Tipps & Tricks 10.11.2000, 02:15 Uhr

Falsche Virenwarnung California/Wobbler

Ich habe die folgende Virus-Warnung per Mail erhalten. Bevor ich diese intern und extern weiterleite, möchte ich wissen, ob da etwas dran ist. Nachfolgend der Original Mail-Text (inklusive Umlaut-Fehlern): Achtung, Achtung V I R U S !!!! Vor wenigen Minuten erreichte uns folgende Virenwarnung: Der Virus WOBBLER, trifft per E-Mail mit dem Titel CALIFORNIA ein. IBM und AOL haben mitgeteilt, dass dieser Virus praktisch todlich ist, schlimmer als mit Virus MELISSA. Virus CALIFORNIA loescht alle auf der Festplatte gespeicherten Informationen, zerstoert Netscape Navigator und Microsoft Internet Explorer. Keine Post mit diesem Titel offnen. Bitte diese Information auch an alle Bekannten, Mitarbeiter usw. weitergeben, die per E-Mail arbeiten. Bisher sind wenige uber diesen Virus informiert; daher bitte so schnell wie moeglich alle anderen auch informieren. Wenn Sie elektronische Post mit dem Titel Win A Holiday erhalten, auf gar keinen Fall offnen; alle auf der Festplatte gespeicherten Informationen gehen verloren. O.g. Informationen wurden von Microsoft bekannt gegeben.
Gut, dass Sie gefragt haben! Dies ist ein ziemlich alter Hoax [1], zu deutsch "Scherz". Solche und ähnliche falsche Virenwarnungen werden oft jahrelang via E-Mail verbreitet. Manche wandeln sich mit der Zeit und enthalten sogar zufällige Fakten von tatsächlich existierenden Viren. Solche Falschmeldungen können Sie an verschiedenen Merkmalen erkennen. Für einmal zerpflücken wir diesen (nicht totzukriegenden) Wobbler-Hoax genüsslich:
Diese Behauptung der Warnung stimmt in sich selber schon nicht: Wenn ein Virus quasi die Festplatte löschen würde, brauchte er Netscape nicht mehr separat zu zerstören. Also: Offensichtlich ein Hoax. Und WM97.Melissa hat zwar etwas für Aufruhr gesorgt (habe ich selber als Supporterin erlebt) war aber nicht "tödlich" und hat kaum Daten zerstört, weil Makroviren sich normalerweise problemlos aus Systemen entfernen lassen. In den Warnungs-Weiterleitungen kommt manchmal das Datum einer früheren Weiterleitung mit. So gewinnt die Aussage "Vor wenigen Minuten" eine ganz neue Bedeutung: Klar ein Hoax.
Fast in jeder falschen Virenwarnung werden grosse Firmen wie Microsoft, IBM oder AOL vorgeschoben. Diese sind definitiv nicht im Viren-Bekämpfer-Geschäft tätig und gehören wohl zu den letzten, die irgendwen über neue Viren informieren. Genau aus dem selben Grund ist auch "Bisher sind nur wenige informiert" natürlich Unsinn. Zu dem Zeitpunkt, an dem AOL & Co. informiert ist, weiss es der Rest der Welt natürlich schon längst. Also wieder: Hoax.
Was in keinem Hoax fehlt, ist die Bitte um Weiterleitung, liebevoll mit vielen Ausrufezeichen betont. Zudem wurde diesmal der ebenso klassische "Win A Holiday"-Hoax dem von Wobbler-Hoax beigefügt.
Doch wo verifizieren Sie als PC-Benutzer solche Meldungen? Zuverlässige Infos über echte neue Viren finden Sie auf den Webseiten der Antiviren-Hersteller. Hier eine Auswahl von Links zu seriösen Viren-News-Seiten. Am besten setzen Sie einen Bookmark/Favoriten auf diese Seiten:
- AVP Viruslist [2]
- Norton/Symantec Antivirus Research Center [3]
- McAfee Virus Alerts [4]
- F-Secure Virus News [5]
- TrendMicro Virus Information Center [6]
- Ikarus Österreich [7]
- Norman (Norwegen) [8]
Und hier noch ein paar Links, die Sie explizit über Hoaxes informieren. Um sich mit diesen vertraut zu machen, suchen Sie am besten gleich nach Begriffen wie "California" oder "Wobbler":
- VMyths.com [9]
- Hoax-Datenbank von F-Secure [10]
- Hoax-Infos der Technischen Universität Berlin [11]
Die Tatsache, dass sich sogar Anbieter von Virenschutz-Software mit Hoaxes befassen, zeigt klar, dass falsche Virenwarnungen selber ein grosses Übel sind. Hoaxes sind mehr als Junk-Mail. Sie verstopfen nicht nur Mailboxen, sondern verunsichern E-Mail-Benutzer und binden wertvolle Arbeitszeit von Mail-Usern und Supportern.



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