Kommentar 03.03.2006, 11:00 Uhr

Das Freitagsbit: Milchkuh

Die WWKolumne
Würden Sie einen Kaufvertrag unterschreiben, der im Kleingedruckten vorsieht, dass Sie Ihren neuen PS-Stolz nur selbst fahren, niemanden sonst ans Lenkrad lassen dürfen? Sie würden den Metzger ohrfeigen, der Ihnen den saftigen Braten mit der Auflage verkauft, er dürfe nur am Sonntag im Kreise der Familie gegessen werden. Den Landstreicher dürften Sie demgemäss nicht mit füttern. Falls Sie dagegen verstossen, besuchte Sie der Metzermeister zu Hause und folterte Sie mit der Cheney-Zange.
Nur die dümmste Kuh wählt ihren Metzger selber. Ich wähle die Suisa. Sie verströmt Barmherzigkeit. Die Schweizer Urheberrechtsgesellschaft - zuständig für das Ohrenwohl - möchte neu auch für MP3-Player und Harddisk-Rekorder eine Gebühr fürs private Kopieren einstreichen. Ob sie das darf, soll jetzt das Bundesgericht beurteilen.
Wahrscheinlich mache ich mich unbeliebt: Sie darf. Grundsätzlich. Wie jede sensible, individualistische Kuh werde ich lieber vom Bauern als von der Melkmaschine gemolken. Nichts anderes sind nämlich die DRM-Systeme der Entertainment-Industrie: Melkmaschinen. Und wer die Musik nicht dreimal kauft, um sie zu Hause und unterwegs zu hören oder der zweitbesten aller Ehefrauen zu schenken, der erhält Besuch vom Sony-Boss und wird mit einer Mariah-Carey-CD gefoltert.
Mit der Urheberrechtsvergütung halte ich den Staat fern - der Stall ist mein. Und wenn der Melkmaschinen-Aussendienstler wieder kommt, kriegt er einen Tritt in den Allerwertesten.
Oh, ich glückliche Kuh!



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