News 23.07.2009, 11:05 Uhr

«Zaubertinte» fürs Internet

Jungwissenschaftler haben eine Software namens Vanish entwickelt. Sie lässt Texte nach einer gewissen Zeit verschwinden.
Vanish ist im Grunde eine Verschlüsselungs-Software. Sie versieht über den Webbrowser eingegebene Textinformation, die nicht lokal, sondern auf Servern abgelegt wird, mit einem für Sender und Empfänger nicht sichtbaren Schlüssel. E-Mails, Chats und Postings können so nach einer gewissen Zeit nicht mehr ausgelesen werden. Für die in Form eines Firefox-Plug-ins realisierte Open-Source-Software ergeben sich zahlreiche Anwendungsgebiete, weil damit persönliche wie geschäftliche Informationen von einem vom User bestimmbaren Zeitpunkt an unbrauchbar gemacht werden. Innerhalb des mit Vanish definierten Zeitraums können Texte jedoch kopiert, gedruckt und gespeichert werden, weshalb das System nur bei Korrespondenzen mit Vertrauten eine Deponierung von persönlichen Daten im Web verhindert.
«Der entscheidende Vorteil liegt aber darin, dass User niemandem vertrauen bzw. keine weiteren Services in Anspruch nehmen müssen, um ihre Daten zu sichern oder eben nach einer gewissen Zeit zu löschen», erklären die Washingtoner Jungwissenschaftler.
Im August soll Vanish offiziell vorgestellt werden. Die Verschlüsselung von anderen Datentypen wie etwa Bildern stellt den nächsten Schritt in der Entwicklung der Software dar. So würde es beispielsweise dann nicht mehr passieren, dass Facebook-Bilder lange Zeit fortbestehen, obwohl der User diese ausdrücklich gelöscht hat. Auch Plug-Ins für andere Anwendungen wie Thunderbird und Outlook sowie eine Vanish-Applikation für das iPhone seien zu erwarten.



Kommentare
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dzs
23.07.2009
Falsche Sicherheit Zitat: <<Innerhalb des mit Vanish definierten Zeitraums können Texte jedoch kopiert, gedruckt und gespeichert werden, weshalb das System nur bei Korrespondenzen mit Vertrauten eine Deponierung von persönlichen Daten im Web verhindert.>> Es steht nichts, dass die Kopien auch verschwinden. Falls sie auch verschwinden, gibt es immer noch Screendumps etc. Diese Software wiegt nur harmlose Gemüter in falsche Sicherheit. Es bleibt dabei: Man soll sich vorher überlegen, was man von sich gibt.

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Joes Garten
23.07.2009
Es wäre hilfreich gewesen, für diese Diskussion das über den Artikel-Link to Vanish erreichbare Projektdokument zu lesen. 1: Das Ganze ist ein Forschungsprojekt. kein fertiges Produkt, sondern ein Prototyp. 2: Es geht um die Machbarkeit von folgendem: Vanish is a research system designed to give users control over the lifetime of personal data stored on the web or in the cloud. Specifically, all copies of Vanish encrypted data — even archived or cached copies — will become permanently unreadable at a specific time, without any action on the part of the user or any third party or centralized service. Der Clou des Vorschlags ist, dass die Crypto-Schlüssel als Distributed Hash Tables in einem Peer to Peer Netz gespeichert werden. Nach Ablauf der vom Anwender definierten Lebenszeit verschwinden die Keys. Entschlüsseln ist praktisch nicht möglich. Das Forschungspapier diskutiert die derzeitigen Scherheitsszenarien, Mängel, Angriffsvektoren und so fort. Konzeptionell ist das recht ausgereift und der Protoyp funktioniert. Gute Idee! Im Artikel hätte die Tatsache, dass das ein Prototyp zu Forschungszwecken ist, klar erwähnt werden sollen.

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LMS
24.07.2009
Auch aus meiner Sicht eine interessante und innovative Idee. Nachteil ist natürlich, dass Verfasser wie auch der Leser eines solchen Textes die Software installiert haben müssen um zum Kreis der Berechtigten zu gehören. Copy/Paste eines entschlüsselten Textes, bevor er vernichtet wird, ist natürlich auch möglich. Das könnte sich jeder zu Nutze machen, der das Geschriebene sammeln und doch auf Immer und Ewig archivieren will. Ganz im Sinne von: "Zahlen Sie 5 Dollar und ich sage Ihnen, was Ihr Stellenbewerber am 30.9.2009 für nur 8 Stunden ins Netz stellen wollte." Aber vielleicht findet man im Rahmen dieser Forschungsarbeit noch Lösungen für solche Probleme. Ist wirklich eine interessante Angelegenheit, obschon meiner Ansicht nach digitale Daten immer reproduzierbar bzw. wiederherstellbar sind.

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dzs
24.07.2009
Theorie Es ändert alle Schlauheit nichts daran: Was ich einmal auf dem Bildschirm gesehen habe, kann ich ganz primitiv abfilmen, was ich gehört habe kann ich analog mitschneiden. Das ist unausweichlich. Da nützen die klügsten akademischen Konzepte nichts. DAS meine ich mit falscher Sicherheit. Es gilt sowieso ganz allgemein: High tech lässt sich oft durch low tech austricksen.