Kommentar 31.03.2006, 09:45 Uhr

Das Freitagsbit: Lieber Ignaz Franz Peter

Die WWKolumne
Du warst im Jammern schon immer gut. Man könnte fast sagen, du hast das Jammern erfunden. Deine Musikläden laufen nicht mehr so gut wie einst, seit die Dealer in der Langstrasse den vorbeihuschenden, traurigen Gestalten "Haschisch, MP3, Kokain" zuflüstern. Sie bieten neuerdings nicht nur Rabattkärtchen an - zehnmal kaufen, beim elften Mal gratis kiffen - sondern als Gratiszugabe Soundstoff für den Player. Customer Relationship im Milieu halt.
Wers für den Eigengebrauch aus der Langstrasse holt, soll gemäss der Gesetzesvorlage zum neuen Urheberrecht straffrei bleiben. Das stösst dir natürlich sauer auf. Deswegen aber gleich die Existenz deiner Ladenkette an die Wand zu malen, wie du dies in einem Leserbrief an die Hinterwald-Nachrichten tust und die Schliessung befürchtest, deutet wohl eher auf eine Paranoia als auf eine reale Bedrohung hin.
In anderen Ländern ist man da gedanklich schon etwas weiter. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat die frohe Botschaft kürzlich verbreitet. Das Tauschbörsenproblem sei im Griff, es gehe wieder aufwärts, jubeln die dortigen Manager [1]. Nur du, lieber Iganz Franz Peter, verbreitest immer noch die alten Geschichten, dass die Langstrasse am Niedergang deines Ladens die Schuld trage.
Ja, ja, lieber Ignaz Franz Peter: Wer Marketingsitzungen mit Ohrstöpseln und voller Sounddröhnung im Ohr absolviert, der überhört halt die Bedürfnisse und Wünsche seiner Kunden.
Du solltest mal auf die Stop-Taste deines MP3-Players drücken. Und das Hörbuch löschen, das du ständig im Ohr hast.
Muss wohl Machiavellis Il principe sein.



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