News 23.04.2013, 09:47 Uhr

User ohrfeigen Facebook Home

Seit gut zehn Tagen ist der Android-Launcher Facebook Home erhältlich. Die Nachfrage ist allerdings mässig und die Kritiker sind zahlreich. Ist Facebooks Angriff auf Android ein Flop?
Am 12. April lancierte Facebook den Android-Launcher Facebook Home. Zwischen 500'000 und 1 Million Mal wurde die Anwendung mittlerweile aus dem Play Store installiert. Das klingt nicht unbedingt nach wenig, doch bedenkt man, dass Facebook sich mit über einer Milliarde Nutzer rühmt, muss die Zahl dennoch als enttäuschend eingestuft werden. Auch wenn Facebook Home momentan erst auf sechs Modellen läuft – darunter sind mit dem Samsung Galaxy S3 und dem Galaxy Note 2 immerhin millionenfach verkaufte Bestseller. Alleine das S3 verkaufte sich bisher weit über 40 Millionen Mal.
Kommt dazu, dass ein Grossteil der Nutzer, welche die App heruntergeladen haben, diese wohl bereits wieder deinstalliert hat oder zumindest nicht aktiv verwendet. Dies lässt sich aus den überwiegend negativen Nutzerbewertungen im Play Store ableiten. Von über 12'000 Bewertungen beträgt der Durchschnitt magere 2,2 Punkte (von maximal 5). Mehr als die Hälfte aller Bewertungen entfallen gar auf die tiefste mögliche Bewertung mit nur einem Stern.
Wo sind die Widgets?
Übergrosse Facebook-Updates statt Sperrbildschirm
Ein Blick in die Kommentare zeigt auf, wieso Facebook Home nicht zu überzeugen vermag. Der alternative Launcher ersetzt komplett die ursprüngliche Nutzeroberfläche auf Android-Smartphones und liefert dem Nutzer die volle Dosis Facebook. Die Konsequenz: Die unter Android-Nutzern allseits beliebten Widgets, kleine Live-Anwendungen, die auf dem Homescreen platziert werden, können zum Beispiel unter Facebook Home überhaupt nicht mehr genutzt werden. Auch, dass der Sperrbildschirm quasi nicht mehr existiert (stattdessen werden Nutzer mit bildschirmfüllenden Status-Updates beglückt, sobald sie das Display einschalten), kommt mässig gut an. Ausserdem wird bemängelt, dass diese Status-Updates nicht chronologisch geordnet angezeigt werden.
Weitere Kritikpunkte: Facebook Home sei zu langsam, der Zugriff auf andere Apps zu umständlich und es fehlen Möglichkeiten zur Individualisierung.
Es ginge auch anders
Dabei hat HTC eigentlich vorgemacht, wie man Facebook-Süchtige eleganter zufriedenstellen könnte. Der mit dem HTC One eingeführte BlinkFeed zeigt ebenfalls prominent auf der Startseite die neusten Facebook-Meldungen an – erlaubt aber gleichzeitig auch noch die Nutzung herkömmlicher Startbildschirme inklusive Widgets und Co. Viele Nutzer wünschen sich denn auch ein Facebook Home in Form eines Widgets, das sich ergänzend zur normalen Android-Oberfläche nutzen lässt.
Die verhaltenen Reaktionen auf Facebook Home zeigen auch, dass sich Android-Nutzer nicht gerne einschränken lassen. Schliesslich entscheidet man sich nicht für ein offenes System, nur um dann eine App zu installieren, die daraus quasi ein geschlossenes Facebook-System macht. Dies ahnte wohl auch Google-Verwaltungsratspräsident Eric Schmidt, als er sich durch die Ankündigung von Facebook Home wenig beunruhigt zeigte und erklärte, dass offene Systeme wie Android eben auch solche Anwendungen zuliessen.



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