News 19.05.2016, 06:29 Uhr

Endlich Schluss mit Werbeanrufen

Sunrise, Swisscom, UPC Cablecom wollen gemeinsam eine Lösung zur Aussperrung unerwünschter Werbeanrufe in die Wege leiten.
Ob auf dem Handy oder auf dem Festnetz: Die ungebetenen Werbeanrufe sind ein Dorn im Auge vieler Bürger. Oft kommen Callcenters an Nummern ran, die nicht im Telefonbuch eingetragen sind. Dahinter stecken Einwahlcomputer, die einmal kurz anrufen. Bei Entgegennahme geben Ahnungslose ihre Nummer den Callcenters preis. Damit soll nun bald Schluss sein. Die Telkos, namentlich Sunrise, Swisscom, UPC Cablecom haben sich, wie angekündigt, mit den Konsumentenschützern an einen Runden Tisch gesetzt. Und der Konsumentenschutz konnte sich durchsetzen. Je nach Telkofirma können deren Kunden ab Ende 2016 mit einer Lösung zur Filterung von Werbeanrufen rechnen. Wie eine Filterung von Werbeanrufen umsetzbar wäre, wird erst in groben Zügen umrissen. Die eine Möglichkeit, so eine Bakom-Sprecherin auf Anfrage von PCtipp: Telekommunikationsanbieter sollen über eine Filterliste verfügen und ihren Kunden per Opt-in anbieten, diese aktivieren zu lassen. Eine andere Möglichkeit bestünde darin, Kunden eine eigene Liste mit Nummern führen zu lassen, die blockiert werden sollen.
Das sind jedoch nur die theoretischen Möglichkeiten. Es wird sich erst noch zeigen, wie die Telkos eine Lösung konkret auf technischer Ebene umsetzen wollen. Swisscom denkt über die erste Möglichkeit in Form einer «Spam-Liste» nach, erklärt man uns. Gestützt auf die Netz- und Verkehrsanalysen, würde sozusagen ein Dienst offeriert, bei welchem Anrufe dieser dynamischen Liste nicht mehr durchgestellt werden. «Ähnlich wie bei E-Mail-Spam-Filtern wird dies kein hundertprozentiger Schutz sein», sagt Swisscom-Mediensprecher Armin Schädeli, auf Anfrage. Allerdings werde die Lösung zurzeit erarbeitet, und es gäbe zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht viel zu sagen, heisst es bei Swisscom. Einzig Salt hat sich bislang gegen einen solchen Lösungsansatz entschieden, da die Problematik primär die unerwünschten Werbeanrufe im Festnetz betreffe. «Oft erfolgen Werbeanrufe aus dem Ausland, wo eine Überprüfung der Rufnummer nicht möglich ist», sagt Salt auf Anfrage. Im Gegensatz zu Mehrwertdiensten sei beim Telefonmarketing eine Rufnummer des Anrufenden zudem beliebig austauschbar. Ausserdem bestünde bei einer flächendeckenden Filtereinführung ein grosses Risiko, dass die Verursacher auf andere Dienste ausweichen, befürchtet Salt. Man befürchte sogar eine Verschlimmerung des Problems. 
Swisscom wird voraussichtlich Ende 2016 eine Lösung anbieten. UPC Cablecom in ca. zwölf Monaten. Sunrise gab an, zur Prüfung der Umsetzbarkeit und zur Implementierung mehr als ein Jahr zu beanspruchen. Bei den Konsumentenschutzorganisationen zeigt man sich erfreut über den gemeinsamen Schritt gegen unerwünschte Werbeanrufe. Teilgenommen am Runden Tisch haben nebst dem Bakom und dem Seco auch Vertreter von VTX, von CallNet.ch und vom Branchenverband für Contact-Center- und Kundenmanagement.
Wie Sie sich gegen Callcenter-Anrufe zur Wehr setzen, lesen Sie in unseren Tipps zum Schutz vor Werbeanrufen nach.

Autor(in) Simon Gröflin



Kommentare
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PC-John
18.05.2016
Aha, interessant, Salt ist dagegen. Das zeigt deutlich, wo "der Bartli den Most holt" Im Prinzip gibt es die sog. Robinson-Liste ja schon, nur interessiert das keinen Werbefritzen mehr. Die angesprochenen Provider wollen eine "Lösung" anbieten, in einem Jahr etwa, sicher? Dabei verdienen sie doch mit. Besser wäre vielleicht ein anderer Ansatz: Die unerwünschten Werbeanbieter gemäss dem ....-Gesetz wirklich auch zur Kasse beten. Dazu müssten die Provider eben die Eigentümer der Werbenummern nennen/herausgeben. Und da kommt dann wieder das Täter-Schutz- äh, Datenschutz- Gesetz zur Anwendung. Die Möglichkeit einer FritzBox könnte z.B. im Swisscom-Account jedem Abonnenten zur Verfügung gestellt werden. Bleibt da noch das Problem, dass die Werbe-Nummern häufig ändern. Das wäre über einen Social-Media-Pool sicher aber lösbar, da verbrennt sich kein Provider die Finger. PC-John

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karnickel
18.05.2016
Hey PC-John, vielleicht muss Salt ja auch bloss im Moment ein bisschen sparen? ;) Abgesehen davon möchte ich der Comcom vorschlagen, dass alle Telcos folgende Filter installieren müssen: Anrufe mit gespooften, gefälschten und unplausibel signalisierten Rufnummern einfach abweisen. Eine Nummer +41 ... kann nie aus dem Ausland kommen. Ebenso wenig kann sie aus dem Nachbarnetz kommen, wenn sie nicht sauber signalisiert wird. Eine Rufnummer aus dem eigens verwalteten Bereich kann nicht vom Mitbewerber angewählt worden sein. Etc. Kostet dann halt auch was.

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Simon Gröflin
19.05.2016
Salt Betreffend Salt, hat man uns inzwischen geantwortet. (Siehe Update am Artikel.) Hier noch das ausführliche Statement für alle, die es genauer interessiert: Die Problematik der unerwünschten Werbeanrufe betrifft hauptsächlich das Festnetz. Salt betreibt als einzige der genannten Anbieterinnen ein reines Mobilfunknetz. Wir erachten die Einführung einer Filtermethode mit Black-/Whitelist aus folgenden Gründen als nicht zielführend: • Im Gegensatz zu Mehrwertdiensten ist beim Telefonmarketing die Rufnummer des Anrufenden beliebig austauschbar (denn es muss nie auf diese Nummer angerufen werden können). Allein aus diesem Grund macht eine Rufnummernsperrung wenig Sinn. • Einzig der Dienstanbieter, dem eine bestimmte Rufnummer zugeteilt ist, ist in der Lage festzustellen, ob ein Anruf von seiner Rufnummer aus zu Recht ausgeführt wurde. • Oft erfolgen Werbeanrufe aus dem Ausland, wo eine Überprüfung der Rufnummer nicht möglich ist. • Bei einer flächendeckenden Filter-Einführung besteht ein grosses Risiko, dass die Verursacher auf andere Methoden und Dienste ausweichen. Wir befürchten sogar eine Verschlimmerung des Problems, da Nummern von (unseren) Kunden als Rufnummer des Anrufenden für unerwünschte Werbeanrufe missbraucht werden könnten. Diese Nummern können nicht gesperrt werden und ein solches Vorgehen wäre für (unsere) Kunden verheerend. Zudem könnten die Callcenter auch auf andere Dienste wie Whatsapp ausweichen, wo gar kein Einfluss mehr ausgeübt werden kann. Aus den oben aufgeführten Gründen möchten wir nicht auf unserem Mobilnetz eingreifen. Zudem könnte ein solches Vorgehen als Verletzung der Interoperabilitätspflicht gewertet werden. Schon heute kann jeder Kunde auf seinem Mobiltelefon unerwünschte Nummern selbst sperren. Herzliche Grüsse Simon

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roadrunner58
23.05.2016
Falsche Info Hallo Karnickel Eine Nummer +41 ... kann nie aus dem Ausland kommen. Ebenso wenig kann sie aus dem Nachbarnetz kommen, wenn sie nicht sauber signalisiert wird. Eine Rufnummer aus dem eigens verwalteten Bereich kann nicht vom Mitbewerber angewählt worden sein. Etc. Kostet dann halt auch was. Leider ist Deine Aussage völlig falsch! Eine +41 Nummer kann ich aus der ganzen Welt als Absender verwenden. Oder hast Du noch nie was von VoiP gehört? Ich hatte mehrere Jahre eine Nummer mit +49 und +43 und hatte meinen Anschluss in der Schweiz via UPC Cablecom Internet. Sogar das Bakom kann Dir dies bestätigen, dass dies möglich ist. Gruss Peter