News 23.06.2004, 06:15 Uhr

Intel: «Die grösste Änderung seit 10 Jahren»

Der Chiphersteller hat gleich drei neue Chipsätze sowie die dazu passenden Prozessoren auf den Markt gebracht. Der PCtipp informiert über die Neuerungen und verrät, was erste Tests ergeben haben.
Nicht unbescheiden kündigt Intel [1] seine jüngsten Chipsätze [2] und Prozessoren als "grösste Änderung der PC-Architektur seit 10 Jahren" an. In der Aussage steckt aber doch mehr als nur ein Körnchen Wahrheit: So bringt der Prozessor-Hersteller mit den Chipsätzen "Grantsdale" und "Alderwood" nicht nur Unterstützung für wichtige Zukunftstechnologien wie PCI-Express und DDR2, sondern optimiert auch die Bereiche Grafik, Audio und Sicherheit.
Der unter dem Codenamen "Grantsdale" bekannte Chipsatz erscheint in den zwei Ausführungen 915G und 915P Express. Sie lösen die aktuellen 865-Produkte ab und sind für Desktop-PCs gedacht. Zu den Hauptmerkmalen zählen 800/533 MHz Front Side Bus [3] sowie Unterstützung für DDR/DDR2-Arbeitsspeicher, die Festplattentechnologie Serial ATA [4] und die neue PCI-Express-Schnittstelle. Letztere soll die bisherigen Standards AGP und PCI ersetzen. PCI-Express kommt gebündelt auf Datentransferraten von bis zu 4 GB/s (bidirektional sogar 8 GB/s). Zum Vergleich: AGP erreicht Übertragungsraten von 2,1 GB/s, PCI schafft gerade Mal 133 MB/s. Der Vorteil für Anwendungen wie Computerspiele liegt auf der Hand: Grafikkarten können noch mehr Daten in kurzer Geschwindigkeit transferieren und ermöglichen so noch realistischere Games.
Mit "High Definition Audio" erweitert Intel die "Grantsdale"-Chipsätze um integrierten 7.1-Surround-Sound. Ausserdem erlaubt es die Technologie, alle Audioausgänge eines PCs per Software in Kopfhöreranschlüsse umzuwandeln. Dank Unterstützung für die gleichzeitige Ausgabe von mehreren Musikströmen wird es so möglich, dass zwei Personen am selben Rechner MP3-Dateien anhören und Video schauen können. In "ausgewählten Systemen" sollen die Chipsätze zusätzlich mit der WLAN-Technologie "Wireless Connect" ausgestattet sein. Mit ihrer Hilfe kann laut Intel in nur vier Schritten ein drahtloses Heimnetzwerk aufgebaut werden. Im Gegensatz zum 915P Express wartet der 915G Express zudem mit dem Grafikkern GMA 900 (Graphics Media Accelerator) auf. Er beinhaltet unter anderem Unterstützung für DirectX 9 [5], OpenGL 1.4 [6], Breitbild-LCD-Fernseher und digitale TV-Formate.
Als Ersatz für den bisherigen 875-Chipsatz ist der neue 925X Express (vormals "Alderwood") gedacht. Es handelt sich um das leistungsfähigste Mitglied des neuen Intel-Dreigestirns. Er soll Game- und PC-Enthusiasten ansprechen und weist dieselben Merkmale wie der 915P Express auf, verzichtet aber auf Unterstützung für den langsameren DDR1-Arbeitsspeicher.
Den drei Chipsätzen zur Seite stellt Intel gleich fünf neue Pentium-4-Prozessoren. Ausser dem Pentium 4 Extreme Edition mit 3,4 GHz Taktfrequenz tragen alle die neue Intelsche Bezeichnung, bestehend aus einer Nummer mit drei Ziffern [7]. Sie reicht vom Modell 520 (mit 2,8 GHz Taktfrequenz) bis zur Hochleistungs-CPU 560 (mit 3,6 GHz Taktfrequenz). Die fünf Prozessoren verwenden an Stelle des bisherigen 478-Pin-Sockels eine Schnittstelle mit 775 Pins. Dadurch soll unter anderem die elektrische Leistung der Verbindung zum Motherboard verbessert werden. Weitere Features sind eine integrierte Energieverwaltung, die Doppelprozesser-Simulation Hyper-Threading und die Sicherheitstechnologie NX (No Execute), die vor Pufferüberläufen schützen soll.
Ausstattungsmässig scheinen die neuen Chipsätze aufzutrumpfen, wie sieht aber die Leistung in der Praxis aus? Unsere Schwesterzeitschrift PC World [8] hat zwei HP-PCs miteinander verglichen: einer mit 865G-Chipsatz und der andere mit dem neuen 915G Express. Ansonsten war die Konfiguration der beiden Rechner völlig identisch [9]. Erstaunlich: In den Tests schnitten beide Rechner bei Anwendungen wie technisches Zeichnen (AutoCAD) und Videoschnitt fast gleich gut ab. Nur in 3D-Spielen stach der neue Chipsatz deutlich heraus. Wurde an Stelle des integrierten Grafikkerns aber eine externe Karte verwendet, schlug der ältere 865G - zumindest bei einem Spiel (Return To Castle Wolfenstein) - sogar den 915G Express. PC World begründet dieses seltsame Phänomen mit noch nicht optimierten Grafiktreibern.



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