technisch möglich. Kupferhaltige Elemente werden beispielsweise laut Verbandspräsident Paul Brändli nicht hier, sondern in speziellen Anlagen im Ausland verarbeitet.
Ausreisser Aldi
An diesem Recyclingsystem beteiligen sich alle grossen Händler wie Brack, Coop, Digitec, Fust, Interdiscount, Media Markt und die Migros – insgesamt über 500 Firmen. Nur ein bekanntes Unternehmen macht nicht mit: Aldi.

Autor(in) Reto Vogt



Kommentare
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Nitro
17.04.2009
Das praktische an Mediamarkt ist das man fast alles bekommt - und so eigentlich auch alles entsorgen kann. Über die Jahre sammelt sich immer wieder alter Elektronikschrott im Haus an. Wir fahren dann immer beim MM vor, da kann man schön alles in ein Sammelcontainer werfen. Brauchbare Geräte versuche ich immer erst selber zu "verwerten", sprich Flohmarkt, Ebay ect. und man glaubt nicht was die Leute alles kaufen. Auch könnte man bei den Kehrrichtsverbrennungsanlagen vorbeigehen die haben auch Sammelstellen wo sortiert wird. Klar da muss man wenn man nicht aufpasst bezahlen, aber normalerweise reicht der "Gutschein" den man bekommt immer und beim rausfahren bekommt man sogar meist einen neuen.

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Only-7
17.04.2009
wenn der aldi nicht mitmacht dann gehe ich halt zu lidel; ne ich kaufe alles in der schweiz muhaa mfg -------------------------------------------------------------------------------------------- (f)etter schuhmode

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Maxtech
17.04.2009
Dachte gemäss Swico Verordnung muss jedes Unternehmen das Elektronikartikel führt alte Geräte zurück nehmen. Was sind das für larsche Bundesämter, oder gelten Gesetze nur für Schweizer Firmen

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Google
17.04.2009
Kann ich in dem Fall: Fernseher bei Aldi kaufen -> vrg sparen Fernseher beim MM fachgerecht entsorgen lassen? Irgendwie komisch... Und was passiert jetzt wenn ich den Fernseher bei Aldi entsorgen lasse?

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BlackIceDefender
17.04.2009
Aldi befolgt das gesetz, denn sie nehmen Geraete zur Entsorgung zurueck. Es gibt kein gesetz, das Aldi dazu verpflichtet, in einem privaten Verein - dem Interessenverband Swico Recycling - beizutreten. Die Bundesverordnung schreibt auch die Kostenverrechnung nicht vor. Recycling - was nicht das selbe ist wie Entsorgung - kann nur Geldabwerfend getan werden, wenn es grossvolumig betrieben wird. Da ist eine kleine vereinsloesung auf einem Territorium von 100 Quadratmeilen nicht effizient. Bei Aldi als deutschen Unternehmen kann angenommen werden, dass deren Ladennetz in deutschland schon eine loesung hat - denn auch deutschland hat solche vorschriften. die paar neuen filialen in der schweiz sind logistisch wohl an den sueddeutschen raum angeschlossen - somit ist eigentlich der Anschluss der Entsorgungsstroeme an deren deutsches System nur logisch und konsequent. Die Basler Konvention ("Basel Convention on the Control of Transboundary Movements of Hazardous Wastes and their Disposal") bezieht sich auf Giftmuell. Das ist eigentlich auf Elektronische Geraete nicht einfach so anzuwenden: Waere sie uneingeschraenkt auf Elektroschrott anwendbar, dann waere dieser im Neuzustand und verpackt auf dem Weg ZUR Verkaufsstelle auch schon dieser Konvention unterstellt und duerfte somit nicht ueber eine Staatsgrenze hinweg importiert werden. Denn die giftigen Substanzen sind schon drin. (und so Einiges ist halt schon Schrott) Umgekehrt kann somit auch gesagt werden, dass unzerlegte Elektronische Geraete im gebrauchten Zustand und unverpackt auf dem Weg WEG von der Verkaufsstelle kein Giftmuell ist, und damit ueber eine Staatsgrenze hinweg exportiert werden kann. Elektronik hat sehr viele wertvolle Substanzen, die durch das recycling zurueckgewonnen werden koennen (darunter erstaunlich viel gold). aber das rentiert eben nur im grossen rahmen. Elektroschrott unzerteilt in eine Anlage zu exportieren, wo kosteneffizient recycliert werden kann, macht somit sinn. Ich sehe die tatsache, dass aldi da an den pranger gestellt wird, eher als ein lahmer diskreditierungs-versuch der inlaenischen konkurrenz - weil sie sehen, dass die in der schweiz uebliche mikro-logistik langsam aber sicher zu teuer wird. UND: aehnlich wie bei parallel-importen sperren dzwischenhaendler wohl bei parallel-exporten. nebenbei: wo ist die ergebnissrechung des verbandes zu den vorgezogenen gebuehren und den wahren kosten, bzw. was mit der differenz geschieht?

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coceira
19.04.2009
bzw. was mit der differenz geschieht? ............wird als bonus an die geschaeftsleitungsmitglieder verwendet

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BlackIceDefender
19.04.2009
............wird als bonus an die geschaeftsleitungsmitglieder verwendet weil diese eine andere Art von Giftmuell so gut entsorgen: Toxic Assets.

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Ayiana
27.01.2010
Remarketing statt Recycling In vielen Fällen sollte man sich doch fragen, ob Recycling überhaupt der richtige Weg ist. Als letzter Ausweg, sicherlich. Aber heutzutage werden doch jede Menge Elektrogeräte entsorgt, die gar nicht wirklich kaputt sind, sondern einfach nur durch etwas Neueres ersetzt wurden. Von diesen alten Geräten kann noch jemand profitieren! Deshalb sollte Remarketing das neue Stichwort sein. In entsprechenden Geschäften werden die Geräte auf ihre Funktionstüchtigkeit untersucht, gegebenenfalls repariert, geputzt und wieder verkauft. Was wirklich nicht mehr zu verkaufen ist wird auch hier dem Swico-Recycling zugeführt. Das System ist zwar noch nicht sehr weit verbreitet, aber es gibt in der Schweiz bereits einige kleinere Geschäfte die sich darauf spezialisiert haben.

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Nebuk
27.01.2010
Gleich zu Beginn, der Thread ist fast ein Jahr alt. Altes neu/weiterverkaufen wird sich kaum durchsetzen, da die Firmen daran nichts verdienen. -> Das ist das selbe wie bei den Computerspielen

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Gaby Salvisberg
27.01.2010
Altes neu/weiterverkaufen wird sich kaum durchsetzen, da die Firmen daran nichts verdienen. -> Das ist das selbe wie bei den Computerspielen Man könnte natürlich eBay und Ricardo auch als eine Art "Remarketing"-Plattform sehen. Da werden doch haufenweise Occasionen verröstet. Gruss Gaby