News 20.02.2004, 07:15 Uhr

Ihr nächster Prozessor spricht 64-Bit

Die Prozessorhersteller AMD und Intel liefern sich eine Schlacht um Bits, die nicht mit rationalen Argumenten gewonnen wird. 64-Bit kommt, egal ob die Leistung bemerkbar ist oder nicht.
[1]64-Bit-Prozessoren kommen - und das schneller, als Sie denken. An Intels letztem IDF (Intel Developer Forum) in San José präsentierte der Prozessor-Gigant überraschend den Pentium 4 Extreme Edition mit 3,2 GHz und 2 MB L3-Cache . Warum bastelt Intel einen Server-Prozessor (Xeon) für Endanwender, wenn man doch die neue Intel-Prozessor-Generation, Codename "Prescott", schon bald zu erwarten hat? Der Grund hat drei Buchstaben: AMD
Der Prozessor-Hersteller AMD (Advanced Micro Devices) [2] lancierte letzte Woche offiziell die Markteinführung der ersten für PCs erhältlichen 64-Bit-CPUs [3] . Und leistet damit wie schon bei der Überschreitung der 1 GHz-Hürde Pionierarbeit im PC-Sektor. AMD ist zur Innovation verdammt: im Vergleich zu Intel ist AMD ein Marktanteil-Winzling, schreibt seit vier Quartalen rote Zahlen und kann nicht dieselbe Marktmacht spielen lassen, wie die Intel-Fraktion.
Bei Intel ist man über AMDs 64-Bit-Vorpreschen nicht sehr erfreut. Da kommt dieser ewige Konkurrent, dieser Wadenbeisser, dem man in frühen Jahren auch schon mal finanziell unter die Arme griff, und prescht völlig unnötig und viel zu früh in 64-Bit-Gefilde vor. Gerade jetzt, wo man jede höher getaktete AMD-CPU mit einem schnelleren Gegenmodell bequem kontern konnte. Gerade jetzt, wo AMD schon lange genötigt war, Marketing-Bezeichnungen namens XP zu benutzen, um bei den Taktfrequenzen einigermassen mitzuhalten. Und nun bringt AMD erstmals 64-Bit-CPUs auf den Markt, versaut die CPU-Preise und umgeht Intels 32-Bit-Bastion, die man so erfolgreich verteidigte, einfach indem eine neue CPU-Generation entwickelt wurde. Mit einem mal ist Intel in Zugzwang, auch wenn es von der Leistung her nicht erforderlich wäre. Denn es geht um mehr als um Leistung, es geht um die Symbole 32-Bit gegen 64-Bit.
Intel scheint beim 64-Bit-"Problem" eine zweigleisige Taktik zu fahren: einerseits betont man immer wieder, dass im Moment 32-Bit-CPUs für alle Endanwender genügen, dass kein Mehr an Leistung von 64-Bit-CPUs zu erwarten ist und praktisch keine Software für 64-Bit existiert. Und Intel hat recht, im Prinzip, rein rational gesehen...
Neben dem 64-Bit-Bashing hält man sich in Santa Clara aber gleichzeitig alle Optionen offen. Man nimmt AMDs Wunderprozessoren ernst und bietet vorerst Xeon-CPUs als Pentium 4 EE an. Gleichzeitig halten sich hartnäckig Gerüchte, dass im neuen "Prescott"-Pentium ebenfalls 64-Bit-Erweiterungen vorhanden sein werden [4] . Und insgeheim hofft man wohl, dass AMD tatsächlich viel zu früh ins 64-Bit-Zeitalter steigt, wie Intels Bosse am IDF immer wieder behaupteten.
Ich meine: dem wird nicht so sein.
AMDs 64-Bit-CPU-Generation ist voll 32-Bit-kompatibel, sowohl der AMD Athlon 64 (Codename "Clawhammer"), wie auch der AMD Athlon 64 FX (Codename "Sledgehammer"). Ein 32-Bit-Betriebssystem wie z.B. Windows XP (die 64-Bit-Version wird erst nächstes Jahr auf den Markt kommen) läuft ohne Probleme. Ebenso die Anwender- und Game-Software. Auch aktuelle RAM-Bausteine laufen mit dieser CPU. Jetzt stellen Sie sich vor: ein neuer PC ist angesagt. Was werden Sie wohl kaufen, wenn Sie die Wahl zwischen zwei gleichwertigen Prozessoren haben? Der eine schenkt Ihnen zusätzlich 64-Bit-Kompatibilität und da er mit aller bestehenden Sofware läuft... da fällt die Wahl auf AMD nicht schwer. Wenn es etwas gratis oder obendrauf gibt (64-Bit), verfangen rationale Argumente wie "64-Bit wird momentan nicht ausgereizt" nicht. Manchmal genügt es eben nicht, im Prinzip recht zu haben, rein rational.



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