News 17.04.2007, 14:45 Uhr

Erpresserische Spam-Mails

Abzockmails betreffs angeblich abgeschlossener Abo-Verträge sind schon länger gang und gäbe. Nun bewirbt ein Spammer die Domain livecamflatrate.com und droht dem Empfänger bei Nichtbezahlen mit «Besuch aus Moskau».
Manchmal ist es doch spannend, in den Spam-Mails zu wühlen. Seit ein paar Tagen ergiesst sich eine Welle von unangenehmen Mails in unzählige Postfächer in Deutschland und in der Schweiz. Die in bedrohlichem Tonfall gehaltenen Nachrichten behaupten, Zitat:
"...vor laengerer Zeit wurde unter IHRER EMAIL-ADRESSE ein Jahreszugang zu dem Erwachsenenservice Livecamflatrate.com bestellt."
Zudem habe der Betreiber "...durch die Auswertung unserer Logfiles mit Hilfe einer neuen Software und der Verknuepfung mit unseren Buchungsdaten" nun feststellen können, dass, "...TROTZ MEHRFACHER NUTZUNG unseres Angebotes bislang keine Zahlung zu Ihrem Account vorliegt."
Soweit, so bekannt, schliesslich sind solche Abo-Abzockmails mit getürkten Rechnungen nichts Neues. Vor solchen Internet-Schwindeleien hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) unlängst mit einer Informationsbroschüre gewarnt [1].
Diese Spamwelle hier hebt sich aber von den anderen durch das darin verwendete Vokabular ab. Hier noch einige weitere Müsterchen aus diesen Mails:
"Gerichtlicher Streitwert unserer Forderung inkl. Zinsen mittlerweile 132796 Euro (Sie haben sich nicht verlesen Bitte lesen Sie sich diese Mail VOLLSTAENDIG und GRUENDLICH durch.)"
In einigen Exemplaren wird sogar behauptet, man werde die Forderung ans "Moskau-Inkasso-Team" weiterleiten. Die Sache mit den unsanften Geldeintreibern aus Russland gipfelt dann noch in einem dick aufgetragenen "BEZAHLEN SONST SCHUFA-EINTRAG UND BESUCH AUS MOSKAU".
Besonders hübsch finden wir diesen Absatz:
"Falls Sie bei der Bestellung zusaetzlich falsche Angaben (Name, Adresse...) gemacht haben, stellen wir bei fortbestehendem Zahlungsverzug ZUSAETZLICH Anzeige wegen Betruges.
Sollten Sie bestellt und nicht bezahlt haben und uns NICHT glauben, dass Ihre Identitaet ermittelbar ist, dann warten Sie einfach ab..."
Und diesem Schlusssatz schliessen wir uns an: Wenn Sie sich nicht wissentlich bei diesem Dienst registriert haben, und trotzdem mit einer solchen frechen Mail konfrontiert wurden, dann warten Sie einfach ab.
Der Spammer fügte in seinem mitunter sogar erheiternden Werk auch eine Bankverbindung in Koblenz/Deutschland an, an die man die am Schluss genannte Forderung (49 Euro) bezahlen solle. Ausserdem nannte er einen Login-Namen mit Passwort, unter dem man sich anmelden könne.
Klar ist, dass es keine gesicherten Erkenntnisse darüber gibt, ob diese Mails wirklich vom Betreiber von "livecamflatrate.com" stammen. Unklar ist hingegen, ob die genannte Bankverbindung wirklich existiert und ob die Spamwelle wirklich von deren Kontoinhaber losgetreten wurde. Es kommen mindestens vier verschiedene Szenarien in Frage:
1. Joe-Job gegen Betreiber: Es könnte sich um einen so genannten Joe-Job gegen den Betreiber der Webseite handeln. Bei einem Joe-Job werden z.B. Mails unter einer falschen Absenderadresse und mit verfänglichem Inhalt verschickt, um den tatsächlichen Inhaber jener Adresse in Verruf zu bringen. Unsere Beispielmail wurde einem unserer Spam-Sammeltöpfe über eine bulgarische IP-Adresse zugestellt, obwohl die Domain des Betreibers in den USA registriert ist.
2. Vorgeblicher Joe-Job: Der Betreiber selber könnte diese Post absichtlich über einen dubiosen Server verschickt haben, um sich später auf einen Joe-Job herausreden zu können.
3. Mitschwimmer: Vielleicht gehört die Bankverbindung einer Person, die bloss von der Scham von Pornobildchen-Konsumenten profitieren will. Manch einer mag im Zweifelsfall lieber die 49 Euro bezahlen, bevor seine Frau oder Freundin davon Wind bekommt. Wir raten Ihnen jedoch: Bezahlen Sie nicht, wenn Sie den Dienst nicht in Anspruch genommen haben.
4. Joe-Job gegen Bankkontoinhaber: Nicht zuletzt könnte es sich auch um einen Joe-Job gegen den Inhaber des genannten Bankkontos handeln.
Ob Joe-Job oder nicht: Keine Panik. Wir wissen von vielen unbescholtenen Anwendern, in deren Postfach solche Mails gelandet sind. Angesichts einer solchen Dreistigkeit können wir nur hoffen, dass der Schuss für den Spammer nach hinten losgeht. Denn wer Andere ohne jegliche Angabe von Beweisen mit solchen perfiden Mails belästigt, könnte am Ende selber Probleme mit der Justiz bekommen.



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