News 24.03.2004, 13:45 Uhr

EU gegen Microsoft: Die Würfel sind gefallen

Wie angekündigt, hat die Europäische Kommission heute ihr Urteil im Kartellrechtsverfahren gegen Microsoft veröffentlicht. Neben einer Busse stellt sie dem Softwareriesen ein Ultimatum für Änderungen an Windows.
Ganze fünf Jahre dauerten die Ermittlungen der europäischen Wettbewerbshüter gegen den Softwaregiganten Microsoft. Jetzt steht das Ergebnis endlich fest [1]. Der Redmonder Konzern hat nach Meinung der Europäischen Kommission in zwei Punkten gegen das EU-Wettbewerbsrecht verstossen: Microsoft soll bewusst sein Quasi-Monopol bei den PC-Betriebssystemen auf den Serverbereich ausgedehnt haben. Dies, indem das Unternehmen die Dialogfähigkeit zwischen Windows und fremden Server-Systemen bewusst einschränkte. Der zweite Vorwurf betrifft die Bündelung von Betriebssystem und Windows Media Player. Sie hemmt nach Ansicht der Kommission den Wettbewerb für Multimedia-Abspielsoftware.
Die Wettbewerbshüter bezeichnen die beiden Verstösse in ihrem Urteil als "äusserst gravierend". Sie haben Microsoft deshalb zu einer Busse von insgesamt 497,2 Millionen Euro (ca. 772 Millionen Franken) verknurrt. Dabei handelt es sich um einen der höchsten Beträge, den ein Unternehmen jemals an die EU zahlen musste - für Microsoft dennoch nur eine kleine Summe.
Damit hat es sich aber noch nicht. Die Wettbewerbshüter fordern von Microsoft auch zwei Abhilfemassnahmen. Das Softwareunternehmen müsse innerhalb von 120 Tagen die Schnittstellenspezifikationen offen legen, die von anderen Serversystemen für die volle Kompatibilität benötigt werden. Bringt Microsoft ein neues Betriebssystem heraus, sind auch dessen Schnittstellenspezifikationen zu publizieren. Rund 90 Tage lässt die EU dem Softwarehaus Zeit, um zusätzlich eine alternative Windows-Version ohne Media Player zu veröffentlichen. Ein Bevollmächtigter der Europäischen Kommission soll sicherstellen, dass beide Massnahmen korrekt durchgeführt werden.
In einem ersten Statement lässt Microsoft verlauten, dass seine Vorschläge zur Lösung des Kartellrechtsstreits für europäische Konsumenten besser gewesen wären. "Wir respektieren die Autorität der Kommission, glauben aber, dass unser Vorschlag von letzter Woche mehr Wahlfreiheit und Vorteile für die Kunden gebracht hätte", so Microsoft-Chef Steve Ballmer. Der Softwareriese will das Urteil nun beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg anfechten. Damit bedeutet der Entscheid der Wettbewerbshüter nur das Ende einer ersten Etappe im langjährigen Kartellrechtsstreit. Auch wenn verschiedene Experten glauben, dass das US-Unternehmen schlussendlich verlieren wird, können bis zum abschliessenden Urteil noch Jahre vergehen.



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.