News 03.10.2000, 13:45 Uhr

Napster-Prinzip ist nicht aufzuhalten

Peinlich für die RIAA, die Vereinigung der US-Musikindustrie: Die drei Berufungsrichter in San Francisco haben Napster nicht endgültig geschlossen, sondern prüfen jetzt, ob die Richterin in erster Instanz mit dem Schliessungs-Urteil nicht voreilig gehandelt hat.
Napster-Anwalt David Boies, der zuvor die Regierung im Kartellprozess gegen Microsoft vertreten hatte, bestritt in seiner 20-minütigen Erklärung, dass die Internetfirma Urheberrechte systematisch verletzte. Er verglich die Napster-Technologie mit einem Videorekorder, mit dem man auch ohne Probleme mit dem Urheberrecht Aufnahmen für den persönlichen Gebrauch machen könne.
Der Anwalt der Musikindustrie, Russel Frackman, warf Napster dagegen vor, die Website einzig und allein zum illegalen Austausch von Musikstücken geschaffen zu haben. Andere Firmen hätten im Wettbewerb keine Chance, solange Napster die Musikstücke verschenke.
Napster hatte vor dem Verfahren mehrere Kompromissvorschläge gemacht. So hatte das junge Unternehmen nach eigenen Angaben der Musikindustrie angeboten, eine Monatsgebühr von umgerechnet zehn Franken zu erheben. Diese Erlöse würden mit den Plattenfirmen dann geteilt. Der Vorschlag sei aber abgelehnt worden.
Mit diesem cleveren Schachzug hat Napster die wahren Motive der CD-Industrie enttarnt: Sie will ihren Besitzstand wahren und den unliebsamen, frechen Konkurrenten aus dem Internet drängen. Zumal die Argumentation des RIAA-Anwalts hinkt: Es ist ja nicht Napster, welche die Musikstücke verschenkt. Es sind die Anwender, die unzufrieden sind mit den künstlich hoch gehaltenen CD-Preisen, an welchen die Musiker selbst den geringsten Anteil erhalten.



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