News 01.10.2014, 12:56 Uhr

PostFinance: Kundendaten her, oder raus aus dem E-Banking

PostFinance will künftig Big Data betreiben und Nutzerdaten sammeln. Wer das nicht möchte, wird aus dem E-Banking rausgeworfen.
In Zukunft will PostFinance den Zahlungsverkehr seiner Kunden analysieren. Die Daten sollen für ein neues Schnäppchenportal mit personalisierten Vorschlägen genutzt werden. Wie der Tages-Anzeiger berichtet, passen die Big-Data-Pläne der Post vielen Kunden nicht. Obwohl PostFinance beteuert, die Daten stets anonym zu verarbeiten. Das Vorgehen von PostFinance ist dabei auch etwas fragwürdig. In einer ersten Phase müssen sämtliche E-Banking-Kunden den Sammelplänen zustimmen. Ein Opt-Out soll erst später angeboten werden.
Die Datensammlung von PostFinance ist bereits seit August in den neuen Geschäftsbedingungen verankert. Diese konnte bisher jedoch abgelehnt werden. Ab dem 12. Oktober ist damit allerdings Schluss. Wenn PostFinance-Kunden das E-Banking weiter nutzen möchten, müssen sie auch die neuen Geschäftsbedingungen akzeptieren. Wer dies nicht tut, wird aus dem E-Banking ausgesperrt.
Auch die Abmeldung ist bereits in den Geschäftsbedingungen drin: «Wünscht der Privatkunde keine derartigen Angebote, kann er darauf (durch entsprechende Abmeldung innerhalb von E-Finance) verzichten und sich damit auch von der damit verbundenen Analyse seiner Daten abmelden. Bis dahin geht PostFinance vom Einverständnis des Privatkunden mit der Anzeige entsprechender Angebote und der dazu nötigen Datenbearbeitung aus», steht in den Geschäftsbedingungen. Die Abmeldefunktion wird jedoch erst zum Start des Schnäppchenportals im April 2015 aufgeschaltet. In der Zwischenzeit heisst es entweder her mit den Kundendaten oder raus aus dem E-Banking.

Schriftliche Abmeldung möglich

Auf genauere Nachfrage des Tages-Anzeigers hin räumt PostFinance ein, eine Abmeldung bis zum April 2015 anzubieten. Dazu müssen die Kunden PostFinance schriftlich mitteilen, dass sie keine Datenanalyse wünschen. Dies wurde gegenüber der Kundschaft jedoch nicht aktiv kommuniziert. Laut PostFinance hätten die meisten der rund 1,6 Millionen Kunden den neuen Nutzungsbedingungen zugestimmt. Wie viele davon die Bedingungen gelesen haben, ist nicht bekannt.
Neben den Kunden von PostFinance stören sich auch Datenschützer ob den neuen Nutzungsbedingungen. Der Eidgenössische Datenschutzbeauftragte Hanspeter Thür will sich das Vorgehen genauer ansehen. PostFinance habe den Datenschützer bereits Anfang des Jahres informiert. Auf dessen Änderungsvorschläge habe PostFinance jedoch nicht reagiert.



Kommentare
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Kovu
01.10.2014
Es erstaunt mich immer wieder, wie man davon ausgehen kann, dass sich der Anwender eine Auswertung seiner Daten wünscht. Natürlich wünsche ich mir das nicht. Und erst recht nicht wenn ein Finanzdienstleister ohnehin schon sein Geld mit meinem Geld verdient... Ausserdem ist es faszinierend, wie sich ausgerechnet die Schweiz vom Bankgeheimnis hin zur plünderung meiner Daten bewegt.

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gucky62
01.10.2014
Zu dem Thema hatte ich eine etwas intensivere Diskussion mit der Postfinance (Via "Online-Mail" im Portal). Da ich die entsprechenden Abschnitte der neuen Teilnahmebedingungen nicht so nicht akzeptieren will. Wie erwartet eher sinnlos. Die PF hat die Einstellung Vogel friss oder stirb. Ob ich den Anbieter wechsle, werde ich mal sehen. Immerhin wird die Funktion bei mir im Profil nun von Anfang an deaktiviert sein. Nachdem ich doch recht deutlich darauf verwies, was der Datenschutzbeauftragte der Post eigentlich aufgetragen hatte, ging dann zumindest dies problemlos. Werde wohl nicht der einzige gewesen sein, der sich beschwert hat. Aber die Beschwerde hat nicht wirklich viel gebracht. Damit ist die Postfinance ein neuer Anwärter für den "Big Brother Award 2014/2015" in CH. Wäre doch was für die SIUG. Dürfte der PF nicht so ganz gefallen :D Gruss Daniel

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multi-os
03.10.2014
stimmt Stimmt schon : "Vom Bankgeheimnis zur SchnüffelBank". Ich hoffe, diese Meldung kommt auch bei den Politikern an. Gerade jene Parteien die sich gerne "für's Volk" nennen und auch jene welche auf Schnüffelei an Bürgern besonders besonders empfindlich sind. Man erinnere ja gerne an den Fichen-Skandal . . . Eine Bank, zumal noch eines sich noch "volksnahmen" Konzerns - darf sich soetwas nicht leisten. Ich befürfte die Meisten (und eben auch Politiker) sind angesicht der diesbezüglichen Schnüffel-Affäre mittlerweile etwas "ermüdet", um dies noch wirkungsvoll zu skandalieren. Und auch ungeachtet dessen, ob diese "Dienstleistung" nun optional gewählt werden könnte oder ob sie (wie eben geplant) den Kunden untergeschoben wird - eine Bank ist kein Kaufhaus. PostFinance wurde ja nicht gegründet um dann Kaugummi herzustellen. Dann mus die Post halt den Betriebt PostKaugummi gründen. Und die Kunden wissen dann woran sie sind. Sollte sich die Post durchsetzen können, könnte diese Praxis Schule machen für andere Konzerne. Ja, heute macht man das Geld mit Daten. Wirklich bedenklich.

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Nebuk
07.10.2014
Ich habe gerade eben bei der PostFinance angerufen um das weitere Vorgehen abzuklären. Der nette Herr sagte mir am Telefon, dass ich schriftlich meinen Einspruch gegen die Datensammlung geben könne. Entweder könne das per Postschreiben oder elektronisch direkt im e-Finance Portal der PostFinance über die internen Mailbox (zweit unterstes Menü auf der linken Seite) Funktion geschehen. Ich bevorzuge hier die elektronische Version, da ich hierfür keine weitere Verifikation meiner Person über mich ergehen lassen muss. Dazu ist dies schneller und kostengünstiger. Nachdem ich das schriftliche Veto gegen das neue Geschäftsmodell der PostFinance gegeben habe, sollen die Mitarbeiter mir die Funktion deaktivieren. Der Herr versicherte mir, dass danach bei mir keine (weiteren) Daten gesammelt und an Dritte weitergegeben werden. Den schriftlichen Einspruch kann noch problemlos bis ende Woche eingereicht werden, ohne, dass die Funktion aktiviert wird. Ansonsten wird ab dem 13. Oktober die Funktion aufgeschaltet. Gruss Nebuk

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Gaby Salvisberg
08.10.2014
Hallo Nebuk Nachdem ich das schriftliche Veto gegen das neue Geschäftsmodell der PostFinance gegeben habe, sollen die Mitarbeiter mir die Funktion deaktivieren. Der Herr versicherte mir, dass danach bei mir keine (weiteren) Daten gesammelt und an Dritte weitergegeben werden. Gibt es für den PostFinance-Kunden eine Möglichkeit, zu überprüfen, ob sie die Sammelei dann tatsächlich für dieses Konto einstellen? Ausserdem sollten sich auch Nicht-Postfinance-Kunden Sorgen oder zumindest Gedanken machen. Spätestens wenn sie eine Zahlung an einen PostFinance-Kunden tätigen oder von einem solchen erhalten. Herzliche Grüsse Gaby PS: Da wir grad beim Datensammeln sind; heute gehts im Nationalrat übrigens zum Thema Büpf zur Sache.

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Nebuk
08.10.2014
Gibt es für den PostFinance-Kunden eine Möglichkeit, zu überprüfen, ob sie die Sammelei dann tatsächlich für dieses Konto einstellen? Nein, eine Möglichkeit wird es ziemlich sicher keine geben. Wenn es doch gemacht wird, wird es bestimmt irgendwann öffentlich gemacht werden und dann muss man halt den rechtlichen Weg gehen. Günstig würde das für die PF bestimmt nicht werden. Wenn das System Schule macht, dann müssen sich alle Sorgen machen. Egal bei welcher Bank oder bei welchem Instituten man das Geld/Vermögen bunkert.