News 25.09.2012, 09:15 Uhr

Verkehrte Stromwelt in Serverfarmen

Laut New York Times hätte Microsoft in den USA eine Strafe zahlen müssen, weil das Unternehmen zu wenig Strom verbrauchte. Noch merkwürdiger war die Reaktion: Microsoft verschwendete sinnlos Strom, um der Strafe zu entgehen.
Die New York Times hat einen ausführlichen Bericht über eine Microsoft-Serveranlage und dessen Schattenseiten veröffentlicht. Mitten in den Weiten des Staates Washington baut Microsoft seit 2006 eine gigantische Serveranlage immer weiter aus. Diese bildet die Hardware-Basis für die Suchmaschine Bing, den Hotmail-Service und diverse Cloud-Angebote. Auch Yahoo hat hier eine Serveranlage. Die zugehörige Gemeinde Quincy zählt nicht einmal 7000 Einwohner. Doch dank eines nahe gelegenen Turbinenkraftwerks des Columbia River gibt es hier, was Serverfarmen vor allem brauchen: billigen Strom. Der Industriestrom ist hier laut Bericht nur etwa halb so teuer wie im nationalen Durchschnitt. Microsoft bezog im letzten Jahr im Durchschnitt 42 Megawatt Strom, Tendenz steigend.
Trotz der Staumauer hat Microsoft zusätzlich 40 riesige Dieselgeneratoren zur Verfügung, die anscheinend auch oft in Betrieb sind und dabei Luftverschmutzungen verursachen, die möglicherweise gesundheitsschädlich sind. Die Generatoren werden angeblich gebraucht, um gegen jegliche Stromengpässe und -ausfälle gewappnet zu sein – was für Server natürlich absolut notwendig ist.
Microsoft hätte eine Busse von 210'000 Dollar zahlen sollen, weil das Unternehmen weniger Strom verbrauchte als prognostiziert. Anscheinend ist es für den Energieversorger wichtig, dass er von den ganz grossen Kunden im Voraus weiss, wann sie wie viel Strom benötigen. Nachdem die grossen Unternehmen jahrelang falsche Prognosen gemacht hatten, führte der Energieversorger einen Strafenkatalog ein. Während Yahoo die fällige Busse von 94'608 US-Dollar zahlte, liess man sich bei Microsoft etwas anderes einfallen: Man warf die Heizungen an und verbrauchte sinnlos Strom. Auf die erforderliche Strommenge zu kommen, hätte es Microsoft nur 70'000 Dollar gekostet, die Rechnung ging also auf. Dies wurde dann den Behörden auch so schriftlich mitgeteilt, in der Hoffnung, dass die Busse zurückgezogen wird. Tatsächlich wurde diese auf 60'000 Dollar reduziert.

Autor(in) David Lee



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