News 28.06.2013, 08:25 Uhr

Von der Tages- zur Schülerzeitung

Vor einigen Wochen feuerte die Sun-Times alle Fotografen. Stattdessen wurden die Schreiberlinge in der iPhone-Fotografie geschult. Die Resultate sind … bemerkenswert.
Die Nachricht verbreitete sich in der Medienbranche wie ein Lauffeuer: Anfang Juni entliess die Tageszeitung Chicago Sun-Times alle 28 Fotografen und rüstete die verbleibenden Journalisten mit iPhones aus. (Die ganze Geschichte lesen Sie hier.) Dem Kopfschütteln der Beobachter folgen nun die ersten Resultate, und die lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Dabei wurde das Stanley-Cup-Finale zur Nagelprobe. Dieses Ereignis schaffte es sowohl bei der Chicago Sun-Times als auch bei der rivalisierenden Chicago Tribune auf die Titelseite. So kann ein Coverfoto aussehen, wenn man einen waschechten Fotografen an den Ort des Geschehens entsendet:
Das Cover der Chicago Tribune …
Und das kann passieren, wenn man einen Journalisten losschickt, um mit dem Smartphone die Welt zu erklären:
… und der Chicago Sun-Times
Doch zum Glück sind Fotos auch Geschmacksache. Allerdings kommt die Chicago Sun-Times nicht aus den schlechten Schlagzeilen heraus. Vor wenigen Tagen wurden die Honorare für freischaffende Fotografen publik (Quelle: PetaPixel). Diese sollten pro Story 5 bis 7 Fotos abliefern, die sich auch drucken und online publizieren lassen. Eine solche Auswahl würde den Redaktoren die Möglichkeit geben, ein Foto für das Titelblatt auszuwählen und online eine hübsche Diashow zu veröffentlichen. Klick, klick, klick …
Als «Lohn» für diese Mühen bezahlt die Zeitung 65 Dollar – und zwar nicht pro Foto, sondern für alle Bilder zusammen. Daraus könnten sogar 85 Dollar werden, wenn auch noch ein Video mitgeliefert wird. Dabei geht es absolut in Ordnung, wenn auch dieses mit einem Smartphone gedreht wurde.
 
«Oh, Sie sind Fotograf! Und was machen Sie beruflich?»
Man kann davon halten, was man will, eines steht fest: Die Sun-Times Chicago führt den Tageszeitungen dieser Welt vor Augen, wie unentbehrlich die «richtigen» Fotografen mit ihren genauso richtigen Kameras sind. Und so sehr die Entlassung der 28 Fotografen auch zu bedauern ist: Ihr Schicksal wird die anderen Zunft-Mitglieder in ihrer Position bestärken.



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