News 22.08.2001, 14:15 Uhr

Keine Hilfe bei E-Mail-Betrug

Wer kann helfen, wenn jemand auf ein betrügerisches Angebot aus dem Ausland reinfällt? Die Antwort ist oft: niemand.
Seit zehn Jahren versenden afrikanische Betrügerbanden verlockende Angebote, die das grosse Geld versprechen. Meist soll einer dubiosen Person geholfen werden, einen grösseren Betrag aus seinem afrikanischen Heimatland herauszuholen. Der PCtip hat schon mehrmals darüber berichtet [1] und nun bei der Bundespolizei nachgefragt, warum die Kriminellen nicht zur Rechenschaft gezogen werden.
Die Frage drängt sich auf, weil die Betrüger oft Fax- und Telefonnummern angeben, die nach hiesigen Vorstellungen einfach zu ermitteln sind. Doch der Polizei fehlt aus verschiedenen Gründen die Möglichkeit, aktiv zu werden.
Die Bundespolizei hat gar keine Ermittlungskompetenz im Ausland, wie deren Pressesprecherin auf Anfrage klarstellt. Natürlich habe die Behörde mit ausländischen Polizeistellen Kontakt aufgenommen und Briefe, Faxe und E-Mails weitergeleitet. Es sei sogar zu einigen Verurteilungen gekommen, aber nur in sehr wenigen Fällen. Die Masche ist so erfolgreich, dass sie viele Nachahmer gefunden hat.
Die Bundespolizei beschäftigt sich seit zehn Jahren mit diesen Schreiben. Der zuständige Sachbearbeiter stösst aber immer wieder auf unlösbare Probleme. In einigen afrikanischen Staaten können Telefon- und Faxnummern stunden- oder tageweise gemietet werden. Die Identität des Antragstellers muss nur von einer Person bestätigt werden, die der Antragsteller selbst mitbringen kann. Dank dieser Möglichkeit werden in den Briefen und E-Mails Telefonnummern angegeben, die nicht zurückverfolgt werden können. Deshalb stossen auch die Ermittler in den afrikanischen Ländern schnell auf unüberwindbare Hindernisse.
Mit diesen betrügerischen Schreiben haben die Gauner in den letzen zehn Jahren Schweizer Bürger um 9 Millionen Franken geprellt, wie bei der Bundespolizei zu erfahren war. Dies ist nach Einschätzung der Beamten relativ wenig. Vermutlich existiert aber noch eine grosse Anzahl von Betrogenen, die sich nicht bei der Polizei melden. Wer sich auf die Transaktion einlässt, kommt nämlich mit dem Geldwäschereigesetz in Konflikt.
Fazit: Wer betrogen wird, hat kaum eine Chance, je wieder an sein Geld zu kommen oder wenigstens mit Genugtuung zu sehen, dass die Betrüger bestraft werden. Die Bundespolizei rät deshalb, solche E-Mails nie zu beantworten, sondern sofort zu löschen.

Autor(in) Beat Rüdt



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.