News 18.06.2013, 08:05 Uhr

Wer braucht schon Amazon

Wer Mitglied in einer von 95 Bibliotheken im Raum Ostschweiz/Zürich ist, kann sich gratis eBooks und Co ausleihen. Möglich macht dies das Portal Dibiost, das grösste seiner Art im deutschsprachigen Raum.
Die Digitale Bibliothek Ostschweiz (Dibiost) vereint 95 öffentliche Bibliotheken vom äussersten Zipfel Lichtensteins bis in die urbanen Regionen von Zürich hinein. Wer Mitglied in einer davon ist, darf sich auf dem Portal dibiost.ch gratis eBooks, eAudio, eMusic und EVideos ausleihen. Insgesamt sind es 28 000 Medien, welche Dibiost dem Anbieter divibib abgekauft hat und auf dem Portal zur Verfügung stelt. Damit sei der durch die St. Galler Kantonsbibliothek «Vadiana» initiierte Dienst der grösste seiner Art im deutschsprachigen Raum, sagt Cornel Dora, St. Galler Kantonsbibliothekar.
Das kostet die Bibliotheken, die für diese Aktion zusammenlegen, einiges. In diesem Jahr werden rund 170 000 Franken eingesetzt, um den Kunden die digitalen Medien zur Verfügung zu stellen. Im nächsten Jahr sollen es ungefähr 200 000 Franken sein. «Es war eine Grundsatzfrage,» sagt Dora über die Motivation dahinter. «Steigen wir in den digitalen Markt ein, oder nicht? Weil etablierte Anbieter nicht die Bibliotheken-Ideologie in sich tragen sondern kräftig in die eigene Tasche arbeiten, fiel die Entscheidung nicht schwer. «Im Gegensatz zu Amazon haben wir ein kontrolliertes Angebot, das wir nach bibliothekarischen Grundsätzen aufbauen und verwalten,» sagt Dora.
Grosses Interesse
Kunden können die Inhalte entweder direkt im Portal konsumieren, sie auf der Festplatte speichern oder auf dem Smartphone/Tablet lesen. Nach einer vorgegebenen Leihfrist – maximal zwei Wochen - sorgt die eingebaute DRM dafür, dass die Datei nicht mehr lesbar ist. Fristerstreckung und Mahngebühren gibt es nicht.
14 Tage reichen aber locker aus, um sich die gewünschten Files herunterzuladen und auszudrucken – oder eben im Reader zu lesen. Der Gang in die Buchhandlung oder das Online-Shopping fällt so weg. Und alles, was man dafür braucht, ist eine Mitgliedskarte bei einer der 95 Bibliotheken – teilweise ist diese sogar gratis. Wer nicht via Online-Portal zugreifen will, kann das Angebot auch als App für Android oder iOS nutzen.
Service verbreitet sich
Dibiost muss aufgrund von Grössenbeschränkungen der Urheber darauf verzichten, das Einzugsgebiet zu erweitern. Nur eine bestimmte Menge Personen soll auf diese Art eBooks lesen dürfen. Darum sind beispielsweise die Städte Winterthur und Zürich ausgeschlossen. Weil diese das Modell aber gut finden, soll es kopiert werden. Gemeinsam mit dem Kantonen Basel und Aargau arbeiten die beiden Städte an einem eigenen Portal, auch dieses wird die Medien von divibib beziehen, dem Quasi-Monopolisten in dieser Branche. Dazu entstehen in der Innerschweiz, in Luzern und im Kanton Bern eigene Verbünde, Dibiost bleibt aber vorläufig der Grösste.
Noch nutzen nicht viele Kunden das Angebot, Cornel Dora spricht von 600 Downloads pro Tag. Bei momentan 1,7 Millionen potenziellen Kunden der 95 Bibliotheken bleibt also viel Luft nach oben. Amazon, Apple + Co. wir das nicht freuen.

Fabian Vogt
Autor(in) Fabian Vogt



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