News 02.03.2015, 22:39 Uhr

Jolla Tablet – Android ohne Google

Jollas Sailfish OS ist die finnische Alternative zu Android und kommt ganz ohne Google aus. Das Betriebssystem gibt es neu auch in der Tablet-Version.
Der finnische Smartphone-Hersteller Jolla hat sein neues Tablet mit Sailfish OS vorgestellt. Besonders macht das Jolla Tablet vor allem eines: Es ist kein Android-Gerät, kann aber Android-Apps verwenden. Die Finnen willen damit die scheinbar übermächtige Marktstellung von Google aufweichen, ohne dabei das Android-Ökosystem hinter sich zu lassen.
Auf dem Jolla-Tablet läuft Sailfish-OS. Das eigens entwickelte Betriebssystem kam bereits vor einem Jahr beim Jolla Phone zum Einsatz und basiert auf Linux und Mer, dem Nachfolger von Nokias MeeGo. Die Bedienung ist eigenwillig aber erstaunlich intuitiv. Statt mit physischen oder Touch-Knöpfen steuert man sämtliche Funktionen von Sailfish mit Wischbewegungen. Als Home-Screen dient eine App-Auswahl, obwohl das Benachrichtigungszentrum fast interessanter ist. Dort findet man sämtliche Benachrichtigungen, nicht etwa in einer kleinen Spalte, sondern Bildschirmfüllend mit Optionen und zusätzlichen Informationen. Eine regelrechte Infozentrale.

Android ohne Android

Sailfish OS ist längst nicht das einzige Betriebssystem, das sich mit Android, iOS und Windows anlegen will, auch nicht das Einzige auf Linux-Basis. Es hat allerdings einen grossen Vorteil gegenüber anderen Neuankömmlingen: Auf Sailfish OS laufen Android-Apps.
Mit dieser Funktion öffnet sich Jolla eine gigantische Welt von Apps und Sailfish OS hat auf einen Schlag die bessere App-Auswahl wie sämtliche Konkurrenten, ausser iOS und Android selbst. Da Jolla jedoch weg von der Google-Dominanz möchte, verzichten die Finnen auf den Google Play Store. Android-Apps gibt es schliesslich auch anderswo. Beispielsweise im eigenen Jolla Store oder im deutlich grösseren Amazon App Store. Da Sailfish jedoch eine offene Plattform ist, dürfte es nicht lange dauern, bis jemand eine inoffizielle Version des Play Store veröffentlicht, teilt uns ein Jolla-Mitarbeiter augenzwinkernd mit.

Bastler willkommen

Gerade diese offene Plattform bringt für Bastler und Entwickler viele Möglichkeiten mit sich. Das Jolla Phone verfügt beispielsweise über direkte Datenverbindungen, auf die Zubehör einfach aufgelegt werden kann. Ein Beispiel dafür ist die Tastatur und das Disco-Cover des niederländischen Bastlers Dirk van Leersum, der als Funky OtherHalf Accessoires für Jolla entwickelt. Seine Tastatur kommt aus dem 3D-Drucker und lässt sich einfach an sein eigenes Cover anhängen. Das Cover, ebenfalls 3D-gedruckt, verbindet sich mit kleinen Datenkontakten mit dem Jolla Phone und leitet die benötigte Datenverbindung an die Tastatur weiter.
«Damit kann man super-nützliche Dinge anstellen» schwärmt van Leersum begeistert. «Und auch völlig sinnloses Zeug» bemerkt der Niederländer und montiert sein zweites Produkt, ein Cover mit kleinen LEDs unter dem Plastik, das mit einem Discomodus zum Leuchten gebracht wird. So sinnlos wie van Leersum das Cover bezeichnet ist es jedoch nicht einmal. Mit Apps wie IFTTT könnten die LEDs beispielsweise gezielt gesteuert werden. Grün blinken für WhatsApp, Blau für Facebook oder Rot, wenn der Wecker abgeht.
Das Jolla Tablet kann derzeit über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo vorbestellt werden. Verschickt werden die Tablets voraussichtlich ab Ende Mai.



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