Kommentar 05.09.2003, 08:00 Uhr

Das Freitagsbit: Flash Flop

Die WWKolumne
Neulich beim Flash Mob [1]. Erwartungsfroh warf ich mich in Pose, freudig erregt, denn heute sollte mein Traum wahr werden. Ich auf dem Roten Teppich, die Fotografenmeute blitzt und blitzt... Bis ich ein Flash habe. Vom Fotomob. Doch schnell wurde mir klar, dass ich etwas missverstanden hatte. Oder die anderen. Rund 30 Leute standen im Zürcher Hauptbahnhof nebeneinander und begafften sich durch Guckloch-Zeitungen hindurch.
Den Sinn der Aktion konnte ich nur soweit verstehen, dass hier wohl das Druckschwarze Loch, das jeden Inhalt ansaugt, demonstriert werden sollte. Vielleicht war es auch bloss das Loch vor dem Kopf der Menschen. So ein Kunsthappening sollte doch einen Sinn ergeben, oder nicht? Huere geil. Gell. Voll krass ey. Lustig!
Hätte sich die Medien nicht auf den angeblich neuen Trend gestürzt, wären wohl nur ein paar Newsletter-Abonnenten zusammengekommen. So aber, mit allen Radio- und jeder noch so kleinen TV-Station als Multiplikator, sind die Flash Mobs zum Medienhype geraten, der die Grundidee gleich wieder zunichte macht. Flash Mobs sind weniger der Ausdruck einer neuen sozialen Struktur mit dem Internet als Leim, sondern belegen, wie Medienkonsumenten und die Medien sich selber auf den Leim gehen.
Statt nach jeder Aktion sich wieder zu zerstreuen, sollten die Flash Mobisten besser gemeinsam ein Bier trinken. Oder einen Kaffee. Und sich kennenlernen. Das ist weitaus lustvoller als bei Patty Boser seine Einsamkeit ins Schaufenster zu stellen und einen Flash Lover zu suchen.



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