News 21.10.2002, 12:45 Uhr

Falschwerbung bei Microsoft

Microsofts neuste Werbekampagne endet als Fiasko. «Wahre» Anwenderaussagen und –fotos haben sich als Fälschungen herausgestellt.
Was Apple kann, können wir schon lange, müssen sich die PR-Verantwortlichen von Microsoft gedacht haben, als sie ihre neuste Werbeoffensive gestartet haben. Apple lancierte diesen Sommer ihre 50 Millionen US-Dollar schwere "Switcher"-Kampagne. In deren Rahmen begründeten verschiedene Anwender, wieso sie vom Windows-Betriebssystem auf Mac OS umgestiegen sind. Dabei handelte es sich laut Apple um "wirkliche" Benutzer, die bereitwillig Auskunft über ihre guten Erfahrungen mit Macintosh-Computern gaben. Daher trug die Werbekampagne auch den Namen "Real People".
Microsoft wollte es letzte Woche ihrem Konkurrenten nachmachen - die Betonung liegt auf "wollte". Der Software-Riese schaltete auf seiner Website [1] Inserate, in denen Anwender berichteten, wie toll doch Windows XP gegenüber Mac-Systemen sei und was sie zum Umstieg bewogen habe. Leider hat Microsoft nicht mit der Aufmerksamkeit gewiefter Benutzer gerechnet. Kurz nach Start der neuen Werbekampagne tauchten auf Slashdot [2] bereits erste Meldungen auf, die das Foto eines Zeugenberichtes als Bild von GettyImages.com [3] identifizierten. GettyImages.com ist eine Bilddatenbank, bei der Fotografien gegen eine Abfindung von ca. 50 US-Dollar erworben werden können. Der Peinlichkeiten noch nicht genug, fand ein Mitarbeiter der Associated Press [4] heraus, dass der betreffende Anwenderbericht aus der Feder einer Mitarbeiterin der beauftragten Werbeagentur stammte. Diese versuchte den Vorfall herunterzuspielen:"Sie habe den Bericht zwar selbst geschrieben, aber den Wechsel von Apple zu Microsoft in der Tat vollzogen, berichte also aus eigener Erfahrung".
Mittlerweile haben sich noch mehr Anwenderfotos aus Microsofts neuster Werbekampagne als Bilder aus kommerziellen Fotodatenbanken erwiesen. Dies hat den Software-Konzern dazu bewogen, die betreffenden Inserate von der Website zu entfernen. Wie CEO Steve Ballmer sich gegenüber The Age [5] äusserte, will man die verantwortlichen Personen zur Rechenschaft ziehen, falls sich die Anschuldigungen bewahrheiten sollten. Microsoft versuche nämlich seit längerem bei ihren Kunden einen Ruf des Vertrauens zu schaffen. Dem dürfte die neuste Werbe-Kampagne nicht gerade zuträglich sein.



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