News 29.09.2014, 09:55 Uhr

Swisscom schafft Internet-Abos ab

Kundenfreundlicher oder kundenfeindlicher? Die Swisscom verbannt Internet-Abos aus dem Sortiment und führt nur noch Kombi-Pakete inklusive TV-Option, egal ob der Kunde das will.
Das im Frühjahr lancierte Swisscom-TV-2.0-Erlebnis bringe Swisscom jetzt auch in allen Kombiangeboten, hiess es am 11. September in einer Medienmitteilung der Swisscom. Damit würde es für Kunden noch einfacher, Surfgeschwindigkeiten festzulegen, Festnetztelefonie aus- oder abzuwählen oder das passende TV-Angebot festzulegen, lautete die PR-Mitteilung. Das tönt zunächst einmal so, als würden Pakete für den Kunden übersichtlicher. Falsch gedacht: Sämtliche Internet-Produkte wurden nun nach dieser Umstellung aussondiert.

Sechs neue Kombi-Pakete mit TV - nur noch ein Internetabo

Wer neuerdings ein Internet-Abo bei der Swisscom sucht, findet unter «Internet-Angebote im Überblick» – etwas versteckt – zuunterst nur noch einen Link zum «DSL mini»-Abo mit 5 Mbit/s Download-Speed: eine Art Grundversorgung zu einem Monatstarif von Fr. 34.-. Das «DSL Standard» für Fr. 49.- nahm der Telco-Konzern klammheimlich Mitte September aus dem Sortiment. Getilgt wurden unter anderem die Abos «DSL Infinity» und «DSL Start». Dafür gibts inzwischen nicht weniger als sechs neue Pakete wie «Vivo Light», «Vivo XS», «Vivo S» und «Vivo M» und «Vivo L» und «Vivo XL».

Mehr Geld für dieselbe Leistung?

Sicher gut: Alle Kunden können neu die Festnetz-Option selber festlegen und ihr TV-Bedürfnis besser auf das individuelle Konsumverhalten anpassen. Die Kehrseite der neuen Kombi-Abos mit Zwangs-TV: Nutzt beispielsweise jemand bis anhin das Abo «DSL & Natel» mit 20-Mbit-DSL-Leitung für Fr. 59.- pro Monat und bezieht TV via Sat-Anlage, hätte er wohl kaum einen Grund zum Wechseln: «Neu müsste ich also für dieselbe Leistung ein "Vivo M"-Paket mit tiefstem "light TV" holen, weil die TV-Box ohnehin ins Regal wandert und Fr. 40.- mehr bezahlen für dieselbe Leistung», schreibt uns ein verärgerter Leser per Mail.
Oder ein anderes Beispiel: Wechselt ein Rentner von einem Analoganschluss mit ca. 7 Franken Telefonkosten pro Monat inklusive DSL-Mini-Option zum «Vivo XS»-Paket (mit Festnetzanschluss), bezahlt er fortan Fr. 89.- pro Monat statt Fr. 56.-. Auch hier wieder eine Preiserhöhung von bis zu 33 Franken pro Monat – ohne Mehrwert für dieselbe Leistung. 

Swisscom nimmt Stellung

«Ausschlaggebend für diesen Entscheid ist die starke Nachfrage unserer Kunden nach mehreren Produkten aus einer Hand sowie eine "Vereinfachung" unseres Angebots», meint Swisscom-Sprecher Carsten Roetz auf Anfrage von PCtipp. Die Swisscom verweist uns auf die Medienmitteilung vom 11. September, wonach sich Swisscom nach eigener Aussage künftig auf den Vertrieb von Kombipaketen konzentrieren möchte. «Die neuen Vivo-Pakete ersetzen das bisherige Vivo-Angebot und verschiedene Einzelprodukte», erklärt uns die Swisscom.

«Unverständlich und schlichtweg kundenunfreundlich»

«Eine Frechheit», meint Ralf Beyeler vom Vergleichsdienst Comparis, der das Verschwinden der Internet-Einzelprodukte auch erst kürzlich bei einem Preisvergleich entdeckt habe. «Dass selbst Menschen, die kein TV-Gerät haben, zu einem TV-Abo gezwungen werden, ist unverständlich und schlichtweg kundenunfreundlich», findet Beyeler. «Swisscom möchte mit der Abschaffung der Internet-Einzelprodukte ihre Einnahmen erhöhen. Dabei ignoriert der Telecom-Gigant einmal mehr konsequent die Interessen vieler Konsumenten», kritisiert der Telco-Experte scharf. «Das Argument, dass die Pakete weniger kompliziert sind als ein einfacher Internet-Anschluss, sei lächerlich und nicht nachvollziehbar», so Comparis.
Was halten Sie von der neuen Staffelung der Swisscom-Vivo-Pakete? Diskutieren Sie mit uns im Forum.

Autor(in) Simon Gröflin



Kommentare
Avatar
peinlich
29.09.2014
Swisscom stellt sich ins Abseits Swisscom nimmt sich selber aus dem Rennen, ich habe bis jetzt von der Swisscom noch nichts gehört, wie sich künftig mein Preis zusammensetzt und was ich zu bezahlen habe. Jetzt habe ich das Infinity-Abo 20Mbit und Gratis Swisscom-TV mit der Grundgebühr und Abo etwas über Fr.95.-, falls sich diesbezüglich etwas nach oben tut oder die Leistung nach unten verschlechtert, bin ich gezwungen über die Bücher zu gehen, Service hin oder her, auch andere bieten einen Service und haben für weniger Geld mehr Leistung, zur Zeit warte ich ab. Das eine oder andere Abo von anderen Anbietern habe ich schon angeschaut, denn ich bin nicht zwingend auf Swisscom angewiesen, den mir würde (nicht lachen) Notfalls auch noch UPC-Cablecom zur verfügung stehen, ich bleibe am Ball.

Avatar
remus25
29.09.2014
Ich bezahle bei gagnet 71.10.- 50Mbit/s inkl. Aufnahmefunktion 72 HD Sender Top !

Avatar
Nebuk
29.09.2014
Auch ich verstehe nicht warum ich SC-TV mit zum Internet-Abo kaufen müsste, wenn ich Sat, Kabel oder gar kein TV nutzen würde. Die Angebote sind irgendwie total am Markt vorbei designt bzw. umgestellt worden. Der einzige Mehrwert entsteht nur für die Swisscom und das auch nur in ihrer Bilanz. Möchte ich in Zukunft meine (schnelle) Internetverbindung einzeln beziehen, bleibt nicht viel anderes übrig als bei der Konkurrenz ein Angebot auszusuchen. Wie gesagt, komisches Konzept. Ich stell mir grad eine Szene vor; Papa/Opa vom Fritzchen geht in den SC-Shop und sagt: "Die Angebote (TV und der Internetanschluss) sind so kompliziert, es wäre schön, wenn es nur noch alles in einem Paket geben würde. Damit ist es dann viel einfacher."

Avatar
Tweety
29.09.2014
Habe das letzte Woche auch festgestellt und mal nachgefragt: Bei den Internetabos ist natürlich Telefon dabei und seit neuestem auch Swisscom TV. Wer den TV nicht wolle, müsse ihn nicht nehmen, es koste aber gleichviel!!!! Ich hätte beinahe zur SW gewechselt vor einem halben Jahr, weil alles separat erhältlich war. Und mich damals über Sunrise aufgeregt. Inzwischen haben die Telefon und Internet zusammen, aber SU TV muss man nicht mehr beziehen und bezahlt dafür auch wesentlich weniger. Das mit den Einzelangeboten dürfte wohl immer schwieriger werden :-(. Meist ist Telefon und Internet gekoppelt.

Avatar
warp99
29.09.2014
Die Anderen sind nicht viel schlechter. Ich habe seit Jahren TV und Festnetz über UPC und bin total zufrieden. Habe 150 bits und auf dem Land das schafft sonst keiner. Beim Mobile will ich jetzt eben über die Bücher. Von Or und Sunny hört ja man grausames aber mal schnell 29.-- im Monat sparen.....da kann man sich schon etwas nerven, das sind doch gen. 348.-- im Jahr. Das gibt doch schon mal 2 Festplatten für das Nas.

Avatar
testus
29.09.2014
Vorgehen mit den Bluewin-Adressen ich bin noch bei Swisscom, weil ich meine seit vielen Jahren gültigen Email-Adressen nicht ändern möchte. Frage an PCtipp und versierte User: Kann man zu einem anderen Provider wechseln und seine Bluewin-Adressen mitnehmen ?? - diese Info würde sicher vielen SC-Kunden sehr behilflich sein bei ihrer Entscheidung. PS: - Mich würde sehr interessieren, was hier die Meinung des Preisüberwachers ist! - hat SC nicht fast eine Monopolstellung in diesem Bereich ...??

Avatar
Supporter
29.09.2014
Du kannst EINE Swisscom (bzw. @bluewin) Adresse kostenlos beibehalten (nicht mitnehmen, die bleibt dann bei Swisscom) wenn du zu einem anderen Provider gehst. Kannst das ganze noch umgehen, indem du z.B. auf ein Mobilabo noch ein Swisscom Login eröffnest und da drin eine 2. Adresse laufen lässt.

Avatar
gucky62
29.09.2014
Hmm, möchte mal wissen wie die Swisscom hier bei uns SwisscomTV anbieten will. Die Telefonleitung ist zu lang. Maximal sind etwa 5Mbit möglich. VDSL kann man vergessen. Da SC damit eine Leistung verkaufen will, welche Sie gar nicht erbringen kann, dürfte das so ziemlich den Tatbestand des Betruges (& Nötigung) nahe kommen. So langsam ist hier dringend ein politisches Eingreifen notwendig um die SC zur Räson zu bringen und an Ihre Aufgabe zu erinnern. Wenn die Kunden begreifen würden, welche Macht Sie eigentlich haben, würde SC dies ziemlich schnell lassen. Hier aber gebärt sich SC als ausgewachsener Monopolist. Das wäre eigentlich auch die Aufgabe der Bakom einem solchen Treiber, welches nicht interesse der CH Bevölkerung ist, einen Riegel vorzuschieben. Gruss Daniel

Avatar
Supporter
29.09.2014
Habe das Verhalten in so einem Fall nun mal mit einer mir bekannten Nummer getestet, die noch mit reinem ADSL (somit Zwangstrennung) unterwegs ist, max. Speed 4 down/0.5 up (von abgelegenem Dorf nochmals 3 km via Freileitung in die Pampa raus.) Auch hier will man ein Vivo andrehen: Mit dem Hinweis: TV ist nicht am Fernsehgerät verfügbar sondern lediglich via Tablet anzusehen. Nimmt mich zudem wunder, wie sie das dann gestalten mit der Zwangstrennung und AllIP. Telefoniert man dann genau in dem Moment wo die Zwangstrennung stattfindet...na was dann? Dann gibt's eben beim Telefonat auch eine Zwangstrennung? (Nimmt mich während dem Schreiben grad so wunder, dass ich mal den Chat damit befrage.)

Avatar
gucky62
29.09.2014
In der "Pampa" liegt unsere Liegenschaft mit doch einigen Wohnungen eigentlich nicht. Swisscom hat aber schlichtweg seit Jahren nicht viel unternommen. Hab das Ganze hier auch mal ausprobiert, mit demselben Resultat. Wobei meine derzeitige Telefonnummer sogar die Fehlermeldung ausspuckt, dass der Prüfdienst derzeit nicht tun solle. Komischerweise tut er bei einer Nummer im selben Haus. Auch maximal 4.4 MBit, 0.5 Up und SwisscomTV auf Tablet, usw. , aber nicht auf dem TV. Das kann ich fast nur noch als lachhaft verstehen. Das ist für mein Verständnis unlauter. Mal sehen was Du noch in Erfahrung bringst :) Naja dafür haben wir seit einigen Jahren ein eigenes FTTH Netz mit TV Kopfstation und Glasfaserzubringer für Internet (& VOIP). Wobei nun auch gerade ein Wechsel des ISP stattfindet. Die neuen Angebote sind dabei recht gut. Im Vergleich zu SC sogar extrem gut, wen man die Bandbreite (Sync) vergleicht. (SC wäre gesamt etwa 50% teurer, bei nicht gleicher Leistung) Zum Glück gibt es ja auch noch andere Anbieter, welche die Kundenanforderungen/wünsche nicht mit Füssen treten. Gruss Daniel