News 16.10.2012, 07:08 Uhr

Das Lesen fremder Mails ist nicht illegal

Google und Yahoo dürfen die Mails der Nutzer lesen. Zu diesem Urteil ist der Oberste Gerichtshof von South Carolina gekommen.
Der Oberste Gerichtshof von South Carolina hat vergangene Woche ein Urteil gefällt, das Internetkonzernen wie Google und Yahoo das Recht einräumt, die E-Mails ihrer Nutzer zu lesen. Das bedeutet, dass das Lesen von privaten E-Mails den Stored Communications Act, der seit 1986 den Datenschutz im Web reguliert, nicht verletzt. Die EU geht indessen einen anderen Weg und peilt einen Sieg gegen mutmassliche Datenschutz-Missachtungen Googles an.
Kein Datenschutz für Mails
«Diese Entscheidung ist ein weiterer Beweis für die Hartnäckigkeit und Widersprüchlichkeit des amerikanischen Überwachungs-Regimes», kritisiert Woodrow Hartzog von der Samford University . Das umstrittene Urteil könnte zur Folge haben, dass Google, Yahoo und andere Anbieter, die Inhalte von E-Mails ihrer Kunden nach Informationen durchsuchen und sie ohne deren Zustimmung für Werbezwecke einsetzen. Vor allem aber wurde durch das Urteil das Vorgehen der Exekutive bekräftigt, die in den USA bei Verdachtsfällen jederzeit die E-Mails von Privatpersonen durchforsten darf.
Die Richter sagen, dass E-Mails im Internet nur als Sicherheitskopien gespeichert werden dürfen und diese nicht unter die Datenschutzbestimmungen fallen. Diese Argumentation kann der Rechtsprofessor Hartzog nicht verstehen: «Diese rechtlichen Diskussionen haben nichts damit zu tun, wie Menschen solche Angebote wahrnehmen.»
Urteil von globaler Bedeutung
Während in den USA Google mehr Rechte zuerkannt bekommt, muss sich der Konzern in der EU auf ein Urteil gefasst machen, das laut Experten globale Auswirkungen haben könnte. Die französische Datenschutzbehörde CNIL wird am Dienstag die Ergebnisse von Gesprächen mit Datenschutzbeauftragten aller EU-Mitgliedsstaaten präsentieren. Laut Insidern wird die Behörde die erst im März eingeführten abgeänderten Geschäftsbedingungen des Konzerns kippen und Google dazu auffordern, die neuen Bestimmungen rückgängig zu machen.
«Mit der Beauftragung der CNIL macht die EU Ernst», sagt Datenschutzexperte Bradley Shears. Im Visier der europäischen Datenschützer ist der Umgang Googles mit den gesammelten Daten seiner Nutzer. Nach Ansicht der EU hat der IT-Riese nicht das Recht Daten, die durch Gmail gesammelt wurden, für andere Zwecke einzusetzen. Google wurde von der EU-Kommissarin Viviane Reding schon vor einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, dass die Änderungen das EU-Recht verletzen könnten.
Dominoeffekt prognostiziert
«Google hatte offenbar das nötige Know-how, um alle Daten der verschiedenen Angebote zu kombinieren. Deswegen sollte es auch kein Problem sein, die vorherigen Bestimmungen wiederherzustellen», so Schears. Der Rechtsanwalt erwartet sich einen Dominoeffekt, der Aufsichtsbehörden in der ganzen Welt dazu führen könnte, ähnliche Datenschutzregeln einzuführen. «Dieses Urteil könnte Google untersagen Daten seiner Nutzer plattformübergreifend zu nutzen und den Konzern viele Mio. Euro kosten», sagt Shears abschliessend.
Quelle: Pressetext.com/Peter Oslak

Autor(in) Pressemeldung



Kommentare
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Gaby Salvisberg
16.10.2012
Hallo Auto Im HeftNr. 10 Oktober 2012 wird Google Mail empfohlen. Wie verhält sichdies nun mit dieser Meldung?? Die PCtipp-Redaktion ist keine meinungsmässige Einheit, die in den Artikeln nur diese oder jene "reine Lehre" predigt. Sie besteht aus verschiedenen Menschen mit individuellen, zum Teil sehr von einander abweichenden Ansichten. Ausserdem muss der Anwender ein Stück weit auch selbst entscheiden, ob er diese oder jene Dienste nutzen will. Es ist daher völlig normal, dass wir in einem Artikel über möglicherweise bestehende Datenschutzbedenken schreiben und in einem anderen Artikel Tipps zur Nutzung eines Dienstes geben. Kurz: Wer seine Mails einem grossen Cloud-Anbieter (sei es Microsoft, Google oder sonstwer) anvertrauen will, der soll das tun. Und für jene, die Google Mail verwenden wollen, waren die Tipps gedacht. Herzliche Grüsse Gaby

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paulchen_10
16.10.2012
Google mail Datenschutz richtig gaby, es solte immer noch ein gewisser gesunder "menschenverstand" da sein um selber zu urteilen aber wenn man einfach alles glaubt was man liest ohne zu überlegen,na ja....... du weisst schon was ich sagen wollte ! mfg paulchen

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atomar
17.10.2012
Zwang Sunrise zwingt seinen Kunden den Gockeldienst einfach auf.

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skyzem
17.10.2012
Sunrise zwingt seinen Kunden den Gockeldienst einfach auf. Das interessiert mich aber. Wie machen die das? Also unter welchen Vorwänden?

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ipool
17.10.2012
Weitreichende Folgen Ich gehe nun davon aus, dass bei allen amerikanischen Mailanbietern die selbe Problematik besteht. Also auch bei MSN, mac.com usw. Europäische Mailanbieter sind da im Moment noch sicherer. Es ist da schon zwischen den Zeilen zu spühren, dass der Ami-Staat den Weg ebnen will, damit diese alles überwachen können, auch ohne konkreten Richterbeschluss, Verdacht usw. Es war schon lange zu beobachten, dass in den USA der Persönlichkeitsschutz zu Gunsten von Wirtschaft und übermässigem Staatsschutz geopfert wird. Pivatsphäre gibt es in den USA seit 911 nicht mehr. Das Urteil ist wie, wenn die Post alle Briefe öffnen und auswerten würde, ohne den Kunden zu informieren. Jetzt kann nur noch gehoft werden, dass die EU etwas dagegen unternimmt. Sunrise zwingt seinen Kunden den Gockeldienst einfach auf. Wenn du die Sunrise Mailadresse meinst, stimmt das bedingt, wobei ich mir da ein kleines Grins nicht verkneiffen kann, wenn die Adresse vom ISP verwendet wird. Rein nur diese Tatsache macht schon Abhängigkeiten, egal ob Sunrise, Bluewin, Cablecom usw. Spätestens bei einem Wechsel des Anbieters, kann es Probleme geben. Eigentlich kann da nicht von einem Zwang gesprochen werden, da jeder anschliessend frei ist, diese mailadresse zu verwenden oder eine eigene zu gebrauchen.