Kommentar 18.04.2006, 06:00 Uhr

Kommentar: Ich bin kein Crash-Test-Dummy

Microsoft hat den Termin für das neue Betriebssystem Vista verschoben. Doch lieber zwei Monate länger warten als sich mit einem halbfertigen System herumschlagen.
Das neue Betriebssystem Windows Vista wird entgegen früheren Ankündigungen nun doch nicht mehr in diesem Jahr auf den Markt kommen. Eine gute Nachricht ist das nicht gerade, doch bei über fünf Jahren Wartezeit auf ein neues System kommt es mir auf die ein oder zwei Monate nicht an. Viel wichtiger ist, dass Windows Vista bei Erscheinen wirklich sicher und zuverlässig ist. Genau damit begründet Jim Allchin, Co-Präsident der Betriebssystemsparte von Microsoft, die Verschiebung: Man will nicht vorschnell ein unausgereiftes Produkt auf den Markt werfen.
Das ist löblich - aber kann man dieser Beteuerung Glauben schenken oder werden hier bloss technische Probleme schöngeredet? Bisher verfolgte der Software-Gigant genau die umgekehrte Strategie und das sehr erfolgreich: Neue Produkte wurden um jeden Preis vor der Konkurrenz herausgebracht, um neue, lukrative Märkte zu besetzen. Resultat: Eilig zusammengeschustertes Flickwerk etablierte sich als Standard.
Bei Windows Vista liegen die Verhältnisse allerdings anders: Der Markt ist bereits besetzt und muss verteidigt werden. Das schafft Microsoft auf Dauer nur, wenn es gelingt, in Sachen Sicherheit der Konkurrenz Linux und Mac OS X nicht ständig hinterherzuhinken. Vor allem das Apple-Betriebssystem könnte durch die Portierung auf gewöhnliche Intel-Rechner zu einer ernsthaften Konkurrenz für Windows werden. Microsoft darf sich jetzt keine groben Schnitzer erlauben. So besteht Hoffnung, dass die Firma für einmal von Anfang an auf Qualität setzt. Ich jedenfalls werde mich den Erfindern von Begriffen wie "Service Pack" oder "Patch Day" nicht als Crash-Test-Dummy zur Verfügung stellen.

Autor(in) David Lee



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