Kommentar 27.02.2007, 08:30 Uhr

Kommentar: Marketing-Geschwätz statt Innovation

Wenn Hersteller einander mit Superlativen zu übertrumpfen versuchen, kratzt das letztlich nur an deren Glaubwürdigkeit.
Sogenannte "Revolutionen" finden schon lange nicht mehr in den Entwicklungsabteilungen der Computerbranche statt. Es sind eher die Marketing- und Werbeleute, die sich für geringfügige Designänderungen Superlative ausdenken, z.B. "Das Telefon neu erfunden" (Apple iPhone) oder "Wow!" (Microsoft Windows Vista). Im schlimmsten Fall wird sogar ein logischer, sich kontinuierlich entwickelnder Trend zur "Revolution" verklärt, wie es im Moment mit dem Web 2.0 passiert. Sowas nennt man auf Neudeutsch einen Hype. Leider geben manche Medien dieses teils stark übertriebene Hype-Geschwätz fast ungefiltert wieder. Es ist mir schleierhaft, wieso etwa das sonst so sachlich-vernünftige Schweizer Fernsehen ausgerechnet einen "Vista-Kanal" aufgeschaltet hat. Als ob eine neue Windows-Version ein für die Menschheit wirklich relevantes Ereignis wäre. Mir reichte schon Microsofts "Wow!"-Werbequader mit den darin eingelassenen Monitoren, der den Passanten im Zürcher Hauptbahnhof buchstäblich die "Vista" - nämlich die Sicht - aufs Geschehen in der Haupthalle versperrte. Finden wir uns damit ab: Der mit Reizen überflutete Konsument kann bei Neulancierungen nur abwarten, was vom lautstark beworbenen Produkt übrig bleibt, nachdem sich die undurchsichtigen Wortschwaden endlich verzogen haben. Mich interessieren bei technischen Neuheiten die Fakten und nicht die Marketingfantasien. Neue Geräte sollen für Konsumenten in erster Linie zweckdienlich sein, anstatt in ihm irgendwelche Bedürfnisse zu wecken, von denen er bisher keine Ahnung hatte. Aber vielleicht geht der Hype auch mal nach hinten los, und am Ende fällt derjenige am meisten auf, der nur flüstert statt schreit.



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