News 13.10.2015, 10:22 Uhr

Kommt bald der nächste Super-Speicher?

HP und SanDisk wollen einen Speicher, der nicht mehr vergisst und tausendmal schneller arbeiten soll. Daraus könnte sogar ein neues Rechnerkonzept resultieren.
In direkter Konkurrenz zu Intel und Micron wollen HP und SanDisk das neue Speicherkonzept Storage Class Memory (SCM) ins Leben rufen. Erst vor wenigen Monaten hat Intel die Speichertechnik 3D XPoint angekündigt. Dank eines speziellen dreidimensionalen Strukturkonzepts mit Drähten und Säulen, von denen jede eine Speicherzelle trägt, sollen keine Transistoren mehr vonnöten sein. Der potenzielle Flash-Nachfolger soll dabei konventionelles NAND-Flash, wie es in klassischen SSDs zu finden ist, bei Geschwindigkeit und Lebenserwartung um den Faktor 1000 überbieten und Produktionskosten tief halten. SCM soll auf vergleichbaren Eigenschaften wie 3D XPoint aufbauen, ebenfalls ohne Transistoren auskommen und - wenig überraschend - dieselben Aspekte wie Lebenserwartung und Geschwindigkeit mit sich bringen.

ReReam und Memristor

Interessant an der Kooperation zwischen HP und SanDisk ist der Umstand, dass beide Unternehmen Forschungskompetenzen zweier verschiedener Speicherprinzipien zusammenführen wollen.
SanDisk forscht schon länger an Resistive RAM (ReRam). Diese gelten als vielversprechende Datenspeicher der Zukunft. Das Besondere: Resistive Zellen lassen sich in ihrem elektrischen Widerstand dauerhaft verändern. Informationen bleiben dadurch gespeichert, auch wenn kein Strom fliesst.
HP dagegen arbeitet schon länger an den Memristoren. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein zweipoliges, passives, elektronisches Bauelement, das im Vergleich zu Tranistorschaltungen gleich mehrere logische Operationen ausführen kann. Der Vorteil: Es werden mehr Logik-Operationen und eine grössere Integrationsdichte möglich.

Neue Speicherkonzepte - neue Rechnerkonzepte

HP und SanDisk glauben dabei beide an grosse Ziele: Einerseits geht es den beiden Tech-Konzernen darum, neue Speicherlösungen auf den Markt zu bringen, während man mit «The Machine» gleichzeitig ein neues Computing-Modell entwickeln will. Anders als die klassische Von-Neumann-Architektur, die jeder Informatikstudent wohl in seinem Grundstudium einmal büffeln muss, soll «The Machine» per Licht zwischen Prozessor und einem «universellen Speicher» kommunizieren. Aus der Trennung zwischen Haupt- und Massenspeicher würde man mit riesigen Datenmengen deutlich weniger Bits bzw. Energie pro Rechenvorgang investieren müssen, gibt sich HP-CTO Martin Fink überzeugt.

SSDs und HDDs bleiben uns noch lange erhalten

Die Einführung einer völlig neuartigen Speichertechnik wird noch einige Zeit auf sich warten lassen. Zudem arbeiten HP und SanDisk nicht zum ersten Mal zusammen. Bis ein solcher Durchbruch gelingt, muss zuerst die Marge zur Fertigung und Herstellung den erforderlichen Profit abwerfen. Es ist davon auszugehen, das SSD- und HDD-Hersteller noch für mindestens zehn Jahre Laufwerke auf den Markt bringen.

Bildergalerie
Disketten waren in den 1980er-Jahren allgegenwärtig. Auf einem heutigen MicroSD-Kärtchen hat die Datenmenge von 4,5 Millionen der ersten 8-Zoll-Floppys Platz.


Autor(in) Simon Gröflin



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