Kommentar 18.09.2009, 06:00 Uhr

Zahlenmagie

Als Ergänzung zum gut klingenden, aber nichtssagenden Marketinggeschwurbel werfen uns Gerätehersteller gerne auch gut klingende, nichtssagende Zahlen an den Kopf.
Zahlen in den technischen Daten suggerieren unbestechliche Objektivität. Doch nicht selten sieht das nur so aus. Das bekannteste Beispiel sind die Megapixelrekorde bei Handys und Kompaktkameras. 12 Megapixel nützen wenig, wenn das Objektiv nur 3 Megapixel abbilden kann. Früher waren es die Taktfrequenzen bei Computern: Auch sie sind nur ein Puzzlestein, der mit den anderen harmonieren muss, um wirklich mehr Leistung zu bringen.
Seit ich mich vermehrt mit Fernsehern beschäftige, stosse ich auch da immer wieder auf ganz merkwürdige Angaben. Galt noch vor kurzer Zeit ein Kontrastverhältnis von 3000:1 bereits als Wunderwerk der Technik, sieht man nun plötzlich Werte wie 50'000:1 oder 5'000'000:1. Das Zauberwort heisst «dynamischer Kontrast». Heisst so viel wie: Der Bildschirm kann diesen Kontrast nur zeitversetzt darstellen. Damit wird die Angabe weitgehend witzlos. Ich kann auch mitten in der Nacht einen Scheinwerfer anzünden und ausschalten und habe dann einen dynamischen Kontrast von, sagen wir 5'000'000'000'000:1.
Der neuste Gag bei den TVs ist das Hertz-Wettrüsten. Lange Zeit hielt man 50 Hz für okay, da ja das Eingangssignal auch nur 50 Hz hat und ein LCD nicht flimmert wie ein Röhrenfernseher. Dann mussten es plötzlich 100 Hz sein, mit künstlich errechnetem Zwischenbild. Aber auch solche ohne Zwischenbilder schrieben sich «100 Hz» ins Datenblatt oder sogar in die Eigenlob-Pressemitteilung. Kaum hatte die Öffentlichkeit langsam bemerkt, dass man zwischen echten und falschen 100 Hz unterscheiden muss, trat Sony mit 200 Hz auf den Plan. Und nun prangte an der IFA an verschiedenen Ständen in riesigen Lettern «600 Hz».
Flimmert ein 600-Hz-Monitor sechs Mal weniger als einer mit 100 Hz? Wohl kaum. Warum schaffen alle Plasma-TVs 600 Hz, die LCDs nur 200, obwohl die es dringender nötig hätten? Bedeutet die Angabe bei Plasma gar etwas anderes als bei LCD? Und welcher Mensch kann überhaupt 600 Bilder pro Sekunde wahrnehmen? Fragen über Fragen. Klar ist nur eines: Die Hertz-Angabe alleine sagt nichts aus über die Bildqualität.
Aber mir solls recht sein. So wird mein Job wenigstens nicht überflüssig.

Autor(in) David Lee



Kommentare
Avatar
X5-599
19.09.2009
Und welcher Mensch kann überhaupt 600 Bilder pro Sekunde wahrnehmen? Also die Frage ist einfach zu beantworten. CSS User. Ich habe schon oft in Foren gelesen dass CSS User der Meinung war bei ihnen ruckle alles und das obwohl sie 100 Bilder pro Sekunde hätten. Als sie noch 150 Bilder pro Sekunde hatten, war das nicht so. Und keiner glaubt dass man ab 25 Bilder pro Sekunde eh kein Ruckeln mehr sieht. Das Menschliche Auge kann nun einmal nicht mehr als 25 Bilder pro Sekunde verarbeiten. Das menschliche Auge ist und bleibt nun einmal eine Fehlkonstruktion.

Avatar
coceira
21.09.2009
das ist halt die crux mit der technik - due daten werden besser doch das programm bleibt das alte ............