News 15.08.2019, 07:32 Uhr

Millionen biometrischer Daten offen im Netz entdeckt

Israelische Sicherheitsforscher haben eine öffentlich zugängliche Datenbank mit den biometrischen Zugangsdaten von Millionen Nutzern im Netz entdeckt.
Sicherheit: Forscher aus Israel haben eine riesige Datenbank mit rund einer Million Fingerabdrücken und anderen biometrischen Daten aufgespürt, die quasi ungeschützt und unverschlüsselt im Web abgerufen werden konnte. Die Daten stammen vom System «Biostar 2» der koreanischen Sicherheitsfirma Suprema, die nach eigenen Angaben Marktführer in Europa bei biometrischen Zutrittskontrollsystemen ist. Über das Sicherheitsleck hatten zuerst der britische «Guardian» sowie das israelische Portal «Calacalist» berichtet.
«Biostar 2» arbeitet mit Fingerabdrücken oder Gesichtsscans auf einer webbasierten Plattform für intelligente Türschlösser, mit der Unternehmen die Zugangskontrolle für ihre Büros oder Lagerhallen selbst organisieren können. Das System wird nach Angaben vom «Guardian» auch von der britischen Polizei sowie mehreren Verteidigungsunternehmen und Banken genutzt.
Die gravierende Sicherheitslücke wurde von den israelischen Hackern Noam Rotem und Ran Lokar entdeckt, die für den Dienst vpnMentor arbeiten. Die Schwachstelle habe dazu geführt, dass man die vollständige Kontrolle über die Konten im System erhalten konnte, sagte Rotem dem Portal «Calcalist».
Die Forscher hatten Zugriff auf über 27,8 Millionen Datensätze und 23 Gigabyte Daten, darunter Fingerabdruck- und Gesichtserkennungsdaten, Gesichtsfotos von Benutzern, unverschlüsselte Benutzernamen und Passwörter, Protokolle über den Zugang zu den Einrichtungen, Sicherheitsstufen und -freigabe sowie persönliche Daten des Personals. Ausserdem hätten sie Datensätze in den Firmenkonten neu anlegen und manipulieren können.

Daten meist unverschlüsselt

Entsetzt zeigten sich die Forscher darüber, dass in dem System die vollständigen biometrischen Daten meist unverschlüsselt abgespeichert wurden. «Anstatt einen Hash des Fingerabdrucks zu speichern, der nicht rückentwickelt werden kann, speichern sie die tatsächlichen Fingerabdrücke der Menschen, die für bösartige Zwecke kopiert werden können», sagten die Forscher dem «Guardian». Überrascht waren Rotem und Lokar darüber, wie schlecht die Suprema-Kunden zum Teil ihre Konten abgesichert haben: Viele Konten enthielten lächerlich einfache Passwörter wie «Passwort» und «abcd1234».
Der Marketingleiter von Suprema, Andy Ahn, sagte dem «Guardian», das Unternehmen habe eine «eingehende Bewertung» der von vpnMentor bereitgestellten Informationen vorgenommen. Die Kunden würden im Falle einer Bedrohung informiert werden. Die Sicherheitslücke sei inzwischen geschlossen worden.



Kommentare
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karnickel
17.08.2019
Und es zeigt sich ein zweites Problem: Firmen und Behörden schlampen. Wer für seine Sicherheitslösung viel bezahlt - und sowas ist nie billig - kann sich offensichtlich nicht in Sicherheit wiegen. Seine Lösung also nur an Hand des Preises und vertraglicher Bedingungen auszusuchen kann also ganz schön unsicher werden.