News 15.12.1999, 17:30 Uhr

Symbiose aus Software und Bauklötzen

PCtip hat das vermeintlich nicht erhältliche Wunderpräsent für den Nachwuchs gefunden: Mit dem Baukastensystem «MindStorms» von LEGO ist es kinderleicht, sich einen Roboter zu kreieren und – am PC haucht man ihm selbst das Leben ein.
Vor uns liegt der Lego-MindStorms-Baukasten "Robotics Invention" mit 717 einzelnen Teilen, die sich unendlich kombinieren lassen. Gummiräder und Raupen, Gelenke und Naben... - der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Das Herzstück aber ist der LEGO-RCX, ein programmierbarer Baustein mit elektrischen Kontakten, der den selbst kreierten Roboter erst in Schwung bringt. Programmiert wird das Teil an einem PC mit Windows 9x, indem vorgefertigte Programmroutinen mittels Maus zu einem neuen Ganzen zusammengeklickt werden. Die Software ist simpel zu bedienen, laut Lego sollen Kinder ab acht Jahren damit zurechtkommen. Die fertigen Befehle erhält der RCX vom PC über den Infrarot-Sender.
Zur Ausrüstung gehören im Weiteren zwei Elektromotore, zwei Berührungssensoren, ein Lichtsensor und ein Verbindungskabel, um alle Komponenten anzuschliessen. Natürlich lassen sich diese Elemente durch andere Kästen oder bestehende LEGO-Bausteine ergänzen, bis hin zur separat erhältlichen Infrarot-Fernbedienung. Die Anleitung erklärt vier Beispiele möglicher Robotics-Konstruktionen. Diese nachzubauen macht aber weitaus weniger Spass, als der eigenen Roboter-Vision die eigentümliche Agitations- und Bewegungsweise mit auf den Weg zu geben. Dank dem Lichtsensor entscheidet jeder Konstrukteur selbst, ob der Roboter auf Lichteinfall reagiert. Mittels Bewegungssensoren kann die selbst gebaute Maschine die heimische Stube erforschen und weicht dabei automatisch den Hindernissen aus.
Fortgeschrittene können auf der Website von Lego [1] weitere integrierbare Codes abrufen, die sich per Diskette oder E-Mail wunderbar auch mit Kollegen austauschen lassen. Dort hat es weitere Vorschläge, wie sich der Roboter zu einer Alarmanlage oder gar zu einem mechanisch hochkomplexen, mit Filzstiften operierenden Kopierer ausbauen lässt. Dem Kind wird eine der grössten Herausforderungen aber wahrscheinlich in der Frage kulminieren: "Wie spiele ich mit meinem Bausatz, ohne dass Papi mitbauen will?"
Zwei Schwächen allerdings hat das Spielsystem: Zum einen sind einige Radachsen falsch beschriftet. Wer selbst konstruiert, den stört das aber nicht. Schwerer wiegt hingegen, dass die Batterien fehlen. Wer aus elterlicher Überforderung heraus vergisst, diese überlebenswichtige Stromquelle für das 349 Franken teure Geschenk vor Weihnachten einzukaufen, wird am Heiligabend eine familiäre Katastrophe nicht umgehen können; für die Sprösslinge bleibt der gesamte Kasten bis auf weiteres nicht benutzbar.
Wer diesem Mangel zuvorkommt, macht sich frei für das Vergnügen. Praxisnähe durch spielerisches Tüfteln, gemischt mit einem Quäntchen Programmierung - das erlaubt an unzähligen Abenden eine sinnvolle Auseinandersetzung mit der Technik. "MindStorms Robotics Invention System" ist die originellste Geschenkidee, die uns dieses Jahr beim Durchstöbern des computerisierten Weihnachtsmarkts über den Weg gelaufen ist.



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