Kommentar 24.06.2005, 08:45 Uhr

Das Freitagsbit: Blackouts

Die WWKolumne
Wer ohne Strom ist, der werfe die erste Batterie. Dachten sich wohl die Werber eines namhaften Notebook-Herstellers und schalteten im Schienenschandeschundblatt ein Inserat, das die Leser darauf aufmerksam macht, eine Strompanne könne Nutzern einer bestimmten japanischen Marke nicht passieren. Dank einer Akkulaufzeit von bis zu sechs Stunden.
Die Abhängigkeit von einem einzigen Akku führt aber in jedem Fall zur Strompanne. Schliesslich ist das Notebook laut Werbetext "für alle, die viel unterwegs sind" und die Warterei im Tunnel dauert endlos. Dafür ist die Anzeige äusserst kreativ. Die Werber haben aus dem Blackout das beste herausgeholt. Vermutlich mit Bleistift und Papier auf ein Bahnticket gekritzelt. Im Taschenlampenlicht.
Oder mit zuvielen Fliegen auf dem Helmvisier. Wie bei jenen Werbern, die für eine Scooter-Firma im Ichleseweiltramfahrenlangweiligistblatt texten: "Garantiert ohne Kurzschluss, Stromausfall und Verspätungen". Na ja: Wenigstens hat das Gefährt zwei Felgen, falls die Reifen platzen.
Von einem derart redundanten System können die SBB derzeit offensichtlich nur träumen. Vielleicht sollte Benedikt Weibel mal in Japan vorstellig werden. So ein Notebook-Akku sollte als Notreserve in jede Loki eingebaut werden.
Vielleicht doch keine gute Idee. Denn nur, wenn ab und zu mal der Strom ausfällt, merken wir
a) wie pünktlich und zuverlässig die SBB funktionieren
b) dass wir doch nicht so grummelig sind, wie die Pendlergesichter jeden Morgen und jeden Abend vermuten lassen
c) wie kreativ Werber sein können
und
d) dass wir noch am Leben sind.



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