Tests 11.12.2008, 11:15 Uhr

Getestet: Sony Ericsson Xperia X1

Gelingt es dem Windows-Mobile-Erstling von Sony Ericsson, die Schwächen seines Betriebssystems abzufangen?
Handys und Smartphones müssen immer schicker, bunter und multimedialer werden. Gleichzeitig dient fast jedes Smartphone auch als Businessgerät. Sony Ericssons Xperia X1 ist ein typisches Beispiel dafür, dass beides möglich ist - je nach Anforderung mit ein paar kleinen Abstrichen.
Kontaktaufnahme
Natürlich muss zuerst die SIM-Card rein, was etwas Geduld erfordert, weil der Akkudeckel sich nur mit Mühe entfernen lässt.
Schnell zwischen verschiedenen Panels (Oberflächen) umschalten
Nach dem Einschalten des Geräts konfiguriert es sich auf den Netzbetreiber und fordert zum Kalibrieren des Touchbildschirms auf. Über allfällige Einstiegshürden helfen mehrere bunte, nicht besonders praktische Faltbroschüren hinweg. Leider gibts ein richtiges Handbuch nur als Download.
Da es sich um ein Gerät mit Windows Mobile 6.1 Professional handelt, besteht die mitgelieferte Software hauptsächlich aus Microsofts Active Sync. Die Installation klappt gut, auch die USB-Verbindung des Smartphones mit einem Notebook funktioniert fehlerlos.
Die Menüs sind Windows-artig aufgebaut; man findet sich relativ schnell zurecht. Sehr praktisch sind die vordefinierten Panels: Innert Sekunden schalten Sie über die Panel-Taste zwischen diesen persönlich anpassbaren Themes um. So werden Sie sich bald je ein Panel z.B. für Reise-, Büro- und Freizeit einrichten, mit den jeweils wichtigsten Anwendungen drauf.
«Touch me, touch me now!»
Schön ist die Auswahl der Bedienmöglichkeiten. Entweder ziehen Sie auf der Rückseite den Bedienstift heraus und blenden die Touch-Screen-Tastatur ein. Hier müssen Sie allerdings sehr gut zielen.
Oder Sie drehen das Gerät um 90 Grad und fahren - pardon: neudeutsch «sliden» - die QWERTZ-Tastatur aus und tippen mit zwei Daumen. Die Tasten gehen etwas streng und wären mit grossen Männerpranken nicht sehr einfach zu bedienen.
Eine einhändige Bedienung (z.B. während man sich im Tram irgendwo festhält) ist praktisch ausgeschlossen. Das ist nur beim Telefonieren möglich, jedoch nicht z.B. beim SMS-Schreiben.
Ein drittes Bedienelement ist die grosse mittlere Taste, die ebenfalls berührungsempfindlich ist und bei der schnellen Menü-Navigation hilft.
Was uns auffiel: Während das Gerät «schläft», ist man im Ungewissen, ob es noch lebt, ob es Empfang hat oder sich sogar komplett abgeschaltet hat. Eine gelegentlich grün blinkende LED (wie z.B. beim Palm Treo) würde hier sicher für mehr Klarheit sorgen.
«Wir bedauern...»
«...es gab ein Problem mit solitaire.exe» oder «...mit services.exe» bekamen wir in der einige Tage dauernden Testphase gelegentlich zu lesen, siehe Bild.
Gelegentliche Crashes einzelner Programme können vorkommen
Dem Betriebssystem Windows Mobile werden noch andere Schwächen nachgesagt, allen voran die kurze Akkulaufzeit und die etwas träge Reaktion beim Bedienen. Beides war auch beim Xperia X1 zu spüren, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei anderen Windows-Mobile-Smartphones. In beiden Disziplinen kommt auch ein X1 nicht an einen Blackberry, einen Treo mit PalmOS oder an ein Gerät mit Symbian-Betriebssystem heran.
Die Nähe zu Microsoft zeigt sich auch darin, dass sich das Gerät von Haus aus ausschliesslich mit Outlook bzw. einer Microsoft-Exchange-Umgebung synchronisieren lässt. Benutzer anderer Betriebssysteme und Terminverwaltungstools bleiben im Regen stehen.
Harte Fakten
Die Hardware des Xperia X1 stammt nicht von Sony Ericsson; das Unternehmen hat lediglich kräftig mitentwickelt. Gebaut wird das Gerät bei HTC.
Die Ausstattung lässt sich sehen: Die 3,2 Megapixel-Kamera schiesst anständige Bilder und kleine (640x480 Pixel) Videos. Der interne Speicher beträgt 400 Megabytes, lässt sich aber durch eine MicroSD-Karte bis auf 16 GB aufstocken.
Fürs flotte Surfen sind Internet Explorer und Opera Mobile an Bord; den erforderlichen Zugang erhalten Sie per GPRS, EDGE, UMTS oder HSDPA. Sehr nützlich sind das GPS-A-Modul und das installierte Google Maps, dessen Kartenmaterial sich mit dem X1 vortrefflich benutzen lässt. Die eigentliche Navigationssoftware Wayfinder ist leider nur in einer Testversion installiert. Wenn Sie diese länger benutzen wollen, müssen Sie sie kaufen - wenigstens jedoch zu einem vergünstigten Preis.
Als multimedial veranlagtes Smartphone spielt das X1 Musikdateien in den Formaten MP3, AMR, MMF, WMA, Midi und AAC, AAC+ und AAC++. Bei den Videoformaten kennt es 3GPP, WMV, H.263, H.264 und MPG4.
Windows-Mobile-Fans: Zuschlagen!
Lässt man die bekannten Abstriche betreffs Windows Mobile ausser Acht, ist das Xperia X1 ein leistungsfähiges, vielseitiges Smartphone. Es bietet alle Funktionen für den täglichen Kommunikationsbedarf, inklusive SMS, MMS, E-Mail oder Instant Messaging (MSN).
Wenn Sie am liebsten mit Windows Mobile arbeiten oder aufgrund technischer Vorgaben Ihres Arbeitgebers darauf angewiesen sind, können wir Ihnen guten Gewissens zum Kauf des Gerätes raten.

Testergebnis

Multimediafunktionen, GPS, QWERTZ-Tastatur
etwas teuer, kein richtiges Handbuch

Details:  3-Zoll-Display, 400 MB Speicherplatz, UMTS, HSDPA, WLAN, Bluetooth

Preis:  Fr. 1'099.-

Infos: 
www.sonyericsson.ch

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Kommentare
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Oli28
11.12.2008
kein richtiges Handbuch Ich persönlich mag diese Variante. Alle Welt reded von Klimawandel und Ressourcen sparen - SE machts, sie drucken nicht jedem so ein verflixtes Buch welches doch nur von 20% gelesen wird. Keine Frage: Auch ich mags lieber gedruckt. Aber: Diesen Kompromiss geh ich ein, rechnet mal was dadurch an Ressourcen (Strom, Papier etc. etc.) gespart werden kann! Grüsse Oli PS: Dies machen auch TV Hersteller, diese Liefern einen kleinen Teil (Fernbedienungsübersicht) als Papier und den Rest auf CD. Sehr überlegt wie ich finde.

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froeschli
14.12.2008
Die Tasten gehen etwas streng und wären mit grossen Männerpranken nicht sehr einfach zu bedienen. Ich habe zwar keine "grossen Männderpranken", aber dennoch zu grosse Finger, um angenehm auf der Tastatur tippen zu können. Ich konnte das Gerät bei einem Händler mal ausprobieren und muss sagen, nein danke. Habe schon früher Berichte (Zeitung) darüber gelesen, aber in der Realität überzeugt es mich schlicht nicht... Gruss froeschli