News 20.09.2012, 09:43 Uhr

Verluste: Bund stoppt Informatikprojekt

Das Informatikprojekt des Bundes, Insieme, wurde gestoppt. Damit verliert der Staatshaushalt 150 Millionen Franken. Wer aber die Gründe für den Projektabbruch kennt, ist froh, dass dem Schrecken nun ein Ende gesetzt wurde.
Insieme war das IT-Thema des Sommers 2012: ein Projekt, das bisher über 150 Millionen Franken verschlang, Misswirtschaften in der Regierung aufdeckte und zu Entlassungen führte. Jetzt wurde entschieden, dass der Negativschlagzeilen genug seien. Insieme wird beerdigt, sagt der Bund. «Aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse und Fakten wird eine Weiterführung des Projekts INSIEME heute als zu risikobehaftet beurteilt, weshalb sich ein Projektabbruch aufdrängt», steht in der Medienmitteilung. Über die Hintergründe und Konsequenzen dieses Entscheids hat EFD-Vorsteherin Eveline Widmer-Schlumpf gestern die Finanzdelegation der Eidgenössischen Räte informiert, heute wurden die Gründe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht - und wer sich die Mitteilung durchliest, kommt aus dem Staunen nicht heraus.
Dort steht, dass «zwar mittlerweile» - nach fast fünf Jahren «ein Gesamtkonzept für Insieme erstellt ist», die Programmierarbeiten seien aber nur «zu 10 Prozent fortgeschritten». Und weiter: «Nebst dem anfänglichen Fehlen einer die IT- und die Organisationsdimension abdeckenden Gesamtplanung wirkt sich langfristig auch die bis Oktober 2011 fehlende fachliche Führung des Projektes negativ aus.» Weiter stellte die seit Oktober 2011 neu eingesetzte Projektleitung fest, dass die Bereinigung der beschaffungsrechtlichen Probleme Verzögerungen des Projektes mit sich bringen und nicht sicher gestellt werden kann, dass die gesprochenen Mittel bis Ende 2015 genügen. Ein Fass ohne Boden also, nach dem Führungssystem der Schweizer Armee FIS HE, das bisher 700 Millionen Franken verschlang, der zweitgrösste IT-Flop des Landes.
Die Folgen
Das Gute an Insieme: Der Bund scheint Konsequenzen zu ziehen. So soll künftig bei Grossprojekten die Führung gestärkt werden, solche IKT-Schlüsselprojekte will man künftig durch eine Qualitätskontrolle begleiten zu lassen. Die Entwicklung solcher Projekte im strategischen Controlling soll zuhanden des Bundesrates verfolgt werden und der Erfahrungsaustausch unter Verantwortlichen solcher Projekte wird gefördert. Zudem sollen Standarddienste für die ganze Bundesverwaltung künftig zentral geführt werden.
Weiter wird mit der anlaufenden Einführung des Beschaffungscontrollings durch das Bundesamt für Bauten und Logistik (BBL) die Überprüfung und Steuerung der Ordnungsmässigkeit bei den Beschaffungen des Bundes durch Schaffung von Transparenz ermöglicht. Dabei soll die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben , insbesondere der Schwellenwerte und der Bestimmungen für freihändige Vergaben, im Fokus stehen. Mit den Instrumenten der Statistik von Beschaffungszahlungen, einem Vertragsmanagementsystem und dem Monitoring für nachhaltige Beschaffung werden die Analyse über getätigte Vergaben, abgeschlossene Verträge, vollzogene Zahlungen sowie Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit ermöglicht.
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Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt


Kommentare
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Lunerio
20.09.2012
Ich mag die Schweiz auch nicht so sehr. Deutschland wäre schlechter. Österreich kommt mir am sympatischsten von den deutschsprachigen Ländern. Vielleicht wandere ich dort aus. :)

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Elena.Müller
20.09.2012
Das Problem ist, dass beim Bund nicht gerade die Computercracks arbeiten. Die verdienen in der freien Marktwirtschaft viel mehr. Auf dieser Ebenen bekommt man Jobs weil man jemanden kennt der jemand kennt und einem einen Job besorgen kann. Die Politiker welche solche Dinge als Legislative eigentlich zu verantworten hätten, da sie die Budgets dafür absegnen sind kaum in der Lage ihren Facebook Account zu managen und wissen gar nicht was es wirklich benötigt (5 Millionen für die SBB Webseite :D ). Das ist nicht das erste IT Projekt das zum finanziellen Desaster wird beim Bund. Das Militär sorgt schon dafür, dass noch ein paar hundert Millionen im IT Bereich sinnlos an die Wand gefahren werden, Codewort "FIS Heer". 700 Millionen Franken für etwas, das nicht funktioniert. Die Armee kann nicht einmal transparent informieren wieviel sie jetzt noch laufend Geld verlieren durch das Projekt, man schätzt mal so ca. 20 Millionen pro Jahr.