Kommentar 27.09.2005, 07:00 Uhr

Kommentar: Rabatt für die Falschen

Migros, Coop und Mobilezone sprechen mit ihren neuen Billigangeboten nur Wenigtelefonierer an. Eigentlich schade.
Was haben Regenschirme, Präservative und Prepaid-Handys miteinander zu tun? In der Migros werden seit kurzem alle drei Produkte im M-Budget-Einheitsgrün angeboten. Die SIM-Karte inklusive Guthaben von 10 Franken kostet Fr. 19.80. Sie öffnet den Zugang zum Mobiltelefonnetz der Swisscom. Bei Letzterer kostet dieselbe SIM-Karte im skyblauen Design 40 Franken. Man rechne: Die Telefonminute ist beim Original im Normaltarif 99 Rappen pro Minute wert. Bei der Migros gerade mal 44 Rappen. Der Preisunterschied ist nur zum Teil durch das auf Telefonieren und SMS beschränkte Leistungsangebot erklärbar. Es bedeutet im Umkehr­schluss: Mit den 99 Rappen pro Minute bezahlen Kunden von herkömmlichen Prepaid-Angeboten auch Dienste, die sie gar nie brauchen, so z.B. MMS oder Anrufbeantworter. So gesehen sind die neuen Billig-Handys von Migros, Coop (mit Orange) und Mobilezone (mit Yallo) nur fair - ebenso wie der Umstand, dass der SMS-Tarif auf 10 Rappen sinkt.
Jetzt müssen nur noch die Netzbetreiber Swisscom, Orange und Sunrise nachgeben und die Preise auch für Abonnenten senken. Denn ein Blick ins nahe Österreich zeigt: Auch bei den Minutenpreisen wäre mehr möglich. Die österreichische Yesss (wird über eine Aldi-Tochter vertrieben) etwa verlangt 9 Cent in alle Netze (ca. 14 Rappen). Bei One, der Mutterfirma von Yesss, kostet die Gesprächsminute von One-zu-One-Handy 1 Cent. Marktführerin Mobilkom Austria bietet für 85 Euro unbeschränktes Telefonieren im eigenen Netz sowie 1000 Gesprächsminuten in alle nationalen Netze. Aber darauf warten Vieltelefonierer mit Vertragsbindung in der Schweiz wohl noch ewig. Die Netzbetreiber können jetzt auf Vertragspartner wie Migros verweisen und behaupten, ihre Pflicht getan zu haben.



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