News 04.07.2016, 08:10 Uhr

Apple setzt App Store als Waffe ein

Spotify beklagt sich bitter über Apple. Diese blockieren die neue iOS-App, um weniger Konkurrenz für den eigenen Dienst Apple Music zu haben.
Der Streit zwischen Apple und Spotify scheint zu eskalieren. Der Vorwurf des Musikstreaming-Diensts: Apple hat die neuste iOS-Version der Spotify-App blockiert und will sich so Konkurrenz vom Hals halten. Und den eigenen Streaming-Dienst Apple Music pushen. 
In einem Brief an Apples Chef-Anwalt Bruce Sewell beschweren sich die Schweden, dass ihnen und ihren Kunden durch das Ablehnen des Updates starker Schaden zugefügt wird. Apple hatte die neue Version mit der Berufung auf die Business Model Rules nicht zugelassen. Denn Spotify will sich wohl nicht auf Apples Abrechnungssystem für In-App-Käufe einlassen.

Apple setzt App Store als Waffe ein

Spotifys Anwalt Horacio Gutierrez sieht darin eine Wettbewerbsverzerrung. «Die neuste Episode lässt ernste Zweifel über das beunruhigende Verhaltensmuster von Apple aufkommen», so Gutierrez. Apple schliesse Spotify aus und verringere so dessen Konkurrenzfähigkeit gegenüber iOS. «Wir können nicht einfach zusehen, wie Apple den App-Store-Genehmigungsprozess als Waffe einsetzt, um Wettbewerbern zu schaden.»
Kopien des Briefs schickte Spotify an mehrere Kongressmitglieder in Washington, D.C. Apple hat bisher nicht auf den Brief reagiert. 
Die beiden Tech-Platzhirsche waren sich nicht zum ersten Mal uneins: Kurz zuvor stritten sie sich um eine Aktion, bei der iPhone-User drei Monate lang Spotify-Streaming für nur 99 US-Cent testen konnten, wenn sie nicht in der App, sondern auf der Webseite des Streaming-Diensts buchten.
Diese Aktion wollte Apple boykottieren. Denn Apple verdient an den In-App-Käufen 30 Prozent mit, kaufen User nicht in der iOS-App, bekommt Apple natürlich nichts. Spotify will diese Abgaben an Apple umgehen. Apples Abrechnungssystem sorgte schon oft für Unmut und Kritik bei Entwicklern. Wollen die in der App verkaufen, müssen sie die User über iTunes abrechnen. Für die Benutzung dieser Zahlweise verlangt Apple aber eine Gebühr. In Googles Play Store hingegen sind auch andere Zahlungsweisen möglich.

Jay Zs Tidal im Visier

Auf der anderen Seite ist Apple gerade daran, seinen Musikdienst, der die üblichen Apple-Qualitätsstandards noch vermissen lässt, aufzupolieren. Wie auf der WWDC angekündigt, gibt es im Herbst ein grosses Update, das vor allem das Design betrifft. Wie das Wall Street Journal nun vermeldet, ist man in Cupertino ausserdem am Kauf von Jay Zs Musikstreaming-Service Tidal interessiert und auch schon in Übernahmeverhandlungen. Während Apple bisher noch wenige Exklusivkooperationen mit Musikern hat, konnte der Hip-Hop-Mogul bereits 19 angesagte Künstler verpflichten. Darunter Ehefrau Beyoncé sowie Kanye West und Rihanna. Laut Schätzungen dürfte für den Kauf ein niedriger dreistelliger Millionenbetrag fällig werden.
Für beide Parteien sollte der Deal Erfolg versprechend sein. Bisher hat Tidal nur rund 4 Millionen zahlende Kunden und ist daher noch meilenweit von den Wettbewerbern Apple Music (15 Millionen) und Spotify (30 Millionen) entfernt. Apple könnte sich auf der anderen Seite im Konkurrenzkampf mit Spotify einen entscheidenden Vorteil sichern. Denn Spotify mangelt es an Exklusivverträgen. Apple Music hätte mit Tidals Hochkarätern und den schon bestehenden Partnerschaften mit Künstlern wie Taylor Swift oder Herbert Grönemeyer einen entscheidenden Vorteil.
Den guten Draht zu Musikern, auch zu denen, die sich lange gegen Musik-Streaming ausgesprochen haben, dürfte Apple auch seiner Personalauswahl verdanken. Für Apple Music sind unter anderem Hip-Hop-Legende und Beats-Gründer Dr. Dre und Nine-Inch-Nails-Frontmann und -Produzent Trent Reznor zuständig.



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