Kommentar 25.07.2007, 12:42 Uhr

Das Freitagsbit: Immer auf die Kleinen

Die WWKolumne
Seit letzter Woche starre ich meine Glühbirne an und empfinde dabei ein schlechtes Gewissen. Sollte dieses Würmchen in der Glaskugel wirklich unsere Erde kaputt machen? Das haben mir die Popstars Al «CO2-Jesus» Gore und Madonna gepredigt; ich müsse aufwachen und die Erde retten. Etwa indem ich Energiesparlampen statt Glühbirnen verwende.
Ist meine geliebte Birne tatsächlich der Ursprung allen weltlichen Übels? Das gigantische Live-Earth-Spektakel ist zwar – abgesehen von den energieverschwendenden Starkstromgitarren und Lautsprecherwänden sowie Madonnas Privatflügeln – gut gemeint, trifft aber wie so oft den Falschen. Mich nämlich.
Was kann ich dafür, dass immer noch Lampen produziert werden, in die die voluminöseren Energiesparlampen gar nicht hineinpassen? Ist es etwa meine Schuld, dass mein Hausbesitzer kein Geld für eine Solaranlage auf dem Dach aufwerfen will? Was kann ich dafür, dass Windows ein Tummelfeld für Hacker, Viren und Spam-Idioten ist? Warum soll ich etwas dagegen tun?
Ich bin doch nur ein dummer, fauler Konsument. Ich esse, was auf den Teller kommt. Hat mir schon meine Mama beigebracht. Die Mär vom Konsumenten und seiner Macht dient doch nur dazu, vom eigentlichen Kern des Problems abzulenken: Hersteller sind auch nur Menschen und wählen den kürzesten Weg zum geschäftlichen Erfolg. Das ist Marktwirtschaft.
Drum, lieber Al: Lad doch beim nächsten Mal die Hersteller und Politiker zu deinen Konzerten ein. Mir platzt nämlich gleich die Birne, wenn ich dran denke, was ich alles tun und lassen sollte, nur weil andere ihren Job nicht erledigen.



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