News 26.06.2014, 09:26 Uhr

Google I/O: Android überall

Google will sein dominierendes Smartphone-System auch in Armbanduhren, Autos und im Wohnzimmer etablieren.
Google zeigte an der I/O-Konferenz Android in allen Formen und Farben
Zum Start der Entwicklerkonferenz Google I/O demonstrierte der Internetkonzern, wie verschiedene Geräte der Plattform einander ergänzen können. Neu ist die Plattform Android TV, die Filme, Videos und Spiele auf den Fernseher bringen soll. Android Auto ist eine spezielle Version des Betriebssystems für Fahrzeuge. Für Smartphones gibt es die nächste Android-Variante mit dem Codenamen «L». Sie bekommt ein stark überarbeitetes Design.
Google will zudem mit einer neuen Plattform für günstige Android-Telefone die Spitzenposition seines Betriebssystems im Markt weiter ausbauen. «Android One» soll Geräte zum Preis von 99 US-Dollar ermöglichen, kündigte Google-Manager Sundar Pichai am Mittwoch in San Francisco zum Auftakt der Entwicklerkonferenz Google I/O an.
Google war bei der rund zweieinhalb Stunden langen Eröffnungs-Keynote besonders bemüht, das Zusammenspiel der verschiedenen Android-Geräte zu demonstrieren. So sieht man auf der Computeruhr, wer gerade anruft und kann sogar das Gespräch ablehnen, ohne das Telefon aus der Tasche nehmen zu müssen. Die Uhr zeigt Benachrichtigen zu anstehenden Terminen oder die Bordkarte fürs Flugzeug an. Und via Bluetooth-Verbindung zur Uhr weiss das Smartphone, dass es gerade der richtige Nutzer in der Hand hält – und erfragt kein Passwort zum Entsperren des Bildschirms. Während Computeruhren im Mittelpunkt standen, spielte die Datenbrille Google Glass keine Rolle.

Android auch im Auto

Android Auto bringt die vom Smartphone bekannte Bedienung auf die Displays der Fahrzeuge. So kann man zum Beispiel auf Musik oder ausgewählte Apps zugreifen. Die Navigation soll von der Verknüpfung der Google-Karten mit Kalender und Adressbuch der Android-Nutzer profitieren. Der Konzern gab am Mittwoch 40 neue Partner bekannt. Darunter sind unter anderem Audi, Volkswagen, Opel, Renault, Fiat und Volvo. Software-Entwickler können speziell Apps für den Einsatz im Auto schreiben. Das System ähnelt dem Konzept CarPlay von Apple.
Mit Android TV macht Google den nächsten Anlauf, auch die Unterhaltung im Wohnzimmer zu übernehmen. Das erste Konzept Google TV war vor einigen Jahren unter anderem an einer zu komplexen Bedienung gescheitert. Android TV soll nun unter anderem mit Sprachsteuerung funktionieren. Die Plattform wird unter anderem von Sony unterstützt. Neben der Integration in Fernseher wird es auch Settop-Boxen geben. Apple und Amazon sind bereits mit ähnlichen Boxen auf dem Markt.

Android «L» und die Fitness

Die neue Android-Version bekommt verbesserte Funktionen unter anderem bei aktiven Benachrichtigungen, die laufende Apps wie Spiele nicht unterbrechen. Sie unterstützt Chips mit 64-Bit-Technologie, was unter anderem mehr Arbeitsspeicher erlaubt. Zuvor wurde spekuliert, die neue Android-Version könnte «Lollipop» heissen, weil Google bisher verschiedene Süssigkeiten in alphabetischer Reihenfolge durchnahm. Die aktuelle Variante heisst «KitKat». Erstmals sollen auch Android-Apps auf Notebooks mit Googles zweitem Betriebssystem Chrome laufen.
In der Plattform Google Fit werden Fitnessinformationen von verschiedenen Geräten zusammengeführt. Für Gadgets wie Armbänder mit Schrittzähler gibt es Schnittstellen. Apple geht einen ähnlichen Weg mit der Plattform HealthKit, die für Herbst angekündigt ist.

80 Prozent Marktanteil

Android hat einen Anteil von rund 80 Prozent am Smartphone-Markt. Es gibt rund eine Milliarde aktiver Nutzer von Android-Geräten. Google will aber auch verstärkt die Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern wie Indien oder Brasilien vernetzen, die noch keine Smartphones haben. Google reagiert damit unter anderem auf den Vorstoss der Mozilla Stiftung mit Firefox OS. Bei Tablets erreichte Android laut Pichai inzwischen einen Marktanteil von 62 Prozent.
Die Präsentation wurde kurz von einem Demonstranten unterbrochen, der Google als «totalitäres Unternehmen» verurteilte. «Google baut Roboter, die Menschen töten», rief er im Saal. Das war ein offensichtlicher Hinweis auf die Übernahme der Firma Boston Dynamics, die an Robotern auch für das US-Militär forscht. Google betreibt ein Roboterprojekt, das von Android-Vater Andy Rubin geleitet wird. Zuvor stellte sich eine Lehrerin vor die Bühne, die behauptet, sie werde von einem bei Google beschäftigten Juristen aus ihrer Mietwohnung herausgedrängt.



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