News 04.07.2001, 11:30 Uhr

Fragwürdige Studie zur Internet-Sucht

Eine Studie will aufzeigen, dass Internet-Sucht auch in der Schweiz nachgewiesen werden kann; die Auswahl der Befragten scheint jedoch nicht repräsentativ.
Die Sozialpsychologische Beratungsstelle Offene Tür Zürich hat zusammen mit der Humboldt Universität Berlin und Bluewin eine Studie durchgeführt, die das Phänomen Internet-Sucht in der Schweiz erfassen soll.
565 Internetnutzende wurden online oder persönlich befragt. Das präsentierte Resultat ist ernüchternd: 2,3 Prozent der Befragten sind internetsüchtig, weitere 3,7 Prozent gefährdet. Diese Zahlen ergeben dann hochgerechnet das erschreckende Bild von schweizweit 50 000 Süchtigen oder Suchtgefährdeten. Süchtigen Personen sind laut Studie täglich im Netz und bringen es pro Woche auf 35 Stunden. Gefährdete Personen surfen rund 20 Stunden pro Woche.
Dass die Studie tatsächlich brauchbare Resultate liefert, muss allerdings bezweifelt werden. Einerseits wurden 17 Personen persönlich anlässlich einer Chat-Party befragt, andererseits mit einem Internetfragebogen, der bei Bluewin auf der Zugangsseite zu den Chats abrufbar war und zusätzlich noch auf der Homepage der Offenen Tür Zürich. Das heisst, dass die Personen, welche an der Studie teilnahmen, eigentlich alle aus einem Umfeld stammen, welche das Internet für Unterhaltung und Zeitvertreib nutzen.
So bleibt die alte Weisheit: Mit Studien kann man alles beweisen und alles widerlegen.


Autor(in) Beat Rüdt



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