Kommentar 16.07.2010, 06:00 Uhr

Adressen gefressen

Wegwerfadressen sind ein probates Mittel gegen die galoppierende Registrieritis. Daher staunte ich nicht schlecht, als ich sah, dass man sich neuerdings auch dafür registrieren muss.
Man kann ja im Web 2.5 keine 33 1/3 Klicks mehr tun, ohne sich irgendwo registrieren zu müssen. Um dieser Zumutung zu entgehen, gibts Dienste wie Trashmail.net. Sie kreieren eine Wegwerfadresse, welche die nötigen Mails mit Bestätigungslink weiterleitet, ohne die echte E-Mail-Adresse preiszugeben. Auf Wunsch zerfällt dann die Wegwerfadresse nach einer gewissen Zeitspanne oder Anzahl Mails.
So weit, so gut. Doch ausgerechnet Trashmail.net verlangt jetzt eine – na, was wohl? Eine Registrierung! Ist das nicht wunderbar ironisch? Ha, ha?!
Ich ging der Sache nach und fand heraus: Die Registrierung wurde nötig, weil es die kostenlose Version von Trashmail nicht mehr gibt. Und kostenpflichtig geht halt nur mit Registrierung. Knapp 12 Dollar pro Jahr soll man jetzt dafür zahlen, drei Mal mehr als für die bisherige Bezahlvariante. Das wird nur schon deshalb kaum jemand tun, weil es zahlreiche ähnliche Dienste gibt, die teilweise gratis sind.
Doch nicht ein plötzlicher Anfall von Geldgier ist das Motiv hinter dieser Aktion. Wie der Betreiber im Trashmail-Forum erklärt, hat ein Spammer Trashmail systematisch für seine Zwecke missbraucht. Da der Betreiber nicht auf schwarzen Listen aufgeführt werden will, hat er dem Spammer einfach über den Preis einen Riegel geschoben, bis das Registrierungsprozedere sicherer wird (Double Opt-in).
Vorschlag: Am nächsten Konkurs Teurovision darf ein Registrierfanatiker zusammen mit dem Trashmail-Spammer diesen tollen Songtext im Duett sülzen:
Adressen, Adressen, Adressen.
Es geht immer nur um Adressen.
Adressen werd ich nie vergessen.
Denn Adressen kann man essen.
Aus Adressen kann man Geld pressen.
Und erst noch viele Leute stressen!

Autor(in) David Lee



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