Kommentar 19.11.2010, 07:00 Uhr

Mikrowellen-GUI-GAU

Investigative Recherchen in unserem Kaffeeraum decken schamlos auf: Mikrowellengeräte peinigen unbescholtene Bürger mit perfiden Benutzeroberflächen.
Warum einfach (rechts), wenns auch kompliziert geht (links)
In unserem Kaffeeraum befinden sich zwei Mikrowellengeräte. Das eine ist ein sehr günstiges Modell, das oft und gern benutzt wird. Zwei Regler, einer für die Zeit und einer für die Wattstärke. Das andere ist ein mutmasslich eher teures Gerät, das die meisten nur benutzen, wenn das andere schon besetzt ist. Hier befinden sich zahlreiche drucksensitive Flächen, Nummern, Programme, verschiedene Betriebsmodi, eine Schweinebraten-Taste und sonstiger Pipifax. Vielleicht könnte man mit diesem Gerät ein festliches Fünfgangmenü zubereiten, wenn man zuerst ein 500-seitiges Handbuch lesen würde; doch erstens ist das Handbuch (im Gegensatz zum Handbuch des anderen Modells) unauffindbar und zweitens benützt man einen Mikrowellenherd ja nur dann, wenn es schnell gehen soll. Und so sind schon gestandene IT-Profis, Programmierer und Leute mit Hochschulabschluss daran gescheitert, dieses Ding überhaupt zum Laufen zu bringen.
Und die Moral von der Geschicht? Ob PC, Smartphone oder Mikrowelle: Überall, wo etwas digital (um nicht zu sagen: micro) ist, kann man auch etwas falsch machen mit der Bedienoberfläche. Und wenn etwas gemacht werden kann, wird es auch gemacht.

Autor(in) David Lee



Kommentare
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thom45
19.11.2010
Und so sind schon gestandene IT-Profis, Programmierer und Leute Hochschulabschluss daran gescheitert, dieses Ding überhaupt zum Laufen zu bringen. Aaaaalso, wenn Leute mit Hochschulabschluss daran scheitern, dann darf einem das nicht wundern...

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dzs
19.11.2010
Amüsant, aber... Ich habe mich über den Artikel von David Lee amüsiert. Allerdings hat auch los Alamos recht, es sieht wirklich aus, als würde die Zweiknopfbedienung ausreichen. üBRIGENS, Richtig gute GUIs haben verschiedene Benützerlevels z.B.: * Einfach zu bedienen, wenig Einstellmöglichkeiten, Quick & dirty * Viele Einstellmöglichkeiten, komplexer, elementares Verständnis nötig * Expertenmodus, vielleicht sogar mit PW gesichert, man kann alles, sogar das Gerät kaputtmachen Solche Geräte liebe ich, ich habe dann auch die Disziplin, mich mit dem Deppenmodus zu begnügen, wenn ich keine Zeit hatte, mich mit einem Gerät vertraut zu machen.

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coceira
23.11.2010
das muss sein david Nicolas Carr fordert sogar, dass die technik noch komplizierter wird. Nur so koennte der geistige verfall verhindert werden, etwas, dass sich nach dem lesen deines beitrags ueber die bediener fahigkeiten eines simplen microwelengerates bei euch zu bewahrheiten scheint. Die Hauptthese des 51-jährigen US-Amerikaners: Das Internet, die Informationstechnologie allgemein, ist alles andere als ein Segen für die Menschheit. Denn das Gehirn verkümmere, wenn durch Suchmaschinen Daten und Fakten jederzeit und in Sekundenbruchteilen zur Verfügung stehen. Auch GPS-Systeme versorgen uns in Sekundenbruchteilen mit Informationen, die man früher mit mühevoller Gehirnarbeit selber finden musste. So würden «intellektuelle Kapazitäten abgebaut». Also david (und redaktionskollegen), nicht sich aergern, die herausforderung annehmen, versuchen die huerden zu ueberwinden, den horizont erweitern und...und .... und .... ;-) rgds, co quelle: http://www.nicholasgcarr.com/ http://pressetext.com/news/100918003/web-kritik-google-und-co-machen-dumm/