News 02.04.2013, 10:00 Uhr

Der Dolmetscher für die Hosentasche

Samsung wagt sich mit dem S-Translator an etwas, das die Industrie seit Jahren auf Trab hält: einen Stimmenübersetzer in Echtzeit.
Das Samsung Galaxy S4 erscheint Ende Monat in 155 Ländern. In einigen dieser Länder soll es mit dem S-Translator für mehr Verständnis sorgen. Echtzeitsprachübersetzung ist seit Jahren ein hohes Ziel der Kommunikationsbranche. Eines, das noch kein Unternehmen erreicht hat. Jetzt plant Samsung das Feature für sämtliche Galaxy-S4-Geräte.
Für den Launch des S4 sollen zehn Sprachen unterstützt werden: amerikanisches Englisch, britisches Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, lteinamerikanisches Spanisch, brasilianisches Portugiesisch, Koreanisch, Mandarin und Japanisch. Alle Sprachen können in Kombination mit Englisch verwendet werden. Zusätzlich sind die drei ostasiatischen Sprachen Koreanisch, Mandarin und Japanisch untereinander kompatibel. Eine Übersetzung zwischen Deutsch und Französisch, zum Beispiel, ist nicht möglich.
Der S-Translator unterstützt Übersetzungen von SMS, Mail und Sprachaufzeichnungen. Doch der interessanteste Aspekt der App ist die Echtzeitübersetzung. Während des Launch-Events in der Radio City Music Hall in New York City, dramatisierten zwei Schauspieler eine Konversation zwischen einem englischsprachigen Touristen und einem Bewohner von Shanghai. Der Tourist sagte dem S-Translator eine Frage in Englisch vor, die dieser in Mandarin wieder ausgab. Der Einheimische antwortete darauf in Mandarin, das der Übersetzer in englischen Text umwandelte.
Die Komplexität der Sprache
Echtzeitübersetzung von gesprochener Sprache ist ein komplizierter Prozess, dem drei Teilschritte unterliegen. Jeder davon ist technisch anspruchsvoll und fehleranfällig. Erst muss die aufgezeichnete Sprache in Text umgewandelt werden. Danach wird der Text übersetzt und zum Schluss wieder in Sprache umgewandelt. Die Hauptschwierigkeit liegt beim ersten Schritt. Viele Menschen sprechen undeutlich, in einem Dialekt oder mit Akzent. Für eine Software ist es beinahe unmöglich, solche Eigenheiten zu erkennen. Eine weitere Hürde liegt im Sprachfluss. Sogar für Menschen ist es schwierig, zwischen all den «ähs», Selbstkorrekturen und Satzumstellungen eine sinnvolle Echtzeitübersetzung zu bewerkstelligen. Umso schwieriger ist es, dies einer Applikation beizubringen.
In der Textübersetzung variiert die Schwierigkeit von Sprache zu Sprache. Häufig werden bestimmte Themenvokabulare verwendet, um die Chance auf eine korrekte Übersetzung zu erhöhen. Dabei benötigt ein Übersetzer eine umfassende Datenbank an bisherigen Übersetzungen. Diese muss für jede Sprachpaarung neu erstellt werden, weshalb der S-Translator auch nur in bestimmten Kombinationen funktioniert.
Für die Textübersetzung benützt Samsung eigene Technologie, nicht etwa Google Translate. Die grösste Limitierung ist dabei die Internetverbindung. S-Translator benötigt eine Datenverbindung zu einem Übersetzungsserver. Eine grosse Hürde für eine App, die gerade beim Reisen besonders nützlich wäre. Einige Standardphrasen erkennt der Übersetzer auch ohne Netz. Für eine philosophische Debatte im Nahverkehrssystem von Seoul wird dies jedoch kaum reichen.



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