News 13.02.2001, 17:00 Uhr

Napster - wie weiter?

Das Urteil gegen Napster hat wie erwartet unterschiedlichste Reaktionen ausgelöst.
Es war zu erwarten: Das Berufungsgericht in San Francisco wich keinen Milimeter von der Haltung ab, Napster verletze Urheberrechte oder leiste zumindest Beihilfe. Zu mächtig ist die Copyright-Industrie, die Wegelagerern gleich auf alles und jedes Gebühren erheben will, was potentiell zum Raubkopieren geschützter Werke benutzt werden könnte. Eine solche ist beispielsweise für Festplatten im Gespräch, was jeden braven Office-Worker gleich zum Raubkopierer abstempelt.
Die Musiktauschbörse Napster will nach der Niederlage die gerichtliche Entscheidung anfechten und Berufung einlegen, wie Napster-Staranwalt David Boies erklärte. Das Internetunternehmen mit vielen Millionen Fans fürchtet, dass es nach dem Richterspruch bereits vor einer endgültigen Klärung des Streits zur Schliessung gezwungen werden könnte.
Bertelsmann, seit kurzem in einer Allianz mit der umstrittenen Tauschbörse, sieht in dem Urteil einen "wichtigen Schritt nach vorne". "Für uns ist es ein glatter Sieg", meinte der Präsident der Bertelsmann E-Commerce Group, Andreas Schmidt. Der Ansatz, das Napster-Modell zu modifizieren und mit einem kleinen Obolus auch den Schutz der Urheberrechte zu respektieren, habe sich durchgesetzt.
Auch die Musikindustrie begrüsste das Urteil und bezeichnete es als Sieg für alle Musikschaffende. Die Recording Industry Association of America (RIAA) zeigte sich ebenfalls mit dem Urteil zufrieden. Chuck Cooper, ein Rechtsanwalt der RIAA: "Diese Entscheidung schreibt eine wunderschöne Grabinschrift für Napster".
Solche Sprüche zeigen höchstens, wie wenig die CD-Industrie begriffen hat. Napster ist nämlich gar nicht ihr Feind; Gnutella & Co. stehen mit neuen Konzepten und Protokollen in den Startlöchern. Es ist offensichtlich: Die Plattenbosse tragen ganz nach dem Muster von gescheiterten Staatsmännern, die Krise im Innern in Form eines Krieges nach draussen.



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