Tests 20.09.2011, 09:09 Uhr

Test: Universalobjektiv von Tamron

Im Spiegelreflexbereich einzigartig ist das 15-fach-Zoom von Tamron. Wir haben es ausprobiert.
Im Gegensatz zu Kameras mit fest eingebautem Objektiv gibt es bei den Spiegelreflexkameras kaum Linsen, die einen grossen Zoombereich abdecken. Denn je grösser der Fotosensor, desto schwieriger, grösser und aufwendiger ist die Konstruktion. Tamron hat sich auf diese Lücke spezialisiert und hält mit dem hier getesteten Objektiv (voller Name: Tamron AF 18-270mm f/3.5-6.3 Di II VC LD Aspherical (IF) PZD) den aktuellen SLR-Weltrekord: Der Brennweitenbereich von 18 bis 270 mm bedeutet ein 15-fach-Zoom. Dahinter steckt eine komplizierte Linsenkonstruktion mit nicht weniger als 18 Elementen in 13 Gruppen. Mit weniger als 10 Zentimetern im eingefahrenen Zustand ist das Objektiv dennoch bemerkenswert kompakt und auch das Gewicht hält sich in Grenzen.
Objektivwechsel sind nicht nur umständlich (besonders in der kalten Jahreszeit), sie bergen auch die Gefahr, dass die Kamera verschmutzt wird, und eventuell verliert man wertvolle Zeit für einen Schnappschuss. Beim Fotografieren gewöhnt man sich sehr schnell an den grossen Zoomfaktor und nimmt ihn nach kurzer Zeit für selbstverständlich. Ideal ist er auf Reisen, zum Beispiel bei einer Stadtbesichtigung. Auch in Innenräumen erweist sich die Tamron-Linse als universell einsetzbar, unter anderem weil man bereits ab einem halben Meter Entfernung scharf stellen kann. Diese Angabe bezieht sich auf die Entfernung zum Sensor - die kürzeste Entfernung zur Linse beträgt sogar nur etwa 20 cm.
Brennweite 18 mm
Aufnahmen aus der freien Hand im maximalen Telebereich benötigen eine kurze Belichtungszeit (1/250 Sekunde), um garantiert nicht zu verwackeln. Der Bildstabilisator ist da theoretisch eine Hilfe, wir konnten allerdings in der Praxis kaum Unterschiede feststellen. Zusammen mit der nicht sehr hohen Lichtstärke von f/6,3 im Telebereich führt dies dazu, dass man in Innenräumen oft mit 1600 ISO fotografieren muss. Manche Kameras schiessen auch so noch gute Bilder, aber eben nicht alle.
Das Objektiv fährt praktisch von selbst aus, wenn man die Kamera nach unten hält. Es hat zwar eine Lock-Taste, die das verhindert, aber die funktioniert nur im ganz eingefahrenen Zustand. Wenn das Objektiv in Betrieb und halb ausgefahren ist, rutscht es nach unten, was das Fotografieren erschwert.
Die geometrischen Verzerrungen sind nur bei Motiven mit waagrechten und senkrechten Linien erkennbar (typischerweise bei Gebäudeaufnahmen). Im Weitwinkel bildet das Objektiv leicht kissenförmig, ansonsten leicht dellenförmig ab. Gemessen an der hohen Zoomleistung der Linse sind die Verzerrungen erstaunlich gering. Auch die chromatischen Aberrationen (helle Farbsäume an Konturen) sind erkennbar, halten sich aber im Rahmen.
Wie von Tamron angepriesen, ist der Autofokus leise und recht schnell. Der Drehbereich für den manuellen Fokus ist überaus kurz; da das Drehrad aber sehr leicht läuft und trotzdem seine Position hält, kann man gut manuell scharfstellen.
Fazit: Mit dem grössten Zoombereich, jedoch geringem Gewicht und kompakten Abmessungen verfolgt das Tamron 18-270 mm einen klaren Zweck: Es ist ein Objektiv für unterwegs. Und diesen Zweck erfüllt es zur vollen Zufriedenheit. Es braucht keine zweite Linse, dennoch hat man eine Bildqualität, die derjenigen von Superzoomkameras weit überlegen ist. Klar gibt es Linsen mit mehr Lichtstärke oder besserer Abbildungsleistung, doch nur in besonderen Fällen ist es die Mühe wert, einen entsprechend bleischweren Objektivkoffer mit sich herumzuschleppen.

Testergebnis

Universeller Zoom, relativ leicht und kompakt, kurze Naheinstellgrenze, Lock-Taste, leiser und schneller Autofokus
Zoomrings verschiebt sich leicht, benötigt im Telebereich hohe ISO-Werte

Details:  Für Canon, Nikon und Sony

Preis:  UVP Fr. 980.–, Strassenpreise ab ca. Fr. 700.–

Infos: 
www.perrot-image.ch

Leserwertung

Jetzt abstimmen!
Was halten Sie vom Produkt?

Autor(in) David Lee



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.