News 28.05.2013, 09:23 Uhr

Wie viel Orwell steckt in der Xbox One?

Microsofts neue Spielkonsole Xbox One hört und sieht permanent mit. Eine heikle Tatsache, finden auch Datenschützer.
Einer der gewichtigsten Unterschiede der vor einer Woche vorgestellten Xbox One zu ihrem Vorgänger ist die Tatsache, dass Kinect standardmässig mitgeliefert wird. Kinect besteht aus Kamera und Mikrofon und erkennt Bewegungen und Sprachbefehle des Nutzers. Der neue Kinect-Sensor der Xbox One arbeitet allerdings wesentlich präziser als sein Vorgänger. So ist er beispielsweise in der Lage, den Nutzer zu identifizieren, und er soll sogar seine Emotionen erkennen und den Herzschlag messen können.
Stein des Anstosses: der standardmässig mitgelieferte Kinect-Sensor der Xbox One
Es ist naheliegend, dass ein so mächtiges Werkzeug bei vielen Bedenken bezüglich des Datenschutzes auslöst. Was passiert mit den detaillierten Daten, die Microsoft auf diese Weise sammeln kann? Gerade in Kombination mit der Cloud-Anbindung der Xbox One eine potenziell heikle Mischung.
Datenschützer warnen
Diese Ansicht teilt auch der deutsche Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar. Er bezeichnet die Xbox One gegenüber dem Spiegel gar als «Überwachungsgerät». Die Spielkonsole registriere ständig persönliche Informationen über den Nutzer, übertrage diese an externe Server und gebe sie möglicherweise sogar an Dritte weiter. «Ob sie jemals gelöscht werden, kann der Betroffene nicht beeinflussen», so Schaar. Doch trotz dieser Bedenken hält er Panik für unangebracht: «Dass Microsoft jetzt mein Wohnzimmer ausspioniert, ist bloss eine verdrehte Horrorvision.»
Auch der Schweizer Datenschützer Hanspeter Thür sieht in der Xbox One ein potenzielles Überwachungsgerät. «Zusammen mit den Voraussetzungen einer permanenten Internetverbindung und dem Always-on-Betriebsstatus kann natürlich ein sehr einschneidendes Überwachungsgerät geschaffen werden», sagte er gegenüber dem Tages-Anzeiger. Den Always-on-Zwang hat Microsoft allerdings dementiert, es wird also auch möglich sein, die Konsole offline zu nutzen. Wichtig ist laut Thür vor allem, dass die Nutzer über die Details und den genauen Verwendungszweck der gesammelten Informationen informiert werden und zudem die Wahl haben, eine Übertragung der Daten abzulehnen.
Microsoft beschwichtigt
Diese Wahl sollen die Nutzer laut Microsoft auch haben. Dies bestätigte Phil Harrison, Vize-Präsident beim Software-Giganten, im Gespräch mit Eurogamer.net. «Wir übertragen in keinster Weise persönliche Daten, die Rückschlüsse auf den Nutzer geben könnten, ausser man stimmt dem explizit zu.» Microsoft habe sehr gute Richtlinien bezüglich des Datenschutzes und sei «führend» in diesem Bereich. «Wir brauchen Kinect ganz sicher nicht, um irgendjemanden auszuspionieren.»



Kommentare
Es sind keine Kommentare vorhanden.