News 04.08.2010, 09:41 Uhr

Apple als Weltreligion?

Apple sei die neue Weltreligion, war diese Woche in unzähligen Medienberichten zu lesen - dies sei das Ergebnis einer US-amerikanischen Studie. Doch man sollte nicht alles glauben.
Über Apple wird viel geschrieben, und längst nicht alles ist hieb- und stichfest. Dass die polarisiernde Firma mitten im Sommerloch mit dem iPhone 4 in die geruhsame Stille platzt, scheint das Problem noch zu akzentuieren.
So wird Apple dieser Tage in unzähligen Medienberichten als «die neue Weltreligion» betitelt. Der Vorwand, um dies zu tun ist – wie könnte es anders sein – eine US-amerikanische Studie. Bei Pressetext.at heisst es zum Beispiel: «Apple ist eine Religion, Steve Jobs ihr Papst und seine Jünger glauben nur noch, statt vernünftig zu denken. Zu diesem Schluss kommen US-Kommunikationsforscher in der Zeitschrift New Media & Society.»
Der volle Text der Studie steht uns nicht zur Verfügung, der kostet 25 Dollar und würde wohl den Zeitrahmen für eine News sprengen. Wie aber aus der Zusammenfassung hervorgeht, untersucht der Artikel die Analogie zwischen religiöser Symbolik und der Technik anhand des iPhone, das in gewissen Kreisen den Übernamen «Jesus Phone» bekam. Der Begriff wurde vor allem auf der anderen Seite des Atlantiks bei der Lancierung 2007 verwendet, darunter auch von Apple-Kritikern – von ihnen natürlich ironisch.
Es geht im Text also um die Vergleichbarkeit der Symbolik und nicht darum, ob das, was dahinter steckt, dasselbe ist. Es ist, also würde man sagen «Fussball ist der neue Krieg», weil jemand festgestellt hat, dass dort Ausdrücke wie Angriff, Sturm, Schuss, Niederlage etc. vorkommen. Der Artikel erschien am 18. Mai 2010.
Dann machte der berühmt-berüchtigte Nachrichtensender Fox News eine Story mit folgendem Titel daraus: «Christian, Jew ... iPhone? Apple Is the New Religion, Academics Say». So etwas hat die Autorin allerdings nie gesagt. Der Titel wurde später angepasst. Trotzdem übernehmen nun genau diesen Titel viele deutschsprachige Onlinemedien.
In ihrem Blog äussert die Autorin die Unzufriedenheit über die Medienberichte. Fox News habe sie nie interviewt, sondern nur per E-Mail kurz kontaktiert und die Antwort fehlinterpretiert. Indirekt sagt sie auch, dass niemand die Studie tatsächlich gelesen habe. Sie hoffe, dass in Zukunft Journalisten den Artikel tatsächlich lesen, bevor sie die Studie kritisieren, schreibt Campbell.

Autor(in) David Lee



Kommentare
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Tuxone
04.08.2010
Jedem das seine... Der eine mag die Fischli-Fraktion, ein anderer die Apple-Fraktion. :-) Kommt drauf an auf welcher Seite des Ufers man steht.

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thom45
04.08.2010
Hans was Heiri Kommt drauf an auf welcher Seite des Ufers man steht. Ich stehe auf keines Ufers Seite. Darum sind mir auch beide Fraktionen Hans was Heiri. :-)

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skyzem
05.08.2010
Und was wenn man auf beiden Seiten steht? Glaubens- ICH-konflikte sind vorprogrammiert...