Kommentar 22.02.2006, 13:30 Uhr

Kommentar: Abgaben-Wegelagerer

Ich bezahle gern Urheberrechtsabgaben für Künstler, schliesslich leben sie davon. Was die Suisa aber mit den neusten Gebühren plant, grenzt an Wegelagerei.
Es ist in Ordnung, dass die Suisa [1] - und damit die Künstler - einen Teil des Betrages bekommt, den Sie und ich im Laden beim Kauf einer Musik-CD bezahlen. Und weil ich mir ja für meinen tragbaren CD-Player legale Kopien von den CDs machen könnte, lasse ich auch für jeden CD-Rohling etwa sechs Rappen für die Suisa liegen. Egal, ob ich ihn überhaupt für Musik verwende.
Das ist aber noch nicht alles. Öfters sichere ich meine (legal hergestellten) MP3-Dateien auf eine grössere Daten-DVD. Natürlich langt hier die Suisa erneut zu, nämlich bei jeder DVD+/-R mit 45 Rappen und bei jeder DVD+/-RW mit 1.15 Franken Jetzt habe ich also schon zum dritten Mal Geld für dieselbe Musik an den Schweizer Urheberrechtsclub abgedrückt.
Es reicht aber noch lange nicht. Die Suisa wollte sich ab dem 1. März in Sachen Gier gleich selbst übertreffen: Auch MP3-Player und Harddisk-Rekorder sollen künftig einer saftigen Urheberrechtsgebühr unterliegen. Bei Geräten mit Flash-Speicher ist eine Abgabe zwischen 4.67 und 25.30 Franken pro Gigabyte geplant, bei jenen mit Harddisk eine Gebühr von 0.469 Franken pro Gigabyte. Künftig würde damit ein iPod Nano (4 GB) um satte 18.70 Franken (ca. 5 Prozent) teurer. Glücklicherweise ist die Einführung der Urheberrechtsgebühr auf Grund einer Beschwerde des Wirtschaftsverbandes Swico verschoben worden [2].
Es ist dennoch ein Fass ohne Boden. Gerüchte über Suisas Zukunftspläne lassen nicht auf Besserung hoffen: Bald soll man wohl auch beim Kauf gewöhnlicher PCs und MP3-fähiger Handys kräftig bluten. Das Prinzip scheint einfach: Zocken wir einfach mal alle Anwender nach Kräften ab, dann wirds bestimmt auch jene treffen, die sich Musik illegal aus Tauschbörsen besorgen. Schade benutzte ich nie Tauschbörsenprogramme. So hätte ich mir damals holen können, wofür ich heute gleich mehrmals blechen muss. Und überhaupt: Ich wage zu bezweifeln, dass mein unentwegtes Suisa-Sponsoring am Ende wirklich jene Künstler erreicht, deren Werke ich mir tatsächlich anhöre.



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