News 12.11.2009, 11:58 Uhr

Wikipedia-Streit um Mördereintrag

Einer der Mörder des deutschen Schauspielers Walter Sedlmayr will, dass der entsprechende Eintrag auf Wikipedia anonymisiert wird. Die Rechtslage ist kompliziert.
Konkret geht es im Rechtsstreit zwischen dem Mörder Wolfgang W. und Wikipedia um die Erwähnung des kompletten Namens in Zusammenhang mit dem Mord an Walter Sedlmayr (1990). Gemäss den Anwälten des mittlerweile aus der Haft Entlassenen schreibe die deutsche Rechtssprechung das vor (Zitat Wired.com). Ansonsten würde der Weg zurück ins normale gesellschaftliche Leben erschwert oder unmöglich. In der deutschen Fassung von Wikipedia ist der ausgeschriebene Name nicht zu finden. Bei der englischen Version hingegen schon.
Der entlassene Mörder klagt in Hamburg und beruft sich auf ein deutsches Gesetz, aber Wikipedia hat seinen Sitz in San Francisco. Es geht auch um die Grundsatzfrage, ob die Namen von Mördern nachträglich im Internet geändert werden müssen. Laut Süddeutsche.de verklagt der zweite beteiligte Mörder Sedlmayrs einen Internetbetreiber in Österreich. Auch hier geht es um die nachträgliche Anonymisierung. Der europäische Gerichtshof klärt derzeit die Zuständigkeit der Gerichte.


Kommentare
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pc11
12.11.2009
Richtig Nitro, bin genau deiner Meinung!

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X5-599
12.11.2009
Und ich nicht. Wenn ein Typ im Knast sass und wieder rauskommt, hat er seine Strafe abgesessen und sollte durch die angeblichen Integrierungsversuche wieder ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein. Natürlich wissen wir dass dem nicht immer so ist, aber wir reden hier ja nicht von einzelnen sondern von allen. Doch wie so immer kann man nicht alle gleich behandeln. Es gibt überall weisse und schwarze Schaafe. Nun denn, was denkt ihr wie es den Leuten geht wenn diese, egal wo sie hinkommen, als Straftäter erkannt werden. Sie werden keine ruhige Minute mehr haben, keine Wohnung bekommen, keinen Job bekommen usw. Was denkt ihr wohin das führt? Es sind Menschen wie du und ich und ihr wollt ja auch nicht wegen einem Blödsinn denn ihr mal gemacht haben fürs Leben lang bloss gestellt sein.

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Nitro
12.11.2009
Ein Mord ist kein Blödsinn, eine Vergewaltigung auch nicht das sind schreckliche und unverzeihbare Taten die in meinen Augen nicht einfach mit einer Gefängnissstrafe gesühnt werden können - die Opfer sind tot und deren Angehörige und Opfer haben ein Leben lang ein Trauma das nie ganz vergessen wird. Da ist es nur fair wenn solche Leute auch ein Leben lang Probleme haben - integration hin oder her - das hätten sie bedenken sollen als sie die Tat begingen. Kein Pardon - sorry

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Felix_
12.11.2009
schwierig... Die Diskussion führt so ins Nichts, denn: - entweder man behält solche Leute ein Leben lang im Knast (oder stellt sie konsequenterweise gleich an die Wand) oder - man resozialisiert sie nach verbüsster Strafe, wozu ev. halt auch gehört, dass man (medial) in Ruhe gelassen wird und ein gewisses Recht auf Anonymität hat. Aber Leute rauslassen und sie dann jagen rsp. ächten führt ganz sicher nur dazu, dass sie sich wieder in die Illegalität begeben - wohin denn sonst, wenn keine Wohnung, kein Job etc. da ist? Also Leute: Nochmal nachdenken bitte, aber ganz bis ans Ende der Geschichte. Auch ein Mörder hat nach verbüssen der Strafe gemäss westlichem Rechtssystem seine zweite Chance, und das ist gut so. Aber man muss ihm (ihr) diese Chance schon lassen und zugestehen, weil sonst ist es schlicht keine und man würde ihn (sie) besser gleich drinbehalten. NB: Wer für Lebenslänglich plädiert, soll doch bitte schon mal sein Bankkonto bekannt geben. Haftstrafen kosten den Staat (und damit uns alle) nämlich ein Vermögen. Und sonst geht mal in die USA und schaut euch dort alles an, inkl. Todeszellen, aber setzt euch hin bevor ihr nach den Kosten fragt.

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FFOOO
12.11.2009
Aaaaber... ..die Probleme liegen auch noch woanders; abgesehen davon ob ein Straftäter es moralisch verdient hätte, sein ganzes Leben verachtet zu werden oder auch nicht (je nach Sichtweise): 1. Wenn solche Leute keinen Job mehr finden wenn sie rauskommen, wem liegen sie dann wohl auf der Tasche? 2. Nehmen wir mal da sass einer wirklich lange drin, kommt raus, hat seine schreckliche Tat eingesehen und will ein neues Leben starten und was gutes für die Gesellschaft tun (@Nitro: auch hier egal ob er das verdient). Weil er aber weder einen Job findet noch sich sonstwie in die Gesellschaft integrieren kann rutscht er wieder in schlechte Gesellschaft, macht nochmals einen Mord oder trägt sonst irgendein Übel zur Gesellschaft bei (z.B. indem er als Drogenhändler andere zum Konsum bewegt, als gewalttätiger Hooligan etc.). Die Frage ist also: Was bringt der Gesellschaft mehr: Um jeden Preis einem Straftäter das Leben so schlecht wie möglich machen oder vielleicht doch nicht ganz eine so harte Linie "fahren", damit er nicht noch mehr Schaden anrichtet? Da kannst du, Nitro, natürlich sagen, die sollte man gar nie rauslassen und das Strafgesetzbuch demenstprechend ändern, aber der politische Wille dafür, diese Kosten zu tragen (Zelle, Ernährung, Krankheitskosten,...) war bis jetzt offensichtlich nicht gross genug. Zudem geht es ja im Artikel um jemanden der schon draussen ist. Um damit wieder aufs Hauptthema des Artikels zu kommen: Meiner Meinung nach stehen die Kläger auf verlorenem Posten: Selbst wenn es in D vielleicht nicht legal ist diese Informationen auf Wikipedia zu stellen gibt es noch genügend Server in anderen Ländern, die diese Informationen "horten" dürfen, natürlich auch auf deutsch. Andererseits ist fraglich, ob nur durch den Wikipedia-Eintrag die Bekanntheit des Täters enorm ausgeweitet wird. Ich gehe davon aus, dass sein Name auch z.B. in den Archiven diverser Zeitungen auftaucht.

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FFOOO
12.11.2009
Ups, dat Felix_ vor mir schon fast dasselbe gesagt, habe gerade kurz vor seiner Antwort zu schreiben begonnen. :-) Immerhin gut, dass wir zu denselben Schlüssen kommen.

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PeterFritz
13.11.2009
Mörder bleibt Mörder Welchen Stellenwert ein Menschenleben in der Deutschen Justiz hat, wissen wir seit der Begnadigung der RAF-Verbrecherin Mohnhaupt ... für fünf Morde bekam sie "lebenslänglich", was sich de facto in 25 Jahren tatsächlicher Haft erschöpfte ... ein Menschenleben zählt also 5 Jahre; Mörder - Waidmanns Heil! Wenn ein Typ im Knast sass und wieder rauskommt, hat er seine Strafe abgesessen und sollte durch die angeblichen Integrierungsversuche wieder ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft sein. Natürlich wissen wir dass dem nicht immer so ist, aber wir reden hier ja nicht von einzelnen sondern von allen. Doch wie so immer kann man nicht alle gleich behandeln. Es gibt überall weisse und schwarze Schafe. Daß dem tatsächlich nicht so ist - das beweisen allenthalben die Zahlen der sog. "Wiederholungstäter". Kaum jeder Zweite wird wirklich "resozialisiert" - und das liegt nicht allein daran, daß die Gesellschaft über deren Vergangenheit Bescheid weiß. Wenn man schon so großzügig dem "humanen Strafvollzug" das Wort redet, dann muß auch die Konsequenz dahinterstehen, daß im Zuge der "Resozialisierung" eine geistige Umerziehung zu erfolgen hat - und danach die Einbindung in spezielle, für entlassene Häftlinge geeignete Arbeitsplätze, welche von Vater Staat zu führen sind. Letzteres sucht man in der ach so humanen westlichen Gesellschaft aber vergeblich. Ob dies alles kostengünstiger wäre als "wegsperren", wage ich allerdings zu bezweifeln. Es sind Menschen wie du und ich und ihr wollt ja auch nicht wegen einem Blödsinn denn ihr mal gemacht haben fürs Leben lang bloss gestellt sein. Das stelle ich in Abrede - das sind eben nicht "Menschen wie Du und ich" sondern Mörder, Vergewaltiger, etc.! Solchen Vergleich verbitte ich mir! Früher einmal, da gab es als Konsequenz - über ein gewisses Strafmaß bei besonders schweren Verbechen hinaus - den "Verlust der bürgerlichen Rechte". Das gehört m.E. dringend wieder aktiviert - danach wäre eine Resozialisierung auch unter Zwang möglich (was die "Gutmenschen" wieder aufheulen lassen und mir mit Sicherheit keine gute Nachrede einbringen wird).

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X5-599
13.11.2009
Ein Mord ist kein Blödsinn, eine Vergewaltigung auch nicht das sind schreckliche und unverzeihbare Taten die in meinen Augen nicht einfach mit einer Gefängnissstrafe gesühnt werden können - Und schon haben wir das Problem. Wenn es angewandt wird, gilt es nicht nur für diese, sondern für ALLE. Also auch derjenige, der wegen einer Mutprobe im Laden was geklaut hat und in den Knast kommt. Eben ALLE und nicht nur einige, sondern ALLE. Das ist ja das dumme an den Gesetzen, sie schauen nicht wer was gemacht hat und wie schwer es sich wiegt, sondern es wird auf ALLEN oder niemanden angewandt. die Opfer sind tot und deren Angehörige und Opfer haben ein Leben lang ein Trauma das nie ganz vergessen wird. Das stimmt auch nicht ganz. In den Staaten z. B. gibt es die Möglichkeit dass der Häftling an einem Programm teilnehmen kann. Dies ermöglicht es den hinterbliebenen mit dem Häftling zu sprechen. Kam gerade letztens als Bericht im TV, da hat eine Mutter dem Häftling vergegen und am ende waren sie noch halbe Kumpels. Sogar der Häftling, der sonst zur härtesten Gang gehört, hat es wirklich bereut und hätte es am liebsten rückgängig gemacht. Wie gesagt, es ist nicht alles im Leben schwarz/weiss. Welchen Stellenwert ein Menschenleben in der Deutschen Justiz hat, wissen wir seit der Begnadigung der RAF-Verbrecherin Mohnhaupt ... für fünf Morde bekam sie "lebenslänglich", was sich de facto in 25 Jahren tatsächlicher Haft erschöpfte ... ein Menschenleben zählt also 5 Jahre; Mörder - Waidmanns Heil! Dumme Justiz, in der Schweiz ist Lebenslänglich nämlich 25 Jahre. Wie sonst soll einer zweimal Lebenslänglich bekommen?? Das stelle ich in Abrede - das sind eben nicht "Menschen wie Du und ich" sondern Mörder, Vergewaltiger, etc.! Solchen Vergleich verbitte ich mir! Ach verzeih mir Herr überkorrekt. Du hast also noch nie eine Straftat begangen? Noch nie als Mutprobe im Laden einen Kaugummi mitgehen lassen? Noch nie als Beweis deinen Kumpels gegenüber was für ein geiles Fahrzeug du hast dieses getunt oder zu schnell gefahren? Ich gestehe es ein. Ich bin also einer dieser Mörder. Zumindest stellst du mich auf die gleiche Stufe. Denn ich habe zu Schulzeit als Mutprobe im Laden was mitgehen lassen. Stellt mich auf die Seite, denunziert mich. Nehmt mir meinen Job oder was auch immer. Ich würde gerne zu Hause rumhängen und mit DEINEM Geld Leben statt Arbeiten zu gehen. Aber ich glaube dir nicht dass du Herr überkorrekt bist, und daher kannst du deine Bitte in die Tonne treten. Wie ich schon sagte, entweder ALLE oder gar keiner und wenn ALLE dran kommen, dann eben auch wegen einem einfachen Diebstahl.

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Felix_
13.11.2009
Kaum jeder Zweite wird wirklich "resozialisiert" Jepp, das ist gut möglich (über die Gründe schweigen wir jetzt, sonst dreht es sich nämlich im Kreis). Aber nicht unerwähnt bleiben darf: Diejenigen, die es schaffen können, sollen also auch weiterhin im Knast bleiben, im Internetpranger aufgeführt werden, keinen Job erhalten, keine Wohnung, keine Freunde, kein Leben? Ich bin froh, bin ich nicht Richter. Es gibt eindeutige Fälle, aber auch sehr viele unklare. Jemanden unschuldig ein Leben lang zu verlochen will ich nicht in Kauf nehmen. Auch stinkts mir, jemanden im Loch zu lassen, der sich wieder in die Gemeinschaft eingliedern könnte. Die Schwierigkeit - ich bin mir dessen bewusst - besteht halt darin, die Guten von den Bösen unterscheiden zu können. Ich kanns nicht, habe aber grossen Respekt vor denen, die es versuchen. Also nochmal: Wenn es Leute schaffen sollen, dann muss man sie dabei auch unterstützen. Und dazu gehört die Möglichkeit, nicht immer und immer wieder nur auf die eigene Vergangenheit reduziert zu werden.

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Raptor
13.11.2009
Wikipedia Kommen wir bitte zum Thema zurück. In der englischen Wikipedia steht: In October 2009, lawyers for Wolfgang Werlé sent Wikipedia a cease and desist letter requesting that Werlé's name be removed from the article Walter Sedlmayr.[6][7] [8] The U.S. First Amendment protects truthful speech, although German law seeks to protect the name and likenesses of private persons from unwanted publicity.[9] quellen: http://en.wikipedia.org/wiki/Walter_Sedlmayr http://en.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_Werl%C3%A9 In der deutschen Wikipedia wurden die Einträge in der Versionsgeschichte gelöscht. Klar ist, Wikipedia ist eine Enzyklopädie und keine BILD-Zeitung und kein Tummelfeld für frühpubertäre Studenten, die Wikipedia als Unterhaltungsplattform benutzen. Lebende Personen dürfen nicht blossgestellt werden, und das wird in der deutschen Wikipedia auch so angewendet (z.B. Caster Semenya, Martina Hinggis, Carla del Ponte, Tron) Wenn jedoch bei einem LG in Deutschland Klage erhoben wird, Wikipedia zu sei zu zensurieren, und alle Medien schreiben darüber, dann wird es eben relevant, der sog. Streisand-Effekt.